Manta 01 - Omnivor
wird.«
Sie schüttelte sich ausgiebig, ohne sich weiterhin Mühe zu geben, ihre physischen Reaktionen zu kontrollieren.
»Warum?« fragte sie. »Ich meine, welchen Schaden können ein paar Erinnerungen anrichten?«
»Eine ganze Menge. Der springende Punkt ist, daß wir alle buchstäblich gleich sind - jeder einzelne Agent -, abgesehen von geringfügigen Unterschieden bei Hautfarbe, Gewicht, Fingerabdrücken und so weiter. Das ist so, um den Eindruck von Doppelgängern zu vermeiden und niemanden zu bekannt werden zu lassen. Wo es drauf ankommt, sind wir nahezu identisch - Verstand, Physis, Training. Wenn es einem Agenten gestattet wäre, individuelle Erfahrungen zu behalten, würde er sehr bald ein Individuum werden, und um die einheitliche Objektivität wäre es geschehen.«
»Aber einige Erinnerungen könnten Ihnen helfen, Ihre nächste Aufgabe besser zu bewältigen.«
»Solche Erinnerungen werden den einzelnen Individuen genommen und dann dem ganzen Corps einheitlich eingepflanzt.«
Sie errötete. »Sie meinen, wenn der Computer denkt, daß Sie sich an mich erinnern sollten, dann würde ich in Tausenden von Bewußtsein vorhanden sein? Und jeder einzelne Agent in der Welt würde wissen, wo ich lebe und. alles andere?«
Er lächelte beruhigend. »Es könnte.«
»Das ist es! Das ist der richtige Ausdruck.«
Er behielt ihn bei, während sie ihr Porträt vervollständigte, fuhr dann fort: »Der Computer könnte Sie auf dem ganzen Globus bekannt machen, aber es ist unwahrscheinlich, daß er eine so ungewöhnliche Frau wie Sie für geeignetes Material hält. Sie können sicher davon ausgehen, daß unsere persönliche Beziehung privat bleibt.«
»Das muß ich«, murmelte sie. »Ziehen Sie sich noch einmal um.«
Diesmal war es das sparsame Kostüm eines Dschungelmannes, kaum mehr als ein Lendentuch. Er mußte einhändig an einem Deckenhaken baumeln und mit der rechten Hand einen Knüppel aus Pappmache schwingen. Aquilon hatte ebenfalls etwas anderes angezogen, eine asiatische Toga.
»Versuchen Sie so auszusehen, als würden Sie an einer Liane hängen«, sagte sie. Dann, als sei es ihr nachträglich eingefallen: »Sie haben prächtige Muskeln.«
»Gehört alles zur Ausstattung, meine Dame.«
Sie malte. »Läßt man Sie zwischen den einzelnen Aufträgen leben? Oder gibt es nur Arbeit und kein Spielen?«
»Nach jeder abgeschlossenen Mission gibt es eine Ruhepause«, sagte Subble.
»Im allgemeinen ist eine Anzahl von Agenten beiderlei Geschlechts im Erholungszentrum. Aber wir leben, wie Sie es ausdrücken, jederzeit. Bei der Erfüllung unserer Pflichten kommen wir mit einigen faszinierenden Leuten zusammen.« Er hing immer noch.
»Aber Sie können es nicht bewahren«, sagte sie. »Man könnte Sie genausogut vor ein Erschießungskommando stellen. Und Sie wissen, daß das Auslöschen kommt.«
»Ganz im Gegenteil. Mir gegenüber müssen Sie Ihre Worte übrigens nicht in Anführungszeichen setzen, Miss. Ich sagte Ihnen schon, daß wir vom Sterben befreit sind. Sie sehen einem mühseligen, allmählichen Altern, dem Verlust Ihrer Fähigkeiten, unausweichlicher Krankheit und dem Tod entgegen. Das ist ein lebenslanges Sterben. Ich sehe nur einer abgeschlossenen Mission und einem bezahlten Urlaub entgegen. Ich brauche mir keine Gedanken über das Alter und irgendwelche Körperbehinderungen zu machen oder mich gar um meine Zukunft sorgen. Der Tod ist für mich kein Schreckgespenst. Ich weiß, daß ich mein ganzes bewußtes Leben lang ein buchstäblicher Supermann sein werde, der den größten Herausforderungen der Welt gegenübersteht. Das beste aller Leben ist für mich reserviert.«
»Sind Sie sich bewußt, daß Sie seit sechs Minuten an einem Arm hängen?«
»Fünf Minuten und fünfunddreißig Sekunden genau«, sagte er.
Sie blickte auf ihre Uhr. »Sie sind schon ein Mann. Jetzt können Sie loslassen.«
Subble sprang geräuschlos auf den Fußboden. »Technisch gesehen bin ich gar kein Mann im eigentlichen Sinne. Ich bin eine Nummer. Ich bin an Hand eines dreibuchstabigen Kodes zu identifizieren - SUB, mit einem vermenschlichenden Anhängsel. Ich unterscheide mich von SUA oder SUC nicht mehr, als es mein Kode tut.«
»Ich glaube es nicht«, sagte sie ärgerlich. »Sie müssen doch Gefühle haben.«
»Nicht im Dienst. Wenn die Mission vorüber ist, werde ich mich ein paar Tage an Sie und Ihren Freund Veg erinnern und Ihre ohne jeden Zweifel charmante Art zu würdigen wissen. Aber im Augenblick.«
»Oh«, sagte
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