Mansfield Park
der Tat einen glückstrahlenden Eindruck. Ihre Augen leuchteten, und sie sprach mit großer Lebhaftigkeit, denn Julia und deren Partner, Mr. Crawford, tanzten dicht neben ihr. Die beiden Paare blieben eng beisammen. Fanny erinnerte sich nicht, wie Maria vorhin ausgesehen hatte, denn sie selbst hatte mit Edmund getanzt und nicht an ihre Cousine gedacht.
Mrs. Norris fuhr fort: «Es ist wahrhaftig eine Freude, gnädige Frau, ein so glückliches junges Paar zu sehen – und dabei so comme il faut, und alles stimmt so gut zusammen! Ich muß immer daran denken, wie Sir Thomas sich freuen wird. Und was würden Sie von einer zweiten Verlobung halten, gnädige Frau? Mister Rushworth ist mit gutem Beispiel vorangegangen, und so etwas soll ansteckend sein.»
Mrs. Rushworth, die nur für ihren Sohn Augen hatte, konnte sich gar nicht denken, wer gemeint sei. Mrs. Norris kam ihr zu Hilfe: «Das erste Paar, gnädige Frau, dort drüben. Merken Sie nichts?»
«Ach du meine Güte! Natürlich, Miss Julia und Mr. Crawford!
Wirklich ein sehr hübsches Paar. Hat er ein gutes Einkommen?» «Viertausend im Jahr.»
«So so. Ja, jeder muß mit dem zufrieden sein, was er hat.
Viertausend im Jahr ist gar nicht schlecht, und er scheint ja ein sehr solider, feiner junger Mensch zu sein. Ich hoffe, daß Miss Julia sehr glücklich wird.»
«Es ist noch nicht fest abgemacht, gnädige Frau, noch nicht. Wir sprechen nur unter Freunden davon. Aber ich zweifle nicht, daß es bald soweit sein wird. Er bemüht sich sehr um sie.»
Mehr vernahm Fanny nicht. Sie brauchte nicht länger zuzuhören und zu warten, denn Mr. Bertram war wieder im Zimmer, und wenn sie auch fand, daß es fast zuviel Ehre für sie wäre, glaubte sie doch sicher, daß er sie auffordern würde. Er trat auch in ihren kleinen Kreis, doch anstatt sie zum Tanz einzuladen, zog er sich einen Stuhl heran und berichtete ihr ausführlich von dem Zustand seines kranken Pferdes und der Meinung des Reitknechts, die er soeben eingeholt hatte. Dann griff er nach der Zeitung, die auf dem Tisch lag, und sagte dabei in lässigem Ton: «Wenn du unbedingt tanzen möchtest, Fanny, können wir ja.» Sein Anerbieten wurde viel höflicher abgelehnt
– nein danke, sie wolle im Augenblick lieber nicht tanzen. «Das ist gescheit», rief er, plötzlich ganz munter werdend, «denn ich bin todmüde. Ich frage mich nur, wie die guten Leutchen das so lange aushalten. Sie müssen sämtlich verliebt sein, um Spaß an diesem Unsinn zu finden, und das sind sie wohl auch. Wenn du sie anschaust, siehst du lauter verliebte Paare – allesamt, bis auf Yates und Mrs. Grant – und unter uns gesagt, hätte die arme Frau einen Liebhaber genau so nötig wie jede andere. Ein blödsinnig langweiliges Leben muß sie bei unserem guten Doktor führen.» Er schnitt eine Grimasse zum Stuhl des letzteren hinüber und merkte bei dieser Gelegenheit, daß der Doktor dicht neben ihm stand. Fanny konnte sich trotz allem kaum das Lachen verbeißen, so komisch war es, wie rasch ihr Cousin eine andere Miene aufsetzte und das Gesprächsthema wechselte: «Eine sonderbare Geschichte ist das mit Amerika, Dr. Grant! Was sagen Sie dazu? Sie wissen ja, ich komme immer zu Ihnen, wenn ich mir eine politische Meinung bilden will.»
«Ach, mein lieber Tom!» rief gleich darauf seine Tante. «Wenn du ohnehin nicht tanzt, hast du wohl nichts dagegen, mit uns eine Partie Whist zu spielen, nicht wahr?» Sie trat zu ihm und flüsterte ihm eindringlich zu: «Wir brauchen unbedingt einen Vierten. Deiner Mutter liegt sehr viel daran, eine Partie für Mrs. Rushworth zu arrangieren, aber sie selbst kann nicht gut abkommen, sie muß ihre Franse knüpfen.
Doch du und ich und Dr. Grant – das genügt. Wir Damen spielen zwar nur um Schillinge, aber mit ihm kannst du einen höheren Einsatz vereinbaren.»
«Es wäre mir ein besonderes Vergnügen», rief Tom mit lauter Stimme, während er mit erstaunlicher Behendigkeit aufsprang, «ein ganz besonderes Vergnügen – aber augenblicklich tanze ich gerade. Komm doch endlich, Fanny!»
Er ergriff ihre Hand. «Wenn du noch länger trödelst, ist der Tanz zu Ende.»
Fanny ließ sich gern von ihm entführen, wenn sie auch nicht imstande war, besondere Dankbarkeit für ihren Cousin zu empfinden oder einen Unterschied zwischen seinem Egoismus und dem Egoismus anderer Leute zu entdecken, was er offenbar tat.
«Wahrhaftig, ein bescheidenes Verlangen!» rief er entrüstet aus, während sie zu tanzen begannen. «Mich für
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