Manta 01 - Omnivor
entscheiden.«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen Erfolg oder Mißerfolg wünschen soll.«
»Noch eins«, sagte Subble. »Ich hätte gerne Ihren Teil des Nacre-Abenteuers. Bisher kenne ich die Geschichte nur zum Teil.«
»Ja, da wäre ja noch das«, stimmte Cal zu. »Ich hätte es fast vergessen. Wir essen ein paar Hefepilzpfannkuchen und.«
Stunden später lagerten sie, entfernt von den Eingeweiden und dem Gestank, auf einem anderen schmalen Plateau.
Veg und Aquilon waren müde und in sich gekehrt. Der Manta war so unergründlich wie immer. Er hatte von dem Leichnam des Omnivoren gegessen und seine Säfte durch den Verdauungstrakt in seiner Unterseite in sich aufgenommen. Jetzt schien er damit zufrieden zu sein, sich zu entspannen. Aquilon hatte sich das, was übriggeblieben war, angesehen und beschlossen, doch lieber weiter Pilze zu essen. Nur Cal war von neuer Kraft erfüllt.
»Wißt ihr was?« sagte er. »Der Manta muß die bemerkenswerteste Kampfmaschine dieses Planeten sein! Habt ihr gesehen, wie er den Omnivoren zerstückelt hat? Unser Gewehr konnte dem Monstrum nichts anhaben, aber der messerscharfe Schwanz des Mantas machte ihn fix und fertig. Und der Omnivore wußte es. Er hatte Angst.«
»Wir haben nicht alles gesehen«, sagte Aquilon. »Aber warum greift der Manta uns nicht an?«
Sie fragte mehr, um ihn zu ermuntern, als aus wirklicher Neugier.
»Warum hält er Veg von mir fern, aber nicht von dir?«
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Cal.
Er befand sich in einer eigenartigen Hochstimmung, so als ob ihn die schreckliche Auseinandersetzung beflügelt habe. Er würde den Grund dafür herausfinden müssen. Konnte es irgendeine belebende Chemikalie im Blut des Omnivoren gewesen sein, das er zu sich genommen hatte? Oder hatte die Enthüllung seiner Schande Erleichterung statt Scham hervorgerufen? Nein, es war noch etwas anderes, etwas sehr Bedeutsames, das er bis jetzt noch nicht bestimmen konnte.
»Ich habe mich auch gefragt, warum die Herbivoren keine Angst vor dem Manta hatten. Und ich glaube, ich weiß die Antwort.«
Veg starrte mürrisch auf den Boden, das Gesicht von Aquilon abgewandt. Irgend etwas war zwischen den beiden vorgefallen, etwas, von dem Cal nichts wußte und das sie beide bedrückt gemacht hatte. Aber was? Sie hatten gar keine Zeit für ein privates Gespräch gehabt, und der Kampf mit dem Omnivoren konnte ihre persönliche Beziehung eigentlich nicht getrübt haben.
Der Charakter ihrer kleinen Gruppe hatte sich irgendwie verändert. Zu Beginn des Abenteuers war Veg der bestimmende Mann gewesen. Er hatte den Traktor gesteuert und den Rückweg zum Lager festgelegt. Dann, nach dem Abschlachten des ersten Mantas, hatte er unauffällig Aquilon Platz gemacht, der Künstlerin und Anatomin. Jetzt war das unmittelbare Problem ihres Überlebens überwunden, und ihre Rückkehr zur Basis schien wahrscheinlich - wenn sie die besondere Natur ihres Kontakts mit dem Manta erfassen konnten. Ganz offensichtlich konnte er sie alle drei töten und würde das vielleicht auch tun, wenn sie ihm einen Anlaß dazu gaben. Jetzt war die Zeit für intellektuelle Überlegungen, für Problemlösungen, die sich nicht auf einer physischen Basis vollzogen. Jetzt war Cal an der Reihe, der bestimmende Mann zu sein. Aber das war nicht der Ursprung seiner gehobenen Stimmung.
Aquilon war neugierig. »Du kannst die Handlungen des Mantas erklären?«
»Ich glaube schon. Aber es ist nicht einfach, und die Schlußfolgerungen können sehr unerfreulich sein.«
»Ich meine, wir sollten besser Bescheid wissen«, sagte Aquilon. »Wenn unsere Sicherheit betroffen ist. Und es ist ja nicht so, daß es nicht schon genug Unerfreuliches gegeben hat.«
Cal sah sie an, nachdenklich wegen der Wirkung, die seine Worte auf sie haben mochten. Sie war ein sehr sensibles Mädchen. Er blickte zu Veg hinüber, wußte aber, daß der große Mann die Implikationen mit einem Schulterzucken abtun würde.
»Es betrifft unsere Sicherheit und. unseren Stolz«, sagte er. »Die ökologische Kette auf Nacre scheint sehr einfach zu sein: eine Gattung von Herbivoren, eine von Omnivoren und auch, wie es aussieht, eine von echten Karnivoren. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte. Es ist unmöglich für tierisches und fungoides Leben unter Ausschluß von Pflanzen zu existieren, die Photosynthese betreiben. Sie sind diejenigen, die Nahrung aus Licht und anorganischen Substanzen hervorbringen, indem sie Chlorophyll, den grünen Farbstoff,
Weitere Kostenlose Bücher