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Mantramänner

Mantramänner

Titel: Mantramänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Hagedorn
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nachgrübelte, ob Siv das mit den Hosen ernst gemeint hatte und wo wohl Metins Grillzange geblieben war, dudelte »Karma Camaeleon« aus meiner Brusttasche. Ich fingerte nach dem Handy und klappte es auf. Unbekannter Teilnehmer.
    Sicher wieder irgendein trauriger Telemarketing-Mensch, der viel telefonierende Frauen unter dreißig für eine neue Super-Flatrate gewinnen sollte. Oder jemand mit einem altmodischen Analogtelefon ohne Nummernanzeige. Wen kannte ich denn, der so etwas noch benutzte?
    Plötzlich hatte ich eine Eingebung. Mein Vater! Vielleicht wurde er langsam ungeduldig, weil ich mich seit Wochen nicht auf seine E-Mail meldete.
    »Hallo?«
    Die Stimme des Anrufers klang undeutlich und irgendwie gepresst. Papa war es jedenfalls nicht.

    »Evke? Bist du das? Ich muss dich mal sprechen. Hier ist Steve.«
    »Steve?« Etwas griff mit kalten Fingern nach mir. Steve hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie angerufen. Das konnte nur eines bedeuten. Nämlich …
    »Um Gottes willen, Steve! Ist irgendwas mit Melli?«
    Am anderen Ende war es still bis auf ein statisches Knacken. Ich schickte ein kurzes Stoßgebet ins Universum, ohne genau zu wissen, an wen. In dringenden Fällen würde es hoffentlich auch so bei der richtigen Adresse landen. Vielleicht bei einer tierköpfigen Schutzpatronin für beste Freundinnen.
    »Nee«, kam es schließlich gedehnt zurück, »das kann man so nun auch nicht sagen.«
    Ich sog so viel Luft ein, wie ich auf einmal bekommen konnte, und ließ sie gleich wieder frei.
    »Mann, Steve. Jetzt hast du mich aber ganz schön erschreckt. Muss ich mir also keine Sorgen machen.«
    Wieder war es still, und ich fragte mich schon, welches meiner Worte er diesmal nicht verstanden hatte. Jetzt? Hast?
    Dann stöhnte er. »Nein. Oder vielleicht doch. Ich weiß es doch auch nicht.«
    »Erzähl, was ist los?«
    »Geht nicht. Bin auf Arbeit. Aber können wir uns mal treffen? Auf einen Kaffee oder ein Bier?«
    Mein erster Schrecken verwandelte sich in vorsichtige Neugier.
    »Klar können wir. Solange ich auch was anderes trinken darf.«
    Er lachte irgendwie freudlos. »Entschuldigung, du bist ja eher der Typ für Sekt auf Eis. Bier, das ist dir wahrscheinlich zu proletisch.«
    »Proletarisch.«
    »Sag ich doch. Proletisch.«
    »Okay, Steve«, sagte ich versöhnlich, »vielleicht auch beides. Nächste Woche?«
    »Dienstag. Gleich nach der Arbeit. Barbies Bierbar.«
    »Oh. Das klingt ja dringend.«
    »Wenn du wüsstest«, stöhnte Steve, »wenn du wüsstest.«

KONASANA
    Der Sitz mit angewinkelten Beinen (Konasana) lässt sich zur Vorbeugung und Bekämpfung leichter Angstzustände einsetzen.

    In meiner ersten Yogagruppe bei Sunny Side blickte ich nur in vertraute Gesichter. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob das von Vorteil war.
    Ganz vorn, in der ersten Reihe, saßen Anna und IPS. In den letzten Wochen waren die beiden dicke Freundinnen geworden, wobei Anna eher die Freundin war und IPS eher dick. Kurz vor Beginn ihrer Mutterschutzzeit hatte sie eine Art Ganzkörperschwangerschaft entwickelt, so als hätte der imposante Bauch sich mittlerweile bis in die Fußgelenke, die Oberarme und das Gesicht ausgedehnt.
    Es stand ihr aber nicht schlecht, im Gegenteil. Früher hatte sie häufig einen verkrampften Zug um den Mund gehabt, jetzt erinnerte sie mich eher an meinen speziellen Freund, der mich ab und zu von Flyern, Sweatshirts oder Autos her ansprach.
    Direkt dahinter hatte ebenfalls ein ungleiches Paar Platz genommen. Neben Frau Stövers gewaltigem Busen wirkte die magere Lisa-Marie wie eine Zweitklässlerin, die ein bisschen zu schnell gewachsen war. Vielleicht lag es aber auch an den Glitzermäuschen auf ihrem Shirt, die den kindlichen Eindruck noch unterstrichen. Das Shirt war so lila wie die Matte, auf der Lisa-Marie saß, und sie schien förmlich mit ihrem Hintergrund zu verschmelzen.
    Last but not least waren da noch die beiden Kantinenköchinnen. Mit denen hätte ich nun am wenigsten gerechnet. Schließlich fochten
Plisch, Plum und ich nun schon seit Wochen jeden Mittag ein Duell aus, bei dem es darum ging, ob sie mir eine heimliche Portion Fleisch in mein Essen schmuggeln konnten. Bisher lagen sie leicht in Führung. Ob das ein Problem war bei unserer spirituellen Zusammenarbeit?
    Plum packte den Stier gleich bei den Hörnern.
    »Sie, das mit dem Yoga«, fragte sie, »das ist aber jetzt nicht nur für Vegetarier, oder?«
    Milde schüttelte ich den Kopf. Jeden da abholen, wo er steht. Dieses Motto

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