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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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eine Belohnung erhalten. Wer sich in seinen
Dienst stellt, wird befördert und beschützt. Er ist ein guter Freund und Herr;
das wird überall von ihm gesagt. Ansonsten sind es die üblichen Beschimpfungen.
Sein Vater war Schmied, ein unehrlicher Bierbrauer, er war Ire, er war
Krimineller, er war Jude, und er selbst war nur Wollhändler, er war
Schafscherer, und jetzt ist er Hexenmeister: Wie anders hätte er die Zügel der
Macht in die Hand bekommen können? Chapuys schreibt an den Kaiser über ihn:
Sein früheres Leben bleibt ein Geheimnis, aber seine Gesellschaft ist überaus
angenehm, und er führt seinen Haushalt mit all seinen Dienstboten in sehr
großem Stil. Er ist ein Meister der Sprache, schreibt Chapuys, ein
außerordentlich redegewandter Mann; obwohl sein Französisch, fügt er hinzu,
nur assez
bien ist.
    Er denkt: Für dich ist es
jedenfalls gut genug. Für dich reichen schon ein Nicken und ein Zwinkern.
    In den letzten Monaten hat der
Kronrat den Harnisch nicht abgelegt. Ein schwieriger Sommer der Verhandlungen
hat einen Vertrag mit den Schotten gebracht. Aber Irland revoltiert. Nur Dublin
Castle und die Stadt Waterford stehen zum König, während die rebellischen Lords
den Truppen des Kaisers ihre Dienste und ihre Häfen anbieten. Von allen Inseln
ist Irland das schlimmste Territorium, das dem König nicht einmal einbringt,
was ihn die Garnisonen kosten; aber aus Angst, wer sonst ans Ruder kommt, kann
er ihm nicht den Rücken zuwenden. Das Gesetz wird dort kaum respektiert, denn
die Iren glauben, man kann sich mit Geld von Mord freikaufen, und wie die
Waliser taxieren sie den Wert eines menschlichen Lebens auf eine Anzahl Rinder.
Das Volk wird durch Abgaben und Beschlagnahmungen, durch Geldstrafen und
schlichten Wucher in Armut gehalten; die frommen Engländer essen mittwochs und
freitags kein Fleisch, und in einem Witz heißt es, die Iren seien so
gottesfürchtig, dass sie auch an den anderen Tagen kein Fleisch essen. Ihre
großen Lords sind brutale und herrische Männer, sie sind tückisch und
wankelmütig, unverbesserliche Verfechter von Fehden, Erpresser und
Geiselnehmer, die ihre Treue zu England gering achten, denn sie sind nichts und
niemandem treu und ziehen die Waffengewalt dem Gesetz vor. Was ihre
einheimischen Oberhäupter betrifft, so erkennen diese keine natürliche Grenze
in Bezug auf ihre Ansprüche an. Sie sagen, dass sie auf ihrem Land jeden
farnbewachsenen Hügel und jeden See besitzen, sie besitzen das Heidekraut, das
Gras auf der Wiese und den Wind, der es bewegt; jedes Tier und jeder Mensch
gehört ihnen, und in Zeiten der Not nehmen sie das Brot, um es an ihre
Jagdhunde zu verfüttern.
    Kein Wunder, dass sie nicht
englisch sein wollen. Es würde ihren Status als Sklavenhalter beenden. Der
Herzog von Norfolk hat immer noch Leibeigene auf seinem Land, und auch wenn die
Gerichte beabsichtigen, sie zu befreien, erwartet der Herzog eine Vergütung
dafür. Der König schlägt vor, Norfolk nach Irland zu schicken, der aber sagt,
dass er genügend fruchtlose Monate dort verbracht habe und dass er nur unter
einer einzigen Bedingung zurückginge, wenn nämlich eine Brücke gebaut würde,
sodass er am Ende der Woche nach Hause zurückkehren könne, ohne nasse Füße zu
bekommen.
    Er und Norfolk streiten sich
im Kronrat. Der Herzog zetert, und er setzt sich zurück, verschränkt die Arme
und beobachtet ihn beim Zetern. Sie hätten den jungen Fitzroy nach Dublin
schicken sollen, erklärt er dem Rat. Ein König in der Lehre - er hätte eine
Schau veranstalten, ein Spektakel inszenieren, mit Geld um sich werfen können.
    Richard sagt zu ihm:
»Vielleicht sollten wir nach Irland gehen, Sir.«
    »Ich glaube, meine Tage des
Kampfes sind vorbei.«
    »Ich würde mich gerne
bewaffnen. Jeder Mann sollte einmal im Leben Soldat sein.«
    »Das ist dein Großvater, der
aus dir spricht. Ap Evans, der Bogenschütze. Konzentrier dich für den
Augenblick darauf, eine gute Figur im Turnier zu machen.«
    Richard hat sich als eindrucksvoller
Mann in den Schranken erwiesen. Es ist mehr oder weniger, wie Christophe sagt: Peng und sie liegen flach. Man
könnte denken, der Sport läge seinem Neffen im Blut, so wie er im Blut der
konkurrierenden Lords liegt. Er trägt die Fahne der Cromwells, und der König
liebt ihn dafür, wie er jeden Mann mit Talent und Mut und körperlicher Kraft
liebt. Mehr und mehr zwingt ihn sein schlimmes Bein, bei den Zuschauern zu
sitzen. Wenn er Schmerzen hat, gerät er in Panik - man

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