Manta 01 - Omnivor
zu. »Gehen wir uns betrinken.«
Eingehüllt in Mäntel mit den Aufschriften ER und SIE gingen sie auf ihre Küche zu.
Sie hob eine Hand. »Warten Sie.«
Er wartete.
Sie kam zu einem Entschluß und drehte sich um. »Hier entlang.«
Er folgte ihr durch die Tür und den Flur bis zum Aufzug. Sie drückte auf den Knopf für das Basement vierzig Stockwerke tiefer. Die anderen Passagiere blickten starr geradeaus und hielten es für unter ihrer Würde, den intimen Auftrag zur Kenntnis zu nehmen: aufgewühltes Haar, nackte Beine und Füße, Bademäntel im Partnerlook. Aber Subble schnappte die Bemerkungen von denen auf, die ausstiegen. Er lächelte. Das Basement war wirklich ein eigenartiger Bestimmungsort für so ein Pärchen.
Das Basement, bei dem es sich mit Sicherheit um das oberste von zahllosen anderen unterirdischen Geschossen handelte, war eine nüchterne Räumlichkeit aus verschiedenen breiten Korridoren. Es gab einen Wegweiser, aber Aquilon ignorierte ihn. Sie führte ihn einen der Hauptgänge hinunter.
Rohre mit einem mächtigen Durchmesser hingen unter der niedrigen Decke, und tunnelartige Öffnungen führten in Höhlen voller Ventile und Meßanzeigen. Ein milder, aber durchdringender Geruch hing in der Luft. Subble schnüffelte und isolierte die Hauptbestandteile: Moder, Tierdung, Saatgut, Insektizide, Ammoniak, Maschinenöl und Abfälle. Dies schien die Viehverwertungsabteilung des Komplexes zu sein. Viele Wohntürme hatten ihre eigene, um zwischenstaatlichen Kontrollen, Frachtgebühren und Steuern aus dem Weg zu gehen.
Noch ein anderer Geruch: derselbe Eindruck von Fremdheit, den er bemerkt hatte, als er nach der sich verflüchtigenden Spur des Dings in Vegs Wald gesucht hatte. Die. Kreatur war am letzten Tag hiergewesen. War das der Grund, aus dem sie ihn hierhin geführt hatte?
Am Ende der Halle saß ein Mann an einem Pult und brütete über einer Tabelle. Er blickte auf, als sie näher kamen. Er lächelte.
»Schön, Sie zu sehen, Quilon«, sagte er und rieb sich über die geschwollenen Augen.
Subble registrierte seine tief verwurzelte Müdigkeit, seine unterdrückte Verzweiflung und sein Elend. Dieser Mann war unglücklich verheiratet, unzufrieden mit seinem Beruf, gelangweilt und von Schuldgefühlen geplagt. Sein Puls beschleunigte sich, als Aquilon näher trat. Er war nicht verliebt in sie - dazu war er zu realistisch -, aber ihre physischen Qualitäten hatten es ihm schwer angetan. Mit großer Sicherheit hatte er Tagträume von einer schließlichen Liebesbeziehung, aber das war nicht die Ursprungsquelle seiner Schuld.
»Hallo, Joe«, gab Aquilon zurück und lächelte.
Der Ausdruck des Mannes änderte sich nicht, aber Subble spürte den elektrischen Funken, der durch seinen Körper strömte und ihn hellwach werden ließ. Er war scharf auf die Aufmerksamkeit einer schönen Frau, noch dazu wenn sie so verführerisch bekleidet war. Offensichtlich benutzte Aquilon ihn. Ihr Lächeln war zynisch und berechnend, so als ob Strom durch einen Rheostaten kontrolliert wurde, aber sie war bereit, seine Leidenschaft anzuheizen und ihr in gewisser Weise entgegenzukommen. Wie Veg hatte sie sich auf gewisse Notwendigkeiten eingestellt, wie auch immer diese aussehen mochten. Es würde nötig sein, herauszufinden, warum sie die Bekanntschaft mit Joe pflegte, wurde sich Subble klar. Vielleicht spielte die Gegenwart des Fremden dabei eine Rolle. Das Ding versteckte sich hier, und ein Bericht dieses Mannes konnte das ans Tageslicht bringen.
»Ich würde meinem Gast gerne die Farm zeigen, wenn's recht ist.«
Joe blickte Subble an. »Was tut ein Regierungsagent hier?« fragte er argwöhnisch. »Wir werden regelmäßig inspiziert. Wir sind eine Einrichtung der Spitzenklasse.«
»Bitte«, sagte Aquilon sanft und beugte sich über das Pult. Der Mann badete in ihrer Wärme, war bereit, ihr jeden Wunsch zu erfüllen.
»Aber es ist ja alles in Ordnung«, sagte er mit einem letzten Defensivreflex, während er sich wieder seiner Tabelle zuwandte.
Sie betraten die Einrichtung, und der Geruch steigerte sich gewaltig.
»Er ist in Wirklichkeit ein Computer-Programmierer«, sagte sie, als sie ihn einen schmalen, mit Stroh übersäten Gang entlangführte. »Man hat ihn hierhingesetzt, weil er die Farm modernisieren soll. Er muß mit allem gründlich vertraut sein, bevor er den Fluß der Dinge ändern kann. Die Reihenfolge der Fütterung, der Anteil von Kalzium in der Nahrung, die Intensität des Lichts - das Vieh ist für
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