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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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genügen, um ihn davon zu überzeugen, dass More
ihr nicht befiehlt, einen solchen Brief auf der Stelle zu fabrizieren. »Ich würde
schon rechtzeitig gehen«, sagt er. »Ich will die Krönung nicht verpassen. Ich
muss doch meine neuen Kleider tragen. Wollen Sie nicht kommen und uns Gesellschaft
leisten?«
    »Sie und die anderen werden
sich selbst Gesellschaft genug sein - in der Hölle.«
    Das ist es, was man vergisst,
seine Vehemenz; seine Fähigkeit, böse Witze zu machen, aber selbst keine
vertragen zu können.
    »Die Königin sieht gut aus«,
sagt er. »Ihre Königin, meine ich, nicht meine. Es scheint ihr in Ampthill sehr
gut zu gehen. Aber das wissen Sie natürlich.«
    More sagt, ohne mit der Wimper
zu zucken: Ich korrespondiere nicht mit der ... mit der Prinzessinnenwitwe.
Gut, erwidert er, denn ich lasse zwei Mönche beobachten, die ihre Briefe auf
den Kontinent befördert haben - und ich beginne zu glauben, dass der gesamte
Orden der Fran ziskaner gegen den König arbeitet. Wenn ich sie festnehme und nicht
dazu überreden kann — und Sie wissen, dass ich sehr überzeugend bin -, meinen
Verdacht zu bestätigen, muss ich sie vielleicht an den Handgelenken aufhängen
und sie eine Art Wettkampf antreten lassen, welcher von ihnen als Erster zur
Einsicht gelangt. Natürlich würde es mir mehr liegen, sie mit nach Hause zu
nehmen, ihnen zu essen zu geben und sie mit starken Getränken abzufüllen, aber
andererseits, Sir Thomas, habe ich immer zu Ihnen aufgeblickt, und Sie sind bei
diesem Vorgehen mein Lehrmeister gewesen.
    Er muss alles sagen, bevor
Margaret Roper zurückkommt. Er klopft mit den Fingern auf den Tisch, um More
dazu zu bringen, sich aufzusetzen und aufzupassen. John Frith, sagt er. Bitten
Sie darum, Henry sehen zu dürfen. Er wird Sie wie ein verlorenes Kind
willkommen heißen. Sprechen Sie mit ihm und bitten Sie ihn, Frith persönlich zu
treffen. Ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie mit John übereinstimmen - Sie
halten ihn für einen Häretiker, vielleicht ist er ein Häretiker -, ich bitte
Sie nur, eines einzuräumen und dies auch dem König zu sagen, nämlich dass Frith
eine reine Seele ist, ein hervorragender Gelehrter, und deshalb sollte man ihn
leben lassen. Wenn seine Lehre falsch ist und Ihre wahr, können Sie ihn
zurückgewinnen, Sie sind ein eloquenter Mann, Sie sind der große
Überredungskünstler unseres Zeitalters, nicht ich - bringen Sie ihn mit Worten
zurück nach Rom, wenn Sie das können. Aber wenn er stirbt, werden Sie nie
erfahren, ob Sie seine Seele hätten gewinnen können, habe ich recht?«
    Margarets Schritte. »Ist es
das, Vater?«
    »Gib es ihm.«
    »Es gibt Kopien der Kopie,
vermute ich?«
    »Es wird Sie sicher nicht
wundern«, sagt das Mädchen, »dass wir sehr sorgfältig sind.«
    »Ihr Vater und ich haben
gerade über Mönche und Ordensbrüder diskutiert. Wie können sie dem König gute
Untertanen sein, wenn sie den Oberhäuptern ihrer Orden Treue schulden und diese
sich in anderen Ländern befinden und selbst Untertanen vielleicht des Königs
von Frankreich oder des Kaisers sind?«
    »Ich vermute, sie sind immer
noch Engländer.«
    »Ich treffe allerdings wenige,
die sich so verhalten. Ihr Vater wird meine Ansicht weiter ausführen.« Er
verbeugt sich vor ihr. Er nimmt Mores Hand und hält ihre beweglichen Sehnen in
seiner Handfläche. Narben verschwinden, es ist ganz erstaunlich, und jetzt ist
seine eigene Hand weiß, die Hand eines Gentleman, das Fleisch liegt leicht auf
den Gelenken, obwohl er einmal glaubte, sie würden nie verblassen, die
Brandnarben, die Streifen, die sich jeder Schmied bei der Ausübung seines
Gewerbes zuzieht.
    Er geht nach Hause. Helen
Barre empfängt ihn. »Ich war angeln«, sagt er. »In Chelsea.«
    »Haben Sie More gefangen?«
    »Nicht heute.«
    »Ihre Gewänder sind gekommen.«
    »Ja?«
    »Purpurrot.«
    »Guter Gott.« Er lacht. »Helen
...« Sie sieht ihn an; sie scheint zu warten. »Ich habe Ihren Mann nicht
gefunden.«
    Sie hat die Hände in die
Tasche ihrer Schürze gesteckt. Sie bewegt sie, als ob sie etwas hielte; er sieht,
dass eine Hand die andere umklammert. »Sie nehmen an, dass er tot ist?«
    »Es wäre vernünftig, das
anzunehmen. Ich habe mit dem Mann gesprochen, der gesehen hat, wie er in den
Fluss fiel. Er scheint ein guter Zeuge zu sein.«
    »Als o könnte ich wieder heiraten.
Wenn irgendjemand mich will.«
    Helens Blick liegt auf seinem
Gesicht. Sie sagt nichts. Steht nur da. Der Augenblick scheint lange zu

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