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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Amphibien, die sich von den unzähligen Gliederfüßern ernährten. Auch Orn tat dies, indem er Ameisenhügel aufriß und die hin und her jagenden Brösel mit seiner klebrigen Zunge aufpickte. Nie in seiner Erinnerung hatte es so regelmäßige Mahlzeiten gegeben!
    Vögel überschwemmten die Bäume und nutzten ebenfalls das Insektenangebot. Sie hatten sich in so viele Arten aufgespalten wie nie und waren jetzt hervorragende Flieger. Einige Gattungen schwammen auf den Teichen und Flüssen, andere liefen über den Boden wie er, aber keine von ihnen war näher mit ihm verwandt. Seine Gattung hatte schon viel länger und in gefährlicheren Zeiten an Land gelebt. Deshalb war er größer und schneller als diese Neulinge. Viele der anderen wären niemals in der Lage gewesen, den Angriff eines heranstürmenden Reptils zu überleben.
    Der Winter versprach viel strenger zu werden als der vorangegangene auf der Insel. Orn ging weiter nach Süden und machte auch gute Fortschritte. Aber die Kälte verfolgte ihn. Es gab keinen Ort, an dem er sich auf Dauer niederlassen konnte. Er konnte dem Frost für ganz kurze Zeit widerstehen, aber das schwächte ihn sehr stark. Sein Gefieder war nicht dicht genug, um ihn gegen eine längere Frostbelagerung zu schützen, obwohl zahlreiche kleinere Vögel den Winter recht gut überstanden. Langsam wurde er des unentwegten Wanderns müde. Er war jetzt fast voll ausgewachsen und fing an, auf den sich entwickelnden Drang nach anderen Dinge zu reagieren.
    Er erkannte den Nistimpuls in sich nicht, denn dazu hätte es des Anblicks eines geschlechtsreifen weiblichen Exemplars seiner Spezies bedurft. Aber er zog weiter mit einem stetig anwachsenden, undefinierbaren Hunger, der ihn vorwärts trieb, während er gleichzeitig bleiben wollte, wo er gerade war. Es war nicht nur die Jahreszeit, die ihn beunruhigte.
    Schließlich wurde sein Marsch nach Süden .durch Berge blockiert. Sie waren vulkanisch und mußten deshalb mit Respekt und Furcht betrachtet werden. Er trottete nach Westen und suchte nach einem Weg um sie herum, wurde aber einen Tag später durch einen großen Ozean gestoppt. Er hatte den Kontinent wieder durchquert und die Küstenlinie dort geschnitten, wo sich die Landmasse verengte. Er mußte entweder aufgeben oder weiter in diese Region vordringen. Die Nächte im Binnenland waren viel zu kalt für sein Wohlbefinden geworden.
    Die Bergkette setzte sich im Meer fort, wobei die einzelnen Gipfel zu Inseln und schließlich zu Riffen wurden. Diese Inseln würden warm sein, das wußte er. Aber Orn hatte wenig Neigung, sein Domizil abermals ah einer so unsicheren Örtlichkeit aufzuschlagen. Einen schlafenden Vulkan oder eine Insel konnte er ertragen, aber nicht die Kombination von beidem. Die Falle war zu tückisch.
    So blieb also nur der Landweg. Er hatte keine Erinnerung an das Territorium, das vor ihm lag. Die Gestalt dieser Landschaft hatte sich in den letzten paar Millionen Jahren zu rasch und zu drastisch verändert. Der Vulkanwall war mit Sicherheit neu, und wenn irgendein unternehmungslustiger Vorfahre ihn überwunden hatte, dann hatte dieser Vogel nicht zu denen gehört, deren Linie er entstammte. Manchmal sprach das woran Orn sich nicht erinnern konnte, eine genauso deutliche Sprache wie umgekehrt.
    Einige Berge von der Küste entfernt fand er einen vielversprechenden Weg. Es war eine Art Paß - ein Spalt zwischen zwei niedrigeren Bergen, überwuchert mit Farnkraut und einer zähen neuen Grassorte. Ein bißchen Wasser rieselte vorbei, aber nicht genug. Er riskierte hier Durst. Aber besser das als ein anderer Fluß - der flüssigen Gesteins.
    Die Berge waren tot. Durch das Beobachten der Überbleibsel uralter Lavafelder und Aschenhügel konnte er im Vorbeigehen ihre Geschichte rekonstruieren. Die Seiten des Einschnitts waren verwittert und mit Gesträuch überwuchert. Er jagte einen Abhang hinauf und streckte einen jungen, langsamfüßigen Säuger nieder, der sich in diese unwirtliche Region verirrt hatte. Er zerschnitt die Halsschlagader mit einem einzigen Anspannen seiner Schnabelmuskeln und verzehrte schnell den .noch warmen Körper. Es war weitaus mehr Fleisch vorhanden, als er auf einmal verzehren konnte, aber er mußte die Vergeudung diesmal hinnehmen, weil er seine Kräfte für den bevorstehenden Aufstieg zu schonen hatte. Eine anstrengende, mühselige Suche nach kleinerem Beutegetier hätte ihn zu diesem Zeitpunkt zu sehr geschwächt, obwohl er normalerweise nicht mehr tötete, als

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