Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
über fünf Fuß mißt, sonst erwartet er sich einen gutaussehenden Mann!»
Dies verstand Sir Thomas nicht recht und blickte den Sprecher mit einigem Erstaunen an.
«Wenn ich meine aufrichtige Meinung sagen soll», fuhr Mr. Rushworth kühn fort, «ist dieses ewige Proben sehr unangenehm. Es ist einfach zuviel des Guten. Ich spiele nicht mehr so gern Theater wie früher. Ich finde es viel netter, gemütlich beisammenzusitzen und nichts zu tun.»
Sir Thomas sah ihn nochmals an und erwiderte mit beifälligem Lächeln: «Es freut mich, es freut mich aufrichtig, daß wir in diesem Punkt so ähnlich denken. Daß ich vorsichtig und scharfsichtig bin und manche Bedenken habe, die meinen Kindern fern liegen, ist wohl natürlich, und ebenso, daß ich die häusliche Stille, ein Heim, das lärmende Vergnügungen ausschließt, höher schätze, als sie es tun. Doch daß Sie, mein lieber Mr. Rushworth, das alles in Ihren Jahren schon so richtig empfinden, ist ein sehr erfreulicher Umstand für Sie selbst wie für alle, die Ihnen nahestehen. Ich weiß einen solchen Bundesgenossen nach Gebühr zu schätzen.»
Sir Thomas beabsichtigte, Mr. Rushworths Meinung in klareren Worten auszudrücken, als dieser selbst zu finden wußte. Er merkte wohl, daß er in Mr. Rushworth kein Genie erwarten dürfe, war aber ganz geneigt, ihn als einen verständigen, soliden jungen Mann gebührend zu schätzen, wenn auch seine mangelnde Rednergabe seinen besseren Grundsätzen nicht gerecht wurde. Den meisten Anwesenden war es unmöglich, ein Lächeln zu unterdrücken, und Mr. Rushworth selbst wußte kaum, was er mit so bedeutsamen Worten anfangen sollte. Doch indem er nichts weiter sagte und nur durch seine aufrichtig strahlende Miene zeigte, wie sehr Sir Thomas’ gute Meinung ihn beglückte, tat er sein möglichstes, um sich diese gute Meinung noch ein weniges länger zu bewahren.
     

20. Kapitel
    Am nächsten Morgen war es Edmunds erste Sorge, allein mit seinem Vater zu sprechen und ihm eine wahrheitsgetreue Darstellung des ganzen Theaterprojekts zu geben. Seine eigene Beteiligung verteidigte er nur so weit, als es ihm seine Beweggründe jetzt bei nüchterner Betrachtung wirklich zu verdienen schienen, und gab freimütig zu, seine Konzessionen hätten so wenig Gutes bewirkt, daß man die Vernünftigkeit seines Entschlusses billig bezweifeln könnte. Während er sich rechtfertigte, war er bestrebt, von den anderen nicht schlecht zu sprechen, doch in der ganzen Gesellschaft gab es nur eine Person, deren Verhalten keinerlei Entschuldigung oder Beschönigung brauchte.
    «Wir sind alle mehr oder weniger zu tadeln», sagte er. «Jeder einzelne von uns – bis auf Fanny. Fanny ist die einzige, die nie geschwankt hat, die von Anfang an standhaft dagegen war und keinen Augenblick vergessen hat, was wir Ihnen, Papa, schuldig sind. Sie werden finden, daß Fannys Charakter allen Ihren Wünschen entspricht.»
    Sir Thomas empfand die Unschicklichkeit des ganzen Unternehmens so stark, wie sein Sohn es im Hinblick auf die Zusammensetzung der Gesellschaft und die besonderen Umstände erwartet hatte; er mochte kaum darüber sprechen und drückte Edmund nur stumm die Hand. Wenn das Haus erst von jedem Gegenstand, der die peinliche Erinnerung heraufbeschwor, gereinigt und wieder in den ihm angemessenen Zustand versetzt war, wollte er sich bemühen, den unangenehmen Eindruck so rasch wie möglich zu überwinden und zu vergessen, daß man seiner vergessen hatte. Er ließ sich nicht darauf ein, seinen anderen Kindern Vorwürfe zu machen. Lieber als eine bedenkliche Untersuchung zu riskieren, wollte er glauben, daß sie ihren Irrtum von selbst einsähen. Das unverzügliche Ende aller Vorbereitungen, die Tilgung aller Spuren sollte sein einziger Tadel sein.
    Es gab nur eine Person im Haus, der Sir Thomas seine Mißbilligung deutlicher als durch sein bloßes Verhalten kundzutun wünschte. Mrs. Norris gegenüber konnte er nicht ganz stumm bleiben. Er hätte gehofft, sagte er zu ihr, daß sie sich einer Sache entgegensetzen würde, die sie zweifellos selbst mißbilligte. Es sei von den jungen Leuten sehr unüberlegt gewesen, ein solches Unternehmen zu beginnen, sie hätten wahrlich klüger sein sollen; doch sie wären eben jung und, von Edmund abgesehen, noch recht ungefestigt; daß aber sie, Mrs. Norris, ihre Zustimmung zu so unpassenden und bedenklichen Vergnügungen gegeben, erstaune ihn mehr, als daß man solche Lustbarkeiten erwogen habe. Mrs. Norris war nicht wenig

Weitere Kostenlose Bücher