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Manta 03 - Ox

Titel: Manta 03 - Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hätte, in deinen Traum gedacht, daß du gestorben wärst. Was habe ich gesagt?«
    Er gab keine Antwort, und sie wußte, daß er sich vor Augen führte, wie offen er gesprochen hatte, und deshalb von starker Verlegenheit geplagt wurde.
    »Bitte, Cal - das ist wichtig für mich.«
    Seine Stimme drang wieder von der Maschine herüber. »Nicht viel. Wir haben kurz darüber gesprochen, aber es war kein angenehmes Thema, und ganz offensichtlich lag irgendwie ein Irrtum vor.«
    Aquilon konzentrierte sich. »Tyrann jagte in vollem Galopp hinter dir her. Diese furchtbaren, doppelschneidigen Zähne verfehlten beim Zuschnappen deinen zerbrechlichen Körper nur um wenige Zentimeter, während die Füße wie Zwillingslawinen auf dich zukamen. Schnapp! Und deine zerlumpte, puppenartige Gestalt wurde hoch in die Luft gewirbelt, gräßlich rot gestreift, und dies wurde in den bösartigen Augen des Karnosau- riers widergespiegelt. Tyranns gigantische Klaue stampfte deinen Körper in den Boden. Die Kiefer schlossen sich, rissen einen Arm ab. Dein Kopf hing lose an einem gebrochenen Hals, und deine roten Augen starrten mich nicht anklagend, sondern verständnisvoll an, und ich schrie.«
    Jetzt kam Cals Kopf ruckartig aus der Maschine hervor. »Ja«, rief er, »das ist im wesentlichen das, was du gesagt hast! Wie konntest du es wissen?« Dann dachte er noch einmal nach. »Es sei denn, du warst tatsächlich in dieser Höhle...«
    »Nein«, sagte sie schnell. »Nein, Cal, ich war nicht da. Ich war mit Orns Ei auf einer vom Erdbeben zeris- senen Insel gestrandet. Ich schwöre es.«
    Er blickte sie noch immer an. »Du hast dir meinen Tod gewünscht?«
    »Nein!« schrie sie. »Ich habe es geträumt - ein Alptraum. Und ich habe diesen Traum an jenem dritten Tag, vor dem letzten Beben, den Vögeln Om und Ornette erzählt. Daß ich dich sterben gesehen hatte.«
    »Du hast es geträumt - zur selben Zeit, als ich selbst träumte.«
    »Cal«, sagte sie, während sie ein weiterer Erkenntnisschock durchzuckte. »In irgendeiner Alternativwelt könnte es passiert sein?«
    Er kam zu ihr herüber.
    »Nein. Wie könnte ich dich geliebt haben, wenn ich bereits tot war?«
    Sie ergriff seine Hand, aufgewühlt, verzweifelt. »Cal, Cal. Dein Traum war soviel besser als meiner. Mach, daß er wahr wird!«
    Er schüttelte den Kopf. »'Quilon, ich hatte nicht vor, dich zu verletzen. Es war ja nur, daß ich für den Fall eines fehlenden Tages genötigt sein würde, daran zu glauben, daß irgendwie. Aber die ganze Sache ist irrsinnig. Ich liebe dich wirklich, das hat nie in Zweifel gestanden, aber in dieser Höhle habe ich rund um die Uhr durchgeschlafen und mich von den Strapazen der
    Jagd erholt, und es ist kaum verwunderlich, daß übertriebene Wunschvorstellungen zum Vorschein kamen, ein häßlicher Ausdruck von.«
    »Es ist mir egal!« rief sie. »Dein Traum war nicht häßlich - meiner war es. Deiner war zutreffender als das, was du glaubst. Ich bin so - oder könnte, würde so sein, wenn ich der Ansicht wäre, daß ich dich verloren hätte. Du denkst gerne, daß ich kühl und keusch bin, aber das bin ich nicht. Ich war es nie! Ich habe Veg verführt - wir sind kein platonisches Dreieck. Ich habe einen Fehler begangen, aber dies ist kein Fehler. Ich will dich auf jede Weise lieben, zu der ich in der Lage bin!«
    Er studierte sie unsicher. »Du willst den Traum - und alles, was er bedeutet?«
    »Deinen Traum, nicht meinen. Dann wirst du mich so kennen, wie ich wirklich bin. Ja, ich will es - jetzt!«
    Er schüttelte den Kopf, und sie fühlte sich plötzlich aus der Fassung gebracht, weil sie fürchtete, daß sie ihn durch ihre Zielstrebigkeit abgestoßen hatte. Liebte er nur ein ätherisches Wunschbild, nicht die Wirklichkeit?
    »Ich nehme dich beim Wort«, sagte er. Erleichterung und Überraschung durchfluteten sie und machten sie ganz schwach. »Nachdem wir dieses Projekt zu Ende geführt haben.«
    »Kommunikation mit den Mustereinheiten? Aber das kann Tage dauern!«
    »Oder auch Wochen oder Jahre. Wir werden Zeit genug haben.«
    »Aber die Träume, die Höhle.«
    »Wir sind nicht in der Höhle.«
    Sie erkannte, daß er nicht gewillt war, die Liebesorgie des Traums, die er beschrieben hatte, neu in Szene zu setzen. Hatte sie wirklich geglaubt, daß er das tun würde? Dies war Cal, zivilisiert und kontrolliert. Die keusche, himmlische Personifizierung - sie betraf ihn, nicht sie.
    Und doch hatte er eingewilligt. Warum?
    Weil er ihr Zeit zum Nachdenken geben

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