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Mantelkinder

Mantelkinder

Titel: Mantelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Geller
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nicht mal angehört hat. Na, lassen wir das jetzt. Weiter. Fiesta. Erkenntnisse korrelieren.“
    „Ja, also: Ich dachte mir, wenn wir unsere Daten mit denen anderer Behörden abgleichen … Es hat nur so lange gedauert, weil nicht alle Systeme kompatibel sind.“
    Ein altbekanntes Problem, über das sich Susanne schon oft geärgert hatte. Jedes gottverdammte Amt arbeitete mit unterschiedlichen EDV-Programmen, die in den wenigsten Fällen passende Schnittstellen aufwiesen. Da war entweder Handarbeit angesagt, oder man musste bei einem Kollegen, der sich wirklich mit Computern auskannte, auf den Knien liegen, damit der etwas zusammenbastelte. Sie stand immer noch auf ihren Oberschenkel gestützt, und mit einem Mal ging ihr auf, dass sie in dieser Haltung die Bügelfalte ihrer hellen Wollhose zerdrückte. Schnell setzte sie sich und zog die Hosenbeine ein Stückchen hoch, damit die Knie nicht beulten.
    Vor lauter Verwirrung, dass sie sich über so etwas Gedanken machte, überhörte sie beinahe die Frage der Staatsanwältin: „Welche Daten haben Sie denn verglichen?“
    Hansen sah auf ihren Notizblock. „Alle Halter eines Fiesta der infrage kommenden Baureihen. Also auch die weiblichen. Einwohnermeldeamt und Standesamt wegen verwandtschaftlicher Beziehungen. Und ein paar Angaben der BfA, um die entsprechenden Arbeitsplätze zu lokalisieren.“
    Das letzte Wort kann nur noch ganz leise und Hansen wurde erneut puterrot. Um an all diese Daten zu kommen, hätte sie nämlich eigentlich einen richterlichen Beschluss benötigt. Die junge Polizistin schien nicht nur clever zu sein, sondern auch über gute Beziehungen zu verfügen. Susanne schielte zu Breitner, aber die verzog keine Miene, beschäftigte sich vielmehr mit einem nicht vorhandenen Fleck auf ihrem Rock.
    „Bei dem Abgleich ist nur eine sinnvolle Kombination übriggeblieben“, sagte Hansen jetzt.
    Susanne spürte plötzlich ihren Puls in der Halsschlagader, und Hellwein fing an, in seinem Päckchen Marlboro zu grabbeln, legte es aber nach einem vernichtenden Blick von Breitner zur Seite.
    Hansen blätterte eine Seite in ihrem Block um. „Greta Ballmann“, fuhr sie fort. „Sie hat einen Fiesta aus der Viererreihe und ist Wissenschaftlerin am Chemischen Institut der Uni.“
    „Stopp!“, schaltete Susanne sich ein. „Wir haben uns jeden einzelnen Mitarbeiter dort vorgenommen.“
    „Außer Greta Ballmann, ja. Sie befindet sich nämlich seit zwei Monaten in den USA. Sie arbeitet da an einem Projekt mit einer befreundeten Universität.“
    „Jetzt versteh ich gar nichts mehr“, brummelte Hellwein und griff wieder nach den Zigaretten. „Wir suchen erstens einen Mann und zweitens …“
    Breitner schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab und nickte Hansen zu.
    „Greta Ballmann wohnt in der Aggerstraße in Gremberg.“ Hansen hob den Kopf und sah alle der Reihe nach an, bevor sie die Bombe endgültig platzen ließ. „Im Haus daneben ist ihre Mutter gemeldet, sowie Greta Ballmanns Bruder: Rudolf Ballmann.“
    „Gott verdammt!“, stieß Hellwein hervor.
    „Bingo!“, rief Susanne.
    „Puh!“ Breitner blies die Wangen auf und ihre Stirn wurde knallrot. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr Blutdruck wieder einen halbwegs normalen Wert erreichte.
    „Gut“, sagte sie dann. „Das ist ziemlich gut, junge Frau! Auf welcher Polizeischule waren Sie?“
    „Brühl“, antwortete Hansen halb verlegen, halb stolz.
    „Brühl? Hätte nicht gedacht, dass die mal was Brauchbares auf die Menschheit loslassen. Also!“ Mit ihrem gewohnten Temperament schnellte Breitner vom Stuhl und klatschte in die Hände. „Für einen Haftbefehl steht das Ganze noch auf zu wackligen Beinen. Wir können ihn nicht hochnehmen, nur weil seine Schwester in der Nähe des Entführungsorts arbeitet und einen Fiesta besitzt. Aber wir werden sehen.“
    Sie stützte sich auf die Lehne des abgewetzten Besucherstuhls. „Frau Braun, knöpfen Sie sich diesen Ballmann vor. Und bei der geringsten Unstimmigkeit, beim geringsten Verdacht schleppen Sie ihn her. Und …“
    „Wenn Sie nichts dagegen haben“, stoppte Susanne Breitners Enthusiasmus, „ich denke, das sollten wir unserer jungen Kollegin hier überlassen.“
    Die kleine Staatsanwältin stutzte eine Sekunde und begann zu lachen. Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, ehe sie, immer noch lachend, sagte: „Oh, ich Schussel! Ich werd mich nie an euren seltsamen Kodex gewöhnen. Aber natürlich haben Sie Recht. Ehre, wem Ehre

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