Mansfield Park
– einem Trüpplein junger Damen und Herren, die das Handwerk nicht kennen und gegen alle Nachteile von Erziehung und Konvention zu kämpfen haben.»
Einen Augenblick lang war es still, doch dann wurde das Gespräch wieder aufgenommen und mit unvermindertem Eifer weitergeführt. Je mehr man diskutierte, desto größer wurde die Lust, es zu probieren. Und obwohl man zu keinem anderen Ergebnis kam, als daß Tom Bertram für eine Komödie stimmte und seine Schwestern samt Henry Crawford für ein Trauerspiel, und sich nur dahin einigte, daß nichts auf Erden leichter sein könnte, als ein Stück ausfindig zu machen, das alle gleichermaßen befriedigte, schien plötzlich der Entschluß, irgend etwas aufzuführen, so eindeutig festzustehen, daß es Edmund ganz ungemütlich wurde. Er war entschlossen, es wenn irgend möglich zu verhindern, obwohl seine Mutter, die das bei Tisch fortgeführte Gespräch mit anhörte, keine Spur von Mißbilligung äußerte.
Noch am gleichen Abend bot sich Edmund die Gelegenheit, seine Stärke zu erproben. Maria, Julia, Henry Crawford und Mr. Yates waren im Billardzimmer. Tom, der von dort in den Salon zurückkehrte, wo Edmund nachdenklich vor dem Feuer stand, während Lady Bertram nicht weit davon auf dem Sofa saß und Fanny an ihrer Seite ihre Handarbeit einrichtete, legte schon in der Türe los: «Ein so miserables Billard wie unseres gibt es auf der ganzen Welt nicht wieder! Ich mache das nicht mehr mit. Nichts wird mich dazu bringen, je wieder darauf zu spielen! Aber etwas Günstiges habe ich gerade festgestellt: der Raum eignet sich ausgezeichnet als Theater. Er hat gerade die richtige Form und Größe, und die beiden Türen in der Rückwand sind genau, was wir brauchen. Man muß nur den Bücherschrank in Vaters Zimmer wegschieben, um eine Verbindung zu schaffen. Etwas Besseres könnten wir uns nicht wünschen, wenn wir noch so lange suchten, und Vaters Zimmer wird ein ausgezeichnetes Foyer abgeben. Das Ganze ist wie geschaffen für unsere Zwecke.»
«Tom, du hast doch nicht ernsthaft die Absicht, Theater zu spielen?» fragte Edmund leise, als sein Bruder näher trat.
«Ja, warum denn nicht? Es ist mir völlig ernst. Was erstaunt dich daran?»
«Ich glaube, es wäre ganz falsch. Allgemein gesprochen, ist gegen private Theaterspielerei manches einzuwenden, aber so wie die Dinge bei uns liegen, wäre es höchst unbesonnen und schlimmer als unbesonnen, etwas Derartiges zu unternehmen. Es wäre eine große Gefühllosigkeit Vater gegenüber, der gerade jetzt allen Gefahren einer Seereise ausgesetzt ist, und vor allem wäre es taktlos und unklug für Maria; es brächte sie in eine sehr heikle Situation.»
«Ach, du nimmst alles gleich so schwer! Als ob wir die Absicht hätten, bis zu Vaters Rückkehr jede Woche dreimal zu spielen und die ganze Nachbarschaft dazu einzuladen! Davon ist doch nicht die Rede. Wir wollen uns nur selbst ein bißchen amüsieren, gerade nur um uns ein bißchen Abwechslung zu verschaffen und unsere Kräfte an etwas Neuem zu erproben. Soviel Takt traue ich uns noch zu, daß wir ein völlig einwandfreies Stück wählen werden, und ich kann mir nicht denken, warum es schädlicher oder gefährlicher sein sollte, uns bei dieser Gelegenheit in der kunstvoll gefeilten Sprache eines großen Dichters zu unterhalten, als zu schwatzen, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Und was Vaters Abwesenheit betrifft, scheint mir das weit eher für als gegen unser Projekt zu sprechen. Unserer Mama wird das Warten zu einer ängstlichen, aufregenden Zeit, und wenn es gelingt, sie in den nächsten Wochen von ihrer Besorgnis abzulenken und sie zu zerstreuen, dürfen wir mit uns zufrieden sein, und Vater wird es sicher loben. Das ist für sie wirklich eine sehr, sehr aufregende Zeit.»
Unwillkürlich blickten sie bei diesen Worten zu ihrer Mutter hinüber. Lady Bertram in ihrem Sofawinkel, die Verkörperung von Wohlbehagen, Wohlstand, Sorglosigkeit und Seelenruhe, war gerade im Begriff, sanft einzunicken, während Fanny ihr über eine der wenigen Schwierigkeiten ihrer Handarbeit hinweghalf.
Edmund schüttelte nur lächelnd den Kopf.
«Nein, wahrhaftig, das verfängt nicht!» rief Tom und warf sich mit schallendem Gelächter in einen Stuhl. «Meine liebe Mama – und Angst und Aufregung! Nein, mit diesem Argument habe ich Pech gehabt!»
«Was ist?» fragte Lady Bertram, halb im Schlaf, mit schwerer Zunge. «Ich schlafe nicht.»
«Nein, Mama, woher denn! Niemand hat Sie im Verdacht!» Sobald sie
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