Manta 01 - Omnivor
des Packens abzuschneiden«, murmelte Veg.
»Kennst du nicht den Unterschied zwischen Krokodil- und Schweineleder?« erkundigte sich Aquilon. »Diese Riemen sind aus Omnivorenhaut.«
Veg sah verlegen aus. „
»Kein Wunder, daß er nach einer so großen Überraschung ein Auge auf uns halten will«, fuhr sie fort.
»Ein großes Auge«, sagte Veg und blickte es an.
»Aber wenn er schließlich doch zu einer Entscheidung kommt.«
»Ich schlage vor, daß wir zur Basis zurückkehren, bevor es soweit ist«, sagte Cal.
Aquilon blickte in den tiefen Brunnen des Mantaauges und schüttelte sich. Der Tod starrte zurück.
Mit neuem Ansporn kletterten sie weiter. Der Manta folgte, ohne irgend etwas zu unternehmen - noch.
Am Nachmittag nahm der Pfad ein Ende. Einen Augenblick schleppten sie sich noch an korallenartigen Zapfen und hängenden gelben Ketten vorbei, die den Pfad üppig Überwucherten, im nächsten standen sie vor einer weiten Ebene, die sich im Dunst verlor.
Veg studierte den Kompaß. »Knapp zehn Kilometer. Aber die können wir heute nicht schaffen.«
»So nahe?« fragte Aquilon ihn. »Wieso nicht?«
»Klar, die Ebene können wir schaffen. Aber es ist der Abstieg, der mir Sorgen macht. Wir müssen auf einer Höhe von fünfzehnhundert Metern sein. Irgendwo müssen wir runter.«
»Oh.«
»Noch eine Nacht auf der Straße wird uns nicht schaden«, sagte Cal. »Wenn der Manta es erlaubt. Ich würde verdammt gerne wissen, wie gescheit diese Kreatur ist.«
»Gescheit wie ein Mensch, meinst du?« fragte Veg.
»Das habe ich nicht gesagt. Wir wissen, daß er ein komplexes Gehirn besitzt oder etwas im analogen Sinne, und seine Handlungen verraten ganz bestimmt mehr als blinde Impulse. Mit seiner überragenden Kampfausrüstung braucht er tatsächlich jedoch gar keine Intelligenz, wie wir sie verstehen. Es gibt nicht genug Herausforderungen. Er könnte Genie besitzen, aber.«
Aquilons Pinsel und Leinwand erschienen. Sie schien ihre Furcht vor dem Manta abgeschüttelt zu haben. Wieder einmal zeigte sich die Vitalität ihrer Persönlichkeit in zwei Dimensionen, als der Pinsel seine spontanen Farben auf die Leinwand zauberte. Die Nervosität unterdrückend, die sie spüren mochte, saß sie vor dem Manta und malte sein Porträt: den Buckel des Körpers, die flackernde Tiefe des mächtigen Auges, das sie ohne zu blinzeln fixierte, den grausamen, peitschenlangen Schwanz, der sich jetzt auf dem Boden kreisförmig um seinen Fuß gelegt hatte.
Der Manta saß ganz ruhig da, während sie das Porträt beendete. »Versuch eins mit dem Omnivoren«, sagte Cal, der ihre Absicht erkannte.
Aquilon gehorchte und produzierte aus der Erinnerung eine wirkungsvolle Wiedergabe des angreifenden Monstrums. Sie zeigte sie dem Manta, erzielte jedoch keine Reaktion.
Sie versuchte es mit einem Herbivoren, einem Pilz, einem vergrößerten Mantaauge, alles ohne Erfolg. Es würde nicht möglich sein, zu einer Kommunikation zu kommen, wenn sie nichts fand, worauf der Manta reagierte. Auf einen weiteren Vorschlag Cals hin zeichnete sie einen Omnivoren, der eine Gruppe von Herbivoren angriff. Immer noch nichts. Sie fuhr fort und porträtierte lebensnahe Karikaturen der drei Menschen. Schließlich malte sie ein Bild, das sie vor den Männern verbarg und nur dem Manta zeigte. Als das auch keine Reaktion hervorrief, zögerte sie, errötete leicht und gab Veg, der sich gerade auf den Weg machen wollte, um den zurückgelassenen Packen zu holen, ein Zeichen.
»Irgend etwas, was ich für dich tun kann, meine Schöne?« fragte er.
Cal nahm dies mit Interesse zur Kenntnis. Offensichtlich trat das, was ihre Beziehung vorhin getrübt hatte, in den Hintergrund, und das unterschwellige Flirten fing wieder an.
So ermutigt winkte Aquilon abermals.
Veg kam - und der Manta bewegte sich. Staub wirbelte hoch, als sein flacher Körper zwischen sie schoß. Aquilon schrie auf und ließ die Zeichnung fallen, während Veg zurücksprang.
»Immer noch verboten«, kommentierte er traurig. »Dieses Ding achtet genau auf das, was es für meine Interessen hält. Sonst weißt du vielleicht, was ich tun.«
Sein Blick fiel auf das Bild, das mit der Vorderseite nach oben auf dem Boden lag. »Ja, du weißt es wirklich.«
Cal sah auf das Bild. Es war eine Zeichnung von Veg, der Aquilon umarmte.
Der nächste Tag begann mit unangenehmen Turbulenzen. Auf Nacre, dem verschleierten Planeten, der im Weltraum wie eine Perle glänzte, war der Wind selten mehr als ein laues
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