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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Leben, und hat sich gerade nur Zeit genommen, uns zu
erklären, wohin er läuft und wo ihr alle seid.»
«Und jetzt hat er sich ganz umsonst so abgehetzt – der Arme!» «Das ist Fräulein Marias Sache. Ich sehe gar nicht ein, warum
ich für ihre Sünden büßen soll. Von der Mutter konnte ich
nicht loskommen, solange Tante Norris um die Haushälterin
herumgetanzt ist, aber vor dem Sohn kann ich ausreißen.» Und schon schwang sie sich über den Zaun und ging rasch
davon, ohne Fannys Frage, ob sie etwas von Miss Crawford und
Edmund gesehen hätte, zu beachten. Doch der Gedanke an die
beiden beschäftigte Fanny nicht mehr ausschließlich, weil sie
Mr. Rushworths Rückkehr geradezu mit Grauen entgegensah.
Sie fand, daß ihm großes Unrecht angetan wurde, und war ganz
unglücklich, daß es nun ihr oblag, ihm das Vorgefallene zu
berichten. Julia war kaum fünf Minuten lang verschwunden, als
er auftauchte, und obwohl Fanny ihre Geschichte so schonend
wie möglich erzählte, war er offenkundig über alle Maßen
gekränkt und erzürnt. Zuerst sprach er kein Wort; nur seine
Miene drückte sein fassungsloses Erstaunen und seinen Ärger
aus. Er ging zum Tor und blieb dort stehen, als wüßte er nicht,
was er nun beginnen sollte.
«Sie haben mich eigens gebeten, hier auf Sie zu warten –
Maria hat mir aufgetragen, Ihnen zu bestellen, daß Sie sie dort
beim Hügel antreffen …»
«Ich glaube, ich gehe gar nicht weiter», meinte er verdrossen.
«Ich sehe nichts von den beiden – bis ich zum Hügel komme,
sind sie wieder woanders. Ich habe genug vom Herumlaufen.» Und er ließ sich mit der düstersten Miene neben Fanny
nieder.
«Es tut mir so leid», sagte sie. «Es ist wirklich schade …» Und
sie wünschte, sie könnte ihm etwas Tröstlicheres sagen. Nach kurzem Schweigen fing er wieder an:
«Ich finde, sie hätten auf mich warten können.»
«Maria dachte, Sie würden nachkommen.»
«Wenn sie auf mich gewartet hätte, brauchte ich ihr nicht
nachzulaufen.»
Das ließ sich nicht leugnen, und Fanny schwieg. Nach einer
neuerlichen Pause fuhr Mr. Rushworth fort: «Sagen Sie bitte,
Miss Price, gehören Sie auch zu den Bewunderern von
Mr. Crawford? Ich für mein Teil kann nichts Besonderes an ihm
sehen.»
«Ich finde ihn gar nicht hübsch.»
«Hübsch! Einen so kleingeratenen Mann kann wahrhaftig
niemand hübsch nennen! Er mißt nicht einmal fünf Fuß und
neun Zoll, es würde mich nicht wundern, wenn es nur acht Zoll
über fünf Fuß wären. Nein, er sieht nach nichts aus. Meiner
Ansicht nach sind diese Crawfords kein erfreulicher Zuwachs.
Wir sind sehr gut ohne sie ausgekommen.»
Ein leiser Seufzer entfuhr Fannys Brust. Sie fand keinen
Anlaß, ihm zu widersprechen.
«Wenn ich mich geweigert hätte, den Schlüssel zu holen, wäre
das noch eine gewisse Entschuldigung. Aber ich bin sofort
darum gelaufen, sobald sie ihn nur verlangt hat.»
«Ja, Sie waren überaus gefällig und sind auch sehr rasch
gegangen – aber es ist doch ziemlich weit von hier bis zum
Haus, und dann noch ins Haus hinein … Und wissen Sie, wenn
man ungeduldig wartet, verliert man jedes Zeitgefühl; eine halbe
Minute scheint dann fünf Minuten zu dauern.»
Mr. Rushworth stand auf und ging wieder zum Tor hinüber.
«Ich wollte, ich hätte den Schlüssel bei mir gehabt», murmelte
er. Fanny meinte in seinem unschlüssigen Herumstehen
Anzeichen einer versöhnlicheren Stimmung zu erkennen. Das
gab ihr den Mut, es noch einmal zu probieren, und sie sagte
sanft: «Es ist schade, daß Sie ihnen nicht nachgehen wollen.
Maria dachte, sie würden von jenem Punkt dort einen besseren
Blick auf das Haus haben. Jetzt werden sie beratschlagen wollen,
und dazu ist doch Ihre Anwesenheit vonnöten. Ohne Sie kann
nichts entschieden werden.»
Fanny entdeckte, daß es leichter war, einen Gesellschafter
loszuwerden, als ihn zurückzuhalten. «Na, wenn Sie wirklich
meinen, daß ich gehen soll …» sagte er. «Es wäre ja auch dumm,
den Schlüssel für nichts und wieder nichts geholt zu haben.»
Damit schloß er das Tor auf und verließ sie ohne weitere
Zeremonien.
Jetzt kehrten Fannys Gedanken wieder zu den beiden zurück,
die sie so lange allein ließen, und in einem Anfall von Ungeduld
beschloß sie, sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Sie
folgte eine Strecke weit dem unteren Weg und wollte gerade in
einen anderen einbiegen, als Miss Crawfords unverkennbares
Lachen ihr Ohr traf. Die Stimmen wurden lauter, und bei der
nächsten Wegbiegung traten ihr die beiden entgegen.

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