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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Urenkel werden ihn noch halten:
unbekannte Londoner. Wenn sie die Dokumente ansehen, wird da sein Name stehen.
Sein Wappen wird über den Türen eingemeißelt sein. Er legt seine Hand auf das
Geländer der großen Treppe und sieht nach oben in die wirbelnden Staubkörnchen
vor einem hohen Fenster. Das habe ich doch schon einmal getan? In Hatfield,
Anfang des Jahres: Er hat hinaufgeblickt und auf die Geräusche von Kardinal
Mortons Haushalt gelauscht, die er vor so vielen Jahren gehört hatte. Wenn er
selbst damals in Hatfield war, muss nicht Thomas More auch dort gewesen sein?
Vielleicht war es dessen leichter Schritt gewesen, den er dort oben erwartet
hatte?
    Er beginnt noch einmal über
die Faust nachzudenken, die aus dem Nichts kam.
    Sein erster Gedanke war
gewesen: Bring die Schreiber und die Papiere zu den Urkunden, dann wird Austin
Friars wieder ein Zuhause sein. Aber für wen? Er hat Liz' Stundenbuch zur Hand
genommen und auf der Seite, wo sie die Familie verzeichnet hat, etwas geändert und
etwas hinzugefügt. Rafe zieht bald aus, er zieht in sein neues Haus in
Hackney; und Richard baut mit seiner Frau Frances in derselben Gegend. Alice
heiratet sein Mündel Thomas Rotherham. Ihr Bruder Christopher ist geweiht
worden und hat eine Pfründe erhalten. Jos Hochzeitskleider sind bestellt; sein
Freund John ap Rice hat sie weggeschnappt, ein Anwalt, ein Gelehrter, ein Mann,
den er bewundert und auf dessen Loyalität er zählt. Ich habe gut für meine
Leute gesorgt, denkt er: Nicht einer von ihnen ist arm oder unglücklich oder
hat keinen sicheren Platz in dieser unsicheren Welt. Er zögert, sieht hinauf in
das Licht: mal golden, mal blau, wenn eine Wolke vorbeizieht. Wer immer nach
unten kommen und Anspruch auf ihn erheben will, muss es jetzt tun. Seine
Tochter Anne mit ihren donnernden Füßen: Anne, würde er sagen, können wir deine
Hufe vielleicht mit Filz umwickeln? Grace, die hinunterschwebt wie Staub, zu
einer Spirale geformt, zu einem munteren Wirbel... und nirgendwohin geht, sich
auflöst, verschwunden ist.
    Liz, komm herunter.
    Aber Liz schweigt; weder
bleibt sie noch geht sie. Sie ist immer bei ihm und nicht bei ihm. Er wendet
sich ab. Als o wird dieses Haus ein Geschäftshaus. Wie alle seine Häuser
Geschäftshäuser werden. Mein Zuhause wird sein, wo meine Schreiber und Akten
sind; ansonsten wird mein Zuhause beim König sein, dort, wo er ist.
    Christophe sagt: »Jetzt, wo
wir ins Rollenhaus ziehen, kann ich es ja sagen, eher maitre: Ich bin ja so froh, dass Sie
mich nicht zurückgelassen haben. Wenn Sie nicht da waren, haben sie mich
nämlich immer Schneckenhirn und Rübenkopf genannt.«
    »Alors ... « Er mustert Christophe. »Dein
Kopf sieht wirklich wie eine Rübe aus. Danke, dass du mich darauf aufmerksam
gemacht hast.«
    Als  er sich bei den Urkunden
eingerichtet hat, betrachtet er seine Situation: zufriedenstellend. Er hat
seine beiden Landsitze in Kent abgestoßen, aber der König hat ihm einen in
Monmouthshire gegeben und er kauft einen weiteren in Essex. Er hat ein Auge auf
Bauland in Hackney und Shoreditch geworfen und ist dabei, Pachtverträge über
die angrenzenden Grundstücke in Austin Friars abzuschließen; er will sie in
seine Baupläne einbeziehen und dann eine hohe Mauer um das Ganze ziehen. Ihm
liegen Gutachten über einen Landsitz in Bedfordshire und einen in Lincolnshire
und zwei Besitzungen in Essex vor, die er als Anlage für Gregory verwalten
lassen will. Aber all das ist Kleinkram. Es ist nichts im Vergleich zu dem, was
er zu haben beabsichtigt oder was Henry ihm schulden wird.
    Inzwischen würden seine
Ausgaben einen geringeren Mann in Angst und Schrecken versetzen. Wenn der König
etwas erledigt haben möchte, muss man in der Lage sein, das Unternehmen mit
Personal auszustatten und zu finanzieren. Es ist schwer, mit den Ausgaben der
adligen Mitglieder des Kronrats mitzuhalten, und doch gibt es etliche, die
praktisch im Leihhaus leben und Monat für Monat zu ihm kommen, um die Löcher in
ihrer Buchhaltung zu stopfen. Er weiß, wann er solche Schulden erlassen muss;
es gibt mehr als eine Währung in England. Er spürt ganz deutlich, dass sich ein
großes Netz um ihn spannt, ein Netz aus erwiesenen und erhaltenen
Gefälligkeiten. Diejenigen, die Zugang zum König wünschen, sind bereit, dafür
zu zahlen, und niemand hat einen besseren Zugang als er. Und zur selben Zeit
gilt: Hilf Cromwell und er hilft dir. Sei loyal, sei tüchtig, sei klug im
Interesse Cromwells, und du wirst

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