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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Ackerknecht. Er ist der Mann, der irgendwann einmal den Norden für
uns halten muss, und wenn ihm seine Stellung in dieser Welt nicht klar ist,
muss er sie begreifen oder er büßt sie ein. Die Heirat mit Shrewsburys Tochter
ist bereits vereinbart und es ist eine angemessene Heirat, eine Heirat, die ich
eingefädelt habe und die der König gutheißt. Und der Earl von Shrewsbury, das
kann ich Ihnen versichern, ist keineswegs davon angetan, wenn der Junge, der
seiner Tochter versprochen ist, auf diese verrückte Weise herumalbert.«
    »Die Schwierigkeit ist ...«
Boleyn erlaubt sich eine dezente diplomatische Pause. »Ich vermute, dass Harry
Percy und meine Tochter in der Angelegenheit eventuell etwas weiter gegangen
sind.«
    »Was? Sie wollen sagen, dass
wir tatsächlich von einem
Heuhaufen und einer warmen Nacht sprechen?«
    Aus dem Schatten heraus sieht
er zu; er denkt, dass er noch nie einen so kalten, aalglatten Mann wie Boleyn
gesehen hat.
    »Ich habe sie so verstanden,
dass sie sich vor Zeugen einander versprochen haben. Wie soll man das wieder
ungeschehen machen?«
    Der Kardinal schlägt mit der
Faust auf den Tisch. »Ich sage Ihnen, wie. Ich werde seinen Vater aus dem
Grenzgebiet herunterkommen lassen, und wenn der Sohn sich ihm widersetzt, wird
er aus der Erbfolge geschmissen und landet als verlorener Sohn auf der
Schnauze. Der Earl hat andere Söhne und bessere. Und wenn Sie nicht wollen,
dass die Butler-Heirat abgesagt wird, dass Ihre Tochter nie mehr zu verheiraten
ist, dass sie in Sussex vertrocknet und Sie für den Rest ihres Lebens Unterkunft
und Verpflegung kostet, dann vergessen Sie alles Gerede über Versprechen und
Zeugen — wer sind diese Zeugen überhaupt? Ich kenne diese Art von Zeugen, die
sich nie zeigen, wenn ich nach ihnen schicke. Als o, ich will nie wieder davon
hören. Versprechen. Zeugen. Verträge. Gott im Himmel!«
    Boleyn lächelt immer noch. Er
ist ein beherrschter, schlanker Mann; die Anstrengung jedes fein abgestimmten
Muskels in seinem Körper ist notwendig, um das Lächeln auf seinem Gesicht zu
halten.
    »Ich frage Sie nicht«, sagt
Wolsey unnachgiebig, »ob Sie in dieser Angelegenheit den Rat Ihrer Verwandten
aus der Familie Howard eingeholt haben. Es würde mir widerstreben zu denken,
dass Sie diesen Plan mit Billigung der Howards ausgeheckt haben. Ich würde es
sehr bedauern zu hören, dass der Herzog von Norfolk Kenntnis davon hatte: ja,
wirklich sehr bedauern. Deshalb lassen Sie es mich auch nicht hören, wie? Gehen
Sie und bitten Sie Ihre Verwandten um einen guten Rat. Verheiraten Sie das
Mädchen nach Irland, bevor die Butlers das Gerücht hören, sie sei verdorbene
Ware. Nicht dass ich es erwähnen würde. Aber bei Hofe wird geredet.«
    Sir Thomas hat zwei wutrote
Flecken auf den Wangen. Er sagt: »Fertig, Mylord Kardinal?«
    »Ja. Gehen Sie.«
    Boleyn dreht sich um, dunkle
Seide schwingt ihm hinterher. Sind das Tränen der Wut in seinen Augen? Das
Licht ist trübe, aber er, Cromwell, hat sehr scharfe Augen. »Ach, einen
Moment, Sir Thomas ...«, sagt der Kardinal. Seine Stimme fliegt durch den Raum,
formt sich zu einer Schlinge und zieht sein Opfer zurück. »Bitte, Sir Thomas,
erinnern Sie sich an Ihre Abstammung. Zur Familie Percy gehören die Vornehmsten
dieses Landes. Während die Boleyns ungeachtet Ihres bemerkenswerten Glücks,
eine Howard geheiratet zu haben, im Handel tätig waren, oder irre ich mich?
Eine Person Ihres Namens war Bürgermeister von London, ist es nicht so? Oder
habe ich etwas verwechselt? Entstammt Ihre Linie irgendwelchen Boleyns von
höherem Rang?«
    Aus Sir Thomas' Gesicht ist
die Farbe gewichen; die scharlachroten Flecken sind von seinen Wangen
verschwunden, und er wird fast ohnmächtig vor Wut. Als er den Raum verlässt,
flüstert er: »Metzgerjunge.« Und als er an dem Rechtsberater vorbeikommt -
dessen kräftige Hand untätig auf dem Schreibtisch liegt -, höhnt er:
»Metzgerhund.«
     
    Die Tür knallt. Der Kardinal
sagt: »Komm raus, Hund.« Lachend sitzt er mit den Ellenbogen auf dem
Schreibtisch und dem Kopf in der Hand da. »Was lernen wir daraus?«, sagt er.
»Man kann den eigenen Stammbaum nicht verbessern - und Gott weiß, Tom, dass Sie
in einen unehrenhafteren Stand geboren wurden als ich —, also ist der Trick,
sie immer bei ihren eigenen Maßstäben zu packen. Sie haben die Regeln gemacht;
sie können sich nicht beklagen, wenn ich ihr strengster Vollstrecker bin.
Percys über Boleyns. Wer glaubt er, dass er ist?«
    »Ist es

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