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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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für
diesen Nachmittag, drückt sich in der Nähe herum und gibt ihm Zeichen.
Entschuldigen Sie mich bitte, sagt er, aber Wriothesley berührt sein
purpurrotes Gewand, als würde ihm das Glück bringen, und sagt: Sie sind der
Herr des Hauses und der Herr der Festlichkeiten, Sie haben das Glück des Königs
möglich gemacht, Sie haben geschafft, was der Kardinal nicht vermochte, und
noch viel mehr. Selbst das hier - er zeigt in die Runde, wo sich der Adel Englands,
nachdem er schon seine Bedenken hinuntergeschluckt hat, jetzt durch
dreiundzwanzig Gänge arbeitet - selbst dieses Fest ist hervorragend
organisiert worden. Niemand muss nach etwas rufen, es steht alles vor ihm,
bevor er überhaupt daran denkt.
    Er neigt den Kopf, Wriothesley
geht davon, und er ruft den Jungen heran. Christophe sagt: Man hat mir gesagt,
in Hörweite von Nennt-mich soll ich keine vertraulichen Mitteilungen
überbringen, Rafe sagt nämlich, er geht tritt-trott zu Gardineur mit allem, was
er hört. Nun, Sir, ich habe eine Nachricht, Sie müssen schnell zu dem
Erzbischof gehen. Wenn das Fest vorbei ist. Er wirft einen Blick auf das
Podium, wo der Erzbischof neben Anne sitzt, unter ihrem Staatsbaldachin. Beide
es sen
nicht, obwohl Anne zu essen vorgibt, beide blicken prüfend in die Halle.
    »Ich gehe tritt-trott«, sagt
er. Die Formulierung gefällt ihm. »Wo?«
    »Seine alte Unterkunft. Er
sagt, Sie wissen wo. Er möchte, dass Sie geheim kommen. Er sagt, Sie sollen
keine Person mitbringen.«
    »Nun, du kannst mitkommen,
Christophe. Du bist keine Person.« Der Junge grinst.
    Er ist besorgt; der Gedanke an
das Gelände der Abtei, an die betrunkenen Mengen in der Dämmerung behagt ihm
nicht. Er braucht jemanden, der ihm Rückendeckung gibt. Leider kann ein Mann
nicht zwei Vorderseiten haben.
     
    Sie haben Cranmers Unterkunft
fast erreicht, als sich die Müdigkeit auf seine Schultern legt wie ein eiserner
Umhang. »Warte einen Moment«, sagt er zu Christophe. Er hat kaum geschlafen in
den vergangenen Nächten. Er holt tief Luft, im Schatten; hier ist es kalt, und
als er den Kreuzgang betritt, taucht er in Nacht ein. Die Fensterläden der hier
liegenden Räume sind geschlossen, kein Laut dringt heraus. Nur hinter ihm auf
den Straßen von Westminster: ein urtümliches Rufen wie die Schreie der
Verlorenen nach einer Schlacht.
    Cranmer sieht auf; er sitzt
bereits an seinem Schreibtisch. »Dies sind Tage, die wir nie vergessen werden«,
sagt er. »Keiner, der nicht dabei war, würde es glauben. Der König hat Sie
heute in den herzlichsten Worten gepriesen. Ich denke, es war seine Absicht,
dass ich Ihnen das übermittle.«
    »Ich frage mich, warum ich je
einen Gedanken an die Kosten der Backsteine für den Tower verschwendet habe.
Das scheint jetzt ein so kleiner Posten zu sein. Und morgen das Turnier. Werden
Sie dort sein? Mein Junge Richard ist für die Kämpfe zu Fuß aufgestellt, die
Zweikämpfe.«
    »Er wird sich durchsetzen«,
erklärt Christophe. »Peng und der andere liegt flach, steht nie wieder auf.«
    »Pst«, sagt Cranmer. »Du bist
nicht hier, Kind. Cromwell, bitte.«
    Cranmer öffnet eine niedrige
Tür im Hintergrund der Kammer. Er, Cromwell, senkt den Kopf und erblickt im
Halblicht hinter der Tür einen Tisch, einen Hocker und auf dem Hocker eine
Frau, jung, ruhig, den Kopf über ein Buch gebeugt. Sie sieht auf. »Ich bitte
Sie, ich brauch eine Kerze«, sagt sie auf Deutsch.
    »Christophe, eine Kerze für
sie.«
    Das Buch, das vor ihr liegt,
erkennt er; es ist ein Traktat Luthers. »Darf ich?«, sagt er und nimmt es in
die Hand.
    Plötzlich liest er. Seine
Gedanken springen über die Zeilen. Ist sie ein Flüchtling, den Cranmer
aufgenommen hat? Weiß er, was es ihn kostet, wenn sie entdeckt wird? Er hat
Zeit, eine halbe Seite zu lesen, bevor der Erzbischof angetröpfelt kommt wie
eine verspätete Entschuldigung. »Diese Frau ist...?«
    Cranmer sagt: »Margarete.
Meine Frau.«
    »Guter Gott.« Er knallt Luther
auf den Tisch. »Was haben Sie getan? Wo haben Sie sie aufgelesen?
Offensichtlich in Deutschland. Deshalb haben Sie so lange für Ihre Rückkehr
gebraucht. Jetzt verstehe ich. Aber warum?«
    Cranmer sagt sanftmütig: »Ich
konnte nicht anders.«
    »Wissen Sie, was der König mit
Ihnen macht, wenn er es herausfindet? Der oberste Scharfrichter in Paris hat
einen Apparat erfunden, einen Balken mit einem Gegengewicht - soll ich es für
Sie aufzeichnen? -, der einen Ketzer beim Verbrennen ins Feuer taucht und
wieder in die Höhe hebt,

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