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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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sehr gute Beziehungen zu der gewissen Lady.« Er saugt seine Lippe nach
innen. »Ich bin neugierig, sagen Sie mir, was mein Bruderkönig glaubt. Glaubt
er, sie ist Jungfrau? Ich selbst habe sie nie ausprobiert. Als  sie hier am Hof
war, war sie jung und flach wie ein Brett. Ihre Schwester allerdings...«
    Er würde ihn gerne zum
Schweigen bringen, aber man kann einen König nicht zum Schweigen bringen.
Francois' Stimme wandert über die nackte Mary vom Kinn bis zu den Zehen, und
dann wendet er sie wie einen Pfannkuchen und behandelt die andere Seite vom
Nacken bis zu den Fersen. Ein Diener reicht ihm ein Stück feines Leinen, und
als er fertig ist, tupft er sich die Mundwinkel ab: und gibt das Taschentuch
zurück.
    »Nun, genug«, sagt Francois.
»Ich sehe, dass Sie nicht zugeben wollen, Waliser zu sein, und das ist das
Ende meiner Theorien.« Seine Mundwinkel ziehen sich nach oben; seine Ellenbogen
arbeiten ein bisschen; seine Knie zittern; die Nicht-Audienz ist vorbei.
»Monsieur Cremuel«, sagt er, »vielleicht sehen wir uns nicht wieder. Ihr
unvermutetes Glück ist möglicherweise nicht von Dauer. Und deshalb - treten Sie
näher, reichen Sie mir die Hand wie ein Soldat Frankreichs. Und schließen Sie
mich in Ihre Gebete ein.«
    Er verbeugt sich. »Ihr
Fürbitter, Sir.«
    Als er geht, tritt einer der
Höflinge vor, murmelt: »Ein Geschenk von seiner Hoheit« und reicht ihm ein Paar
bestickte Handschuhe.
     
    Ein anderer Mann, nimmt er an,
wäre erfreut und würde sie anprobieren. Was ihn betrifft, so befühlt er die
Finger und findet, was er sucht. Vorsichtig schüttelt er den Handschuh über
seiner anderen Hand aus, die er zur Schale geformt hat.
    Er geht direkt zu Henry. Er
findet ihn im Sonnenschein, wo er mit einigen französischen Lords eine Partie
Bowls spielt. Henry kann eine Partie Bowls so geräuschvoll gestalten wie ein
Turnier: Jauchzen, Stöhnen, den Spielstand ausrufen, Klagelaute, Flüche. Der
König sieht zu ihm auf, seine Augen sagen: »Nun?« Seine eigenen Augen sagen: »Allem«, die des Königs sagen:
»Später«, wobei kein einziges Wort gesprochen wird, der König aber die ganze
Zeit über mit Scherzen und Schulterklopfen fortfährt. Dann richtet er sich
auf, sieht seiner Holzkugel zu, wie sie über das geschorene Gras gleitet, und
zeigt in seine Richtung. »Sehen Sie dort meinen Ratgeber? Ich warne Sie,
spielen Sie nie ein Spiel mit ihm. Er nimmt nämlich keine Rücksicht auf Ihre
Abstammung. Er hat kein Wappen und keinen Namen, aber er glaubt, er ist zum
Siegen geboren.«
    Einer der französischen Lords
sagt: »Mit Anmut zu verlieren ist eine Kunst, die jeder Gentleman kultiviert.«
    »Ich hoffe sie ebenfalls zu
kultivieren«, sagt er. »Wenn Sie ein Vorbild sehen, an das ich mich halten
könnte, weisen Sie mich bitte darauf hin.«
    Denn sie sind alle, bemerkt
er, darauf bedacht, dieses Spiel zu gewinnen und dem König von England ein
Goldstück abzunehmen. Um Geld zu spielen ist kein Laster, wenn man es sich
leisten kann. Vielleicht könnte ich ihn mit Spielmarken ausstatten, die nur
einlösbar sind, wenn man persönlich in einem Büro in Westminster erscheint: was
umständlichen Papierkram, Gebühren für Schreiber und ein eigens anzubringendes
Spezialsiegel nach sich zieht. Das würde uns ein wenig Geld sparen.
    Aber die Spielkugel des Königs
bewegt sich flink auf die Zielkugel zu. Henry gewinnt das Spiel ohnehin. Von
den Franzosen kommt höflicher Applaus.
     
    Als er mit dem König allein
ist, sagt er: »Hier ist etwas, das Ihnen gefallen wird.«
    Henry liebt Überraschungen.
Mit einem dicken Zeigefinger, mit seinem rosigen sauberen englischen
Fingernagel rollt er den Rubin auf seinem Handrücken hin und her. »Es ist ein
guter Stein«, sagt er. »Ich kann das beurteilen.« Eine Pause. »Wer ist der
beste Goldschmied hier? Bitten Sie ihn, für mich zu arbeiten. Es ist ein
dunkler Stein, und Francois wird ihn wiedererkennen; ich werde ihn am Finger
tragen, bevor unser Treffen vorüber ist. Frankreich soll sehen, wie mir gedient
wird.« Er ist in Hochstimmung. »Ich werde Ihnen jedoch den Wert erstatten.« Er
nickt, er entlässt ihn. »Natürlich werden Sie sich mit dem Goldschmied
zusammentun, um den Schätzwert in die Höhe zu treiben, und dann teilen Sie den
Profit unter sich auf... aber in dieser Angelegenheit bin ich liberal.«
    Mach ein passendes Gesicht.
    Der König lacht. »Wieso sollte
ich einem Mann meine Geschäfte anvertrauen, wenn er seine eigenen nicht im
Auge hat? Eines

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