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Manta 02 - Orn

Manta 02 - Orn

Titel: Manta 02 - Orn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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dem Para ernstlich etwas anhaben.
    Nichtsdestoweniger war das Para tot, und sein Fleisch verweste.
    Dies war eine Kreatur der alten Art. Orn kannte solche Reptilien nur aus seinen Erinnerungen, mit Ausnahme der Krokodile, aber sie waren ihm viel vertrauter als die kleinen Säuger. Paras gehörten zu den Reptilien, die für einen großen Teil seiner Erinnerungen die Welt beherrscht hatten, aber bis zu diesem Augenblick völlig von ihr verschwunden gewesen zu sein schienen.
    Irgend etwas hatte das Para getötet. Kein tierischer Gegner, denn abgesehen von Blessuren, die typisch waren für Zusammenstöße mit unbelebter Materie, und nach dem Tod eingetretenen Schäden gab es keine Verletzungen. Auch nicht Durst oder Hunger, denn es war schlank und befand sich in trinkbarem Wasser.
    Wenn dieses hervorragend ausgerüstete Tier in der Höhle umgekommen war, die für es weitaus besser geschaffen war als für Orn, wie konnte Orn dann erwarten, darin zu überleben?
    Es war besser, sich den Gefahren entgegenzustemmen, die er kannte, als sich dem düsteren und tödlichen Geheimnis dieses Ortes auszusetzen. Er würde seine Reise fortsetzen müssen.

 
VIII Aquilon
     
    Sie segelten nach Osten.
    Die Takelage der Nacre war primitiv - eine durch Palmwedel verstärkte Gummileinwand, die von einem halben Dutzend quergesteckter Bambushölzer gehalten wurde und vage an die Aufbauten einer chinesischen Dschunke erinnerte. Es war nichts Besseres vorhanden gewesen. Sie hätten Wochen gebraucht, um aus natürlichen Materialien ein geeignetes Segel herzustellen, und das hätte den Wind vielleicht auch nicht besser genutzt als dieses zerschnittene und gespannte Ballonmaterial.
    Wenn Veg langsame Fahrt wollte, zog er an einem Stützseil, und das Segel fiel zu einem Durcheinander von Stöcken zusammen. Wenn er volle Fahrt wünschte, zerrte er alles wieder hoch, wobei er seine ganze rohe Kraft einsetzen mußte.
    Immerhin, es funktionierte. Wenn die Brise steif war, machten sie nach Aquilons Schätzung glatte fünf Knoten. Normalerweise war es es eher zwei. So legten sie am Tag ungefähr achtzig bis hundertsechzig Kilometer zurück, denn die Nacre machte nie eine Pause. Eine respektable Leistung!
    Die Seeluft war mild, der Tag klar. Aber die fortwährend rollenden Wellen hoben das Floß hoch, kippten es, ließen es nach unten fallen und hoben es wieder hoch. Sehr bald fühlte sich Aquilon mehr als unwohl. Sie war sich sicher, daß die Männer ähnliche Beschwerden hatten. Sie hatte Mitleid mit Cal, der tapfer an einem Seil hing, das sie um einen Pfahl geknotet hatten. Er lief nicht nur ständig Gefahr, über Bord gespült zu werden aus diesem Grunde hatte er das Seil -, er sah auch sehr krank aus. Veg klagte nicht, hatte aber den ganzen Tag nichts gegessen. Aquilon selbst hatte sich ganz einfach ins Wasser übergeben und fühlte sich für eine Weile besser, bis sie von einem üblen Schluckauf geplagt wurde. Sie fragte sich, ob die Mantas, die im Schatten der Kabine hockten, ähnliche Schwierigkeiten hatten. Sie versuchte sich abzulenken, indem sie die Sicht genoß. Die bewegte Seelandschaft war keine große Hilfe, aber sie fand heraus, daß sie unter Wasser blicken konnte, wenn sie ihre Tauchermaske aufsetzte und den Kopf eintauchte. Zuerst mußte sie allerdings lernen, sich auf die tanzende Oberfläche einzustellen.
    Die auf den ersten Blick so trostlose See war tatsächlich voll von Leben. Aquilon war ein bißchen mit Fischen vertraut, denn sie hatte sie oftmals gezeichnet und auch eine Anzahl von Sezierungen für anatomische Illustrationen vorgenommen. Die Arten hier waren nicht identisch mit denen, die sie kannte, aber sie entsprachen einem vergleichbaren Muster, und einige waren so ähnlich, daß ihrer Ansicht nach wohl nur ein Ichthyologe die Typen unterscheiden konnte. Ein Schwarm von Heringen zog unmittelbar unter dem Floß vorbei, gefolgt von einem Hai, den sie nicht richtig sehen konnte. Ein meterlanger Thunfisch kreuzte, und plötzlich durchbrachen mehrere fliegende Fische die Oberfläche und jagten über das Wasser, wobei ihre Flossen gespreizt waren wie die Flügel von Insekten. Eine halbe Stunde später entdeckte sie mehrere Dorsche, dann einige Hechte und schließlich einen großen, einsamen Schwertfisch, der gute zweieinhalb Meter lang war.
    Endlich hob sie den Kopf wieder, legte die Maske ab und stellte fest, daß sie ihre Seekrankheit langsam unter Kontrolle bekam. Es war später Nachmittag. Die beiden Männer wirkten

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