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Mantel, Hilary

Mantel, Hilary

Titel: Mantel, Hilary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woelffe
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Irgendwo.
    Charles Brandon sagt: »Ach,
Sie sind wieder hier, Master Cromwell, Sie mit Ihrer Namensliste? Gibt es
jemanden, den Sie mir besonders empfehlen?«
    »Ja, aber ich befürchte, er
ist ein unbedeutender Mann, es wäre besser, ich würde das mit dem Verwalter
Ihrer Küche besprechen ...«
    »Nein, sagen Sie es mir«, sagt
der Herzog. Er kann es nicht ertragen, im Ungewissen zu bleiben.
    »Es ist nur der Mann für die
Feuerstellen und Kamine, gewiss keine Angelegenheit für Ihro Gnaden ...«
    »Ich nehme ihn, ich nehme
ihn«, sagt Charles Brandon. »Ich liebe ein gutes Feuer.«
    Thomas More, der Lordkanzler,
hat als Erster seine Unterschrift unter alle Anklagepunkte gegen Wolsey
gesetzt. Man sagt, dass auf sein Geheiß eine merkwürdige Behauptung hinzugefügt
wurde. Der Kardinal wird beschuldigt, dem König ins Ohr geflüstert und ins
Gesicht geatmet zu haben, und da der Kardinal die Franzosenkrankheit habe, sei
es seine Absicht gewesen, unseren Monarchen zu infizieren.
    Als  er das hört, denkt er:
Stell dir vor, du sitzt im Kopf des Lordkanzlers. Stell dir vor, du schreibst
eine solche Anklage nieder, bringst sie zum Drucker und lässt sie bei Hofe und
im Königreich verbreiten, verkündest sie dort, wo die Leute alles glauben;
verkündest sie den Schafhirten auf den Hügeln, Tyndales Jungem hinter dem
Pflug, dem Bettler auf den Straßen und dem geduldigen Tier in seinem Stall oder
Gehege, verkündest sie dem schneidenden Winterwind und der schwachen
Morgensonne und den Schneeglöckchen in den Gärten von London.
     
    Es ist ein trüber Morgen mit
dichten tief hängenden Wolken; das spärliche Licht, das durch die Scheiben
dringt, hat die Farbe matten Zinns. Wie farbenfroh der König dagegen aussieht -
wie der König in einem frisch gedruckten Kartenspiel: wie klein sein
ausdrucksloses blaues Auge.
    Eine Gruppe Herren umsteht
Henry Tudor; sie ignorieren sein Herankommen. Nur Harry Norris lächelt und
wünscht ihm höflich einen guten Morgen. Auf ein Zeichen des Königs ziehen sich
die Herren zurück; in ihren bunten Reitröcken - es ist ein Jagdmorgen -
flattern sie herum, wirbeln, scharen sich zusammen; sie flüstern, einer mit dem
anderen, und unterhalten sich mit nickenden Köpfen und Achselzucken.
    Der König wirft einen Blick
aus dem Fenster. »Nun«, sagt er, »wie geht es ...?« Es scheint ihm zu
widerstreben, den Namen des Kardinals zu nennen.
    »Es kann ihm nicht gut gehen,
solange er nicht die Gunst Ihrer Majestät genießt.«
    »Vierundvierzig
Anklagepunkte«, sagt der König. »Vierundvierzig, Master.«
    »Mit Erlaubnis Ihrer Majestät,
es gibt eine Antwort auf jeden einzelnen, und wenn man uns Gehör schenkt,
werden wir diese Antworten geben.«
    »Könnten Sie sie hier und
jetzt geben?«
    »Wenn Majestät sich setzen
würden.«
    »Ich habe schon gehört, dass
Sie ein schlagfertiger Mann sind.«
    »Wäre ich unvorbereitet
hierhergekommen?«
    Er hat gesprochen, ohne lange
nachzudenken. Der König lächelt. Dieses feine Kräuseln der roten Lippen. Er hat
einen hübschen Mund, fast wie der einer Frau; er ist zu klein für sein Gesicht.
»An einem anderen Tag würde ich Sie auf die Probe stellen«, sagt er. »Aber
Mylord Suffolk wartet auf mich. Werden sich die Wolken lichten, was denken Sie?
Ich wünschte, ich wäre vor der Messe aufgebrochen.«
    »Ich denke, es wird
aufklaren«, sagt er. »Es ist ein guter Tag, um etwas zu jagen.«
    »Master Cromwell?« Der König
dreht sich um, er sieht ihn an, erstaunt. »Sie vertreten doch nicht dieselbe
Meinung wie Thomas More?« Er wartet. Er kann sich nicht vorstellen, was der
König sagen will. »La chasse. Er hält sie für barbarisch.«
    »Oh, ich verstehe. Nein,
Majestät, ich befürworte jeden Sport, der billiger ist als die Schlacht. Es
ist eher so .. .«Wie kann er es ausdrücken? »In einigen Ländern jagen sie den
Bären und den Wolf und den wilden Eber. Einst gab es diese Tiere in England,
als wir unsere großen Wälder hatten.«
    »Mein Vetter Frankreich hat
Wildschweine zum Jagen. Von Zeit zu Zeit sagt er, er schickt mir welche. Aber
ich habe das Gefühl...«
    Du hast das Gefühl, er
verhöhnt dich.
    »Normalerweise sagen wir«,
Henry sieht ihn direkt an, »normalerweise sagen wir, wir Herren, dass die Jagd
uns auf den Krieg vorbereitet. Was uns zu einem heiklen Punkt bringt, Master
Cromwell.«
    »So ist es«, sagt er fröhlich.
    »Sie sagten vor etwa sechs
Jahren im Parlament, dass ich mir keinen Krieg leisten könnte.«
    Es ist sieben Jahre

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