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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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würden
Sie hinübergehen, wenn Sie wieder auf den Beinen sind? Was, wenn die Iren, was,
wenn die Schotten, was, wenn alles außer Kontrolle gerät und wir Kriege
bekommen wie in Deutschland und Bauern sich selbst krönen, was, wenn diese
falschen Propheten, was, wenn Karl mich überrennt und Katherine ins Feld
zieht, sie ist eine streitbare Natur und das Volk liebt sie, Gott weiß, warum,
ich tue es jedenfalls nicht.
    Wenn das passiert, sagt er,
verlasse ich diesen Sessel und ziehe mit meinem eigenen Schwert in der Hand ins
Feld.
    Als  der König sein Essen
genossen hat, sitzt er bei ihm und spricht leise über sich selbst. Der
Apriltag, frisch und regnerisch, lässt ihn an den Tag denken, an dem sein Vater
starb. Er spricht von seiner Kindheit: Ich lebte in dem Palast in Eltham, ich
hatte einen Narren, der hieß Goose. Als  ich sieben war, kamen die Rebellen aus
Cornwall. Sie wurden von einem Riesen angeführt, erinnern Sie sich daran? Mein
Vater schickte mich in den Tower, um mich in Sicherheit zu bringen. Ich sagte:
Lasst mich raus, ich will kämpfen! Ich hatte keine Angst vor einem Riesen aus
dem Westen, aber ich hatte Angst vor meiner Großmutter Margaret Beaufort, weil
sie ein Gesicht wie ein Totenkopf hatte und sich ihr Griff um mein Handgelenk
wie der Griff eines Skeletts anfühlte.
    Als  wir jung waren, sagt er,
wurde uns ständig erzählt: Eure Großmutter hat euren Lordvater, den König, als
kleines Ding von dreizehn Jahren geboren. Ihre Vergangenheit war wie ein
Schwert, das sie über uns hielt. Was, Henry, du lachst in der Fastenzeit? Als  ich,
nur ein paar Jahre älter als du, einem Tudor das Leben geschenkt habe? Was,
Henry, du tanzt, was, Henry, du spielst mit dem Ball? Ihr Leben bestand nur aus
Pflicht. Sie hatte zwölf arme Menschen in ihr Haus in Woking aufgenommen;
einmal ließ sie mich mit einer Schüssel niederknien, und ich musste ihnen die
gelben Füße waschen; sie hatte Glück, dass ich mich nicht auf diese Füße
übergeben habe. Jeden Morgen um fünf begann sie mit dem Beten. Wenn sie an
ihrem Betpult niederkniete, schrie sie auf, weil ihre Knie schmerzten. Und wann
immer es eine Feier gab, eine Hochzeit oder eine Geburt, ein Vergnügen oder
eine Gelegenheit zur Freude, wissen Sie, was sie tat? Jedes Mal? Unweigerlich?
Sie weinte.
    Und ihr Ein und Alles war
Prinz Arthur. Ihr leuchtendes Licht und ihr kriechender Heiliger. »Als  ich
König wurde und nicht er, legte sie sich hin und starb aus reiner Bosheit.
Wissen Sie, was sie mir auf dem Sterbebett gesagt hat?« Henry schnaubt.
»Gehorche Bischof Fisher in allen Belangen! Zu schade, dass sie Fisher nicht
gesagt hat, er solle mir gehorchen!«
    Als  der König mit seinen
Herren gegangen ist, kommt Johane und sitzt bei ihm. Sie sprechen leise, obwohl
alles, was sie sagen, zum Mithören geeignet ist. »Es ist doch sehr gut
gelaufen.«
    »Wir müssen der Küche ein
Geschenk machen.«
    »Der ganze Haushalt hat sich
gut geschlagen. Ich bin froh, dass ich ihn gesehen habe.«
    »Ist er so, wie du es dir
erhofft hast?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass
er so gefühlvoll ist. Ich verstehe jetzt, warum Katherine so hart um ihn
gekämpft hat. Ich meine nicht nur darum, Königin zu sein, was sie für ihr Recht
hält, sondern um ihn als Ehemann. Ich würde sagen, er ist ein Mann, den man
leicht lieben kann.«
    Alice stürmt herein.
»Fünfundvierzig! Ich hätte ihn älter geschätzt.«
    »Du hättest das Bett für eine
Handvoll Granatsteine mit ihm geteilt«, spottet Jo. »Das hast du selbst
gesagt.«
    »Und du für
Exportgenehmigungen!«
    »Hört auf«, sagt er. »Ihr
Mädchen! Wenn eure Männer euch hören würden.«
    »Unsere Männer wissen, wie wir
sind«, sagt Jo. »Wir sind sehr überzeugt von uns. Man kommt nicht nach Austin
Friars, um nach schüchternen kleinen Mädchen zu suchen. Ich frage mich, warum
unser Onkel uns nicht bewaffnet.«
    »Die Konvention hält mich
zurück. Sonst würde ich euch nach Irland schicken.«
    Johane sieht ihnen nach, als
sie davonstürzen. Als  sie außer Hörweite sind, vergewissert sie sich mit
einem Blick über die Schulter und flüstert: Du wirst nicht glauben, was ich
jetzt sagen werde.
    »Lass es darauf ankommen.«
    »Henry hat Angst vor dir.«
    Er schüttelt den Kopf. Wer
kann dem Löwen von England Angst machen?
    »Doch, ich schwöre es dir. Du
hättest sein Gesicht sehen sollen, als du sagtest, du würdest dein eigenes
Schwert in die Hand nehmen.«
     
    Der Herzog von Norfolk besucht
ihn, klappert

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