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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Mahlzeiten berichtet.
Angenommen, ich würde einen Arzt zu Ihnen schicken?«
    »Wir haben einen hier. Oder
vielmehr das Kind hat einen.«
    »Ich könnte Ihnen einen
nützlicheren schicken. Vielleicht würde er Ihnen Anweisungen für Ihre
Gesundheit geben und festlegen, dass Sie ein großes Frühstück zu sich nehmen
müssen, in Ihrem eigenen Zimmer.«
    »Fleisch?«, sagt Mary. »Reichlich.«
    »Aber wen würden Sie schicken?«
    »Dr Butts?«
    Ihr Gesicht entspannt sich.
»Ich kannte ihn an meinem Hof in Ludlow. Als  ich Prinzessin von Wales war.
Was ich immer noch bin. Wie kommt es, dass ich aus der Thronfolge gestrichen
bin, Master Cromwell? Wie kann das gesetzmäßig sein?«
    »Es ist gesetzmäßig, wenn das
Parlament es beschließt.«
    »Es gibt ein Gesetz, das über
dem Parlament steht. Es ist das Gesetz Gottes. Fragen Sie Bischof Fisher.«
    »Ich halte Gottes Absichten
für dunkel, und Gott weiß, dass ich Fisher nicht für geeignet halte, um sie zu
erhellen. Im Gegensatz dazu halte ich den Willen des Parlaments für klar.«
    Sie beißt sich auf die Lippe;
jetzt will sie ihn nicht ansehen. »Ich habe gehört, dass Dr Butts inzwischen
ein Häretiker ist.«
    »Er glaubt, wie Ihr Vater, der
König, glaubt.«
    Er wartet. Sie dreht sich um,
ihre grauen Augen liegen auf seinem Gesicht. »Ich werde meinen Vater nicht als
Häretiker bezeichnen.«
    »Gut. Es ist besser, wenn
zuerst von Ihren Freunden erprobt wird, ob Sie in diese Falle tappen.«
    »Ich sehe nicht, wie Sie mein
Freund sein können, wenn Sie auch ein Freund der Person sind; ich meine die
Marquess of Pembroke.« Sie gesteht Anne nicht ihren königlichen Titel zu.
    »Diese Dame ist an einem
Platz, wo sie keine Freunde benötigt, nur Diener.«
    »Pole sagt, Sie sind Satan.
Mein Vetter Reginald Pole. Der sich im Ausland aufhält, in Genua. Er sagt, als
Sie geboren wurden, waren Sie wie jede andere christliche Seele auch, dass aber
zu einem bestimmten Zeitpunkt der Teufel in Sie gefahren ist.«
    »Wussten Sie, Lady Mary, dass
ich als Kind hier war, mit neun oder zehn? Mein Onkel war Koch bei Morton, und
ich war ein armer rotznasiger Junge, der in der Morgendämmerung Bündel aus
Weißdornzweigen machte, um die Öfen anzuzünden, und der die Hühner für den
Kochtopf schlachtete, bevor die Sonne aufging.« Er spricht ernsthaft. »Würden
Sie denken, dass der Teufel etwa zu diesem Zeitpunkt in mich fuhr? Oder geschah
es schon früher, um die Zeit herum, wenn andere Menschen getauft werden? Sie
verstehen, dass die Frage für mich von Interesse ist.«
    Mary sieht ihn an, von der
Seite, denn sie trägt immer noch eine Giebelhaube im alten Stil und scheint um
sie herumzublinzeln wie ein Pferd, dessen Kopfputz verrutscht ist. Er sagt
leise: »Ich bin nicht Satan. Und Mylord, Ihr Vater, ist kein Häretiker.«
    »Und ich bin kein Bastard,
nehme ich an.«
    »In der Tat, nein.« Er
wiederholt, was er zu Anne Shelton gesagt hat: »Sie wurden in gutem Glauben
empfangen. Ihre Eltern glaubten, verheiratet zu sein. Das bedeutet nicht, dass
die Ehe gültig war. Sie können den Unterschied erkennen, denke ich?«
    Sie reibt den Mittelfinger
unter ihrer Nase hin und her. »Ja, ich kann den Unterschied erkennen. Aber in
Wahrheit war die Ehe gültig.«
    »Die Königin wird bald kommen,
um ihre Tochter zu besuchen. Es reicht, wenn Sie sie so respektvoll begrüßen,
wie Sie die Frau Ihres Vaters begrüßen sollten ...«
    »... nur dass sie seine
Konkubine ist...«
    »... und Ihr Vater würde Sie
wieder an den Hof holen; Sie hätten alles, was Ihnen jetzt fehlt, und dazu
Gesellschaft, die Ihnen Wärme und Trost spenden würde. Hören Sie auf mich, ich
habe Ihr Wohl im Auge. Die Königin verlangt nicht, dass Sie sie mögen, Sie
sollen nur den Schein wahren. Beißen Sie sich auf die Zunge und machen Sie einen
Knicks vor ihr. Es wird innnerhalb eines Herzschlags vorbei sein, und alles
wird sich ändern. Einigen Sie sich mit ihr, bevor ihr nächstes Kind geboren
wird. Wenn sie einen Sohn bekommt, hat sie keinerlei Grund mehr, Ihnen
entgegenzukommen.«
    »Sie hat Angst vor mir«, sagt
Mary, »und die wird sie selbst dann noch haben, wenn sie einen Sohn bekommt.
Sie befürchtet, dass ich mich verheirate und dass meine zukünftigen Söhne zur
Bedrohung für sie werden.«
    »Spricht jemand von Heirat zu
Ihnen?«
    Ein trockenes kleines Lachen,
ungläubig. »Ich war ein Baby an der Brust, als ich nach Frankreich versprochen
wurde. Dann dem Kaiser, wieder nach Frankreich, dem König, seinem

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