Manta 03 - Ox
bin die andere Agentin. Ich bin nie auf dem Basar gewesen.«
Der erwartete Schwall von Emotionen durchflutete ihn. Er war ein Fremder, und doch war er weitgehend Veg, schwerfällig einerseits, großartig andererseits.
»Warum haben Sie mich dann nicht.«
»Gefesselt? Zu welchem Zweck? Sie ist es, die gefährlich ist.«
»Aber sie hat mich gefesselt - Sie jedoch nicht!«
»Vielleicht kenne ich Sie länger«, sagte Tamme. Und bin weich geworden. »Obgleich es nicht eigentlich Sie waren, den ich kannte.«
Natürlich hätte sie ihn stärker unter ihre Kontrolle bringen sollen, als Gegengewicht zur Drohung der Al- ternativ-Tamme. Schon wieder ein Fehler.
Der freie Veg blickte von einer Tamme zur anderen. Dann sagte er zu der anderen: »Hören Sie, ich habe
meine Meinung geändert. Ich kämpfe gegen niemanden. Das alles ist nicht recht.«
»Dann gehen Sie und binden Sie Ihr Double los«, sagte Tamme, die erkannte, daß sich ihr menschlicher Irrtum auf seltsame Art und Weise in einen Vorteil verwandelt hatte: Der Alternativ-Veg war neutralisiert worden. »Ihr Männer seid im Grunde friedfertig. Sie und ich, wir haben diese Bedenken nicht.«
»Ja.«
Der freie Veg ging, um dem Gefesselten zu helfen, zwischen den beiden Frauen hindurch. Dann blieb er stehen und blickte seine eigene an. »Okay, ich kann es nicht aufhalten. Aber vielleicht kann ich für Fairneß sorgen. Trennt euch von euren Energiewaffen.«
»Gehen Sie aus dem Weg«, sagte Tamme Zwei. Sie hielt einen Laser in der Hand.
»Oder erschießen Sie mich zuerst«, sagte Veg. »Wenn Sie dieses Ding einsetzen, müssen Sie mich sowieso irgendwann erschießen, denn ich werde mit Ihnen nicht mehr zusammenarbeiten.«
Er meinte es ernst. Die Signale waren überall an ihm zu erkennen. Tamme wußte, welche Gedanken der anderen durch den Kopf gingen, denn es war auch ihr Kopf - ihr Bewußtsein vor ein paar Tagen, als sie noch härter und durch individuelle Empfindungen weniger korrumpiert gewesen war. Veg war mehr als nur neutralisiert worden. Er sympathisierte jetzt mit der Tamme, die er nicht gekannt hatte, die friedfertiger war als seine eigene. Aus Schwäche war Stärke geworden. Tamme Zwei konnte auf ihn verzichten, aber der Mann verfügte über lobenswerte Qualitäten und erwies sich als nützlicher als erwartet. Warum ihn sich ohne Notlage zum Feind machen? Vor allem, da sie sich im Vorteil befand, denn die andere war augenscheinlich im Gesicht verletzt worden.
Tamme Zwei ließ ihren Laser sinken. Tamme Eins zog den ihren und ließ ihn sinken. Weil sie beide Agentinnen waren, konnten sie einander lesen - wenigstens gut genug, um erkennen zu können, ob eine Waffe weggelegt oder abgefeuert werden sollte. Die Laser fielen fast gemeinsam durch den endlosen Schacht der Kubikel.
»Und benutzt keine anderen«, sagte Veg Zwei. »Nur eure Hände und handgetriebenes Zeug, okay?«
Tamme Zwei nickte. Sie würde auf diesen vernünftigen Kompromiß eingehen, um sich seinen guten Willen zu erhalten, so unbedeutend dessen Wert auch sein mochte.
Er ging weiter.
Dann bewegten sich beide Mädchen. Tatsächlich wäre der Laserschuß riskant gewesen, denn er hatte für eine sofortige Wirkung nicht genug Durchschlagkraft, und es wäre genug Zeit gewesen, um beide Waffen einzusetzen. Ein direkter Zweikampf würde eher eine Entscheidung herbeiführen.
Tamme Eins schwang sich an ihrer Stange herum und brachte sich aus der direkten Sichtlinie. Sie befand sich im Nachteil, und das wußten sie beide. Sie mußte eine Ausweichstrategie einschlagen und auf einen Durchbruch warten, der die Chancen umkehrte. Auf der Oberseite einer anderen Stange lief sie auf ihre Widersacherin zu.
Aber die andere hatte dies vorausgesehen. Eine Hand kam von unten, um ihren Knöchel zu packen. Tamme Eins sprang in die Luft und krümmte sich zusammen, um das Haar von Tamme Zwei zu packen. Die andere zuckte zur Seite und konterte mit einem Tritt nach oben.
Tamme griff nach einer Stange, schwang sich an ihr herum und kam wieder auf die Füße. Tamme Zwei schoß auf sie zu, ihren Vorteil ausnutzend. Tamme hob ein Knie, um es ihr gegen die Brust zu stoßen, aber Tamme Zwei packte ihre Schultern und setzte sich ganz plötzlich hin. Dies war eine alte Judotechnik, yoka wa- kare. Normalerweise wurde sie auf dem Boden angewandt. In diesem Fall gab es jedoch keinen Boden und unterhalb der Stangen auch keinen festen Stand. Der Zug war gewaltig. Tamme fiel nach vorne, überschlug sich in der Luft und bekam die
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