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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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feststellen, dass es hier kein entsprechendes Versteck geben konnte. Auch in der Grotte gab es keinen Platz für ein Manuskript.
    Deprimiert und entmutigt trat er den Rückzug an. Eine Woche harte Nachtschichten lagen hinter ihm. Er war frustriert.
    Pater Jordan hielt es für ausgeschlossen, dass die Mönche das geheimnisumwobene Schriftstück im Gästetrakt oder im Gastronomiegebäude hinterlegt hatten. Diese Bereiche konnte er ausschließen.
    Seine letzte Hoffnung hingegen waren die Zellen der Brüder, der Patres und des Abtes.
    Diesen strengster Klausur unterworfenen Räumen stattete er einen Besuch ab während der fünf Stunden, in denen sämtliche Ordensleute mit gemeinsamen Gebeten, Meditationen, Lesungen und Gottesdiensten beschäftigt waren. Er hatte sich auch nicht gescheut, die im Obergeschoss liegende Zelle des Abtes zu durchsuchen, während der die Eucharistiefeier zelebrierte. Ohne Ergebnis. Dabei war ihm ein mit Holzschnitzereien verziertes Hängeschränkchen aufgefallen. Dieses hölzerne Schmuckstückchen erwies sich als Schlüsselschrank. Dort hingen ein größerer goldener, ein mittelgroßer und ein kleinerer Schlüssel. Der kleinere passte zum Türschloss der Abtzelle. Der schwerere Goldschlüssel gehörte vermutlich zum Tabernakel des Hauptaltares. Die Verwendung für den mittleren schmiedeeisernen Schlüssel blieb ihm ein Rätsel.

13
    Es war inzwischen Donnerstag. Abends suchte er, sich getreu an den Zeitplan der Trappisten haltend, kurz nach 19.30 Uhr seine Schlafstelle auf. Eine ideale Situation, seine 50 bis 100 Milliarden Gehirnzellen und doppelt so vielen Vernetzungssynapsen nochmals ordentlich in Schwung zu bringen. Er hoffte, durch konstruktives logisches Denken mehr zu erreichen als durch tagelange Suchaktivitäten.
    Dank intensiver Fährtensucherei in der vergangenen Woche kannte er sich inzwischen im Kloster aus wie in seiner Westentasche. Er ging gedanklich noch einmal in alle durchforsteten Räumlichkeiten.
    Hatte er etwas übersehen? Was konnte er noch unternehmen, um die letzten verbleibenden Gasttage zu nutzen?
    Er versuchte, sich an das zu erinnern, was Kardinal Testa ihm damals mitgeteilt hatte. Und urplötzlich flammte in seinem Gehirn eine virtuelle Leuchtreklame auf: „Das Manuskript ist so versteckt, dass es die Mauern des Klosters nie verlassen wird.“
    Ein verwegener Gedanke nahm von ihm Besitz. Wenn nun diese vom Abt stammende Äußerung wörtlich zu nehmen war? Seine auf Hochtouren rotierenden Gedanken spannen den begonnenen Faden weiter. Die gesamte Klosteranlage wurde von einer über 700 Meter langen und zwei Meter hohen Natursteinmauer umgeben. Ferner gab es einen bekannten und beliebten Pilgerweg, einen Kreuzweg, der vom Wallfahrtsort Heimbach ausgehend über drei Kilometer steil hinauf nach Mariawald führte.14 Stationen stellten den Leidensweg Christi dar. Die ersten Sieben befanden sich in kleinen freistehenden Kapellen entlang des Weges. Die Stationen 8 bis 14 waren in die Begrenzungsmauer des Klosters eingearbeitet. Bei der nächtlichen Infrarotbesichtigung der Nebengebäude und des Innenhofes hatte er bemerkt, dass die einzelnen Kreuzwegstationen in der Mauer einen fensterartigen Zugang von der Klosterseite her aufwiesen. Dieser wurde von einer Metallplatte verschlossen. Urplötzlich tauchte jetzt in seinen Gedanken der mittelgroßen Schlüssel im Wandschränkchen der Abtzelle auf.
    Sein Entschluss stand jetzt fest. In seiner letzten Nacht in Mariawald würde er einen letzten Versuch starten, das Manuskript aufzustöbern. Er wurde das Gefühl nicht los, diesmal ins Schwarze getroffen zu haben.
    Während der Vesperzeit stattete er der Abtzelle einen kurzen Besuch ab und nahm den Schlüssel an sich. Dem Abt würde das Fehlen des Schlüssels während der einen Nacht nicht auffallen. In der Zeit des Morgengebetes am anderen Tag wollte er den Ausflügler wieder an seinen angestammten Platz zurückbringen.
    Jordan begann mit der vierzehnten, also der letzten, Kreuzwegstation. Nicht weil der Weg zu dieser Station vom Kloster aus der kürzeste war. Es gab einen anderen Grund. Das Thema dieser letzten Station hieß „Jesus wird ins Grab gelegt“. Das weckte die Assoziation in ihm: „Das Manuskript fand hier seine letzte Ruhestätte.“
    Mit zufriedenem Lächeln begab er sich in Morpheus Arme. Wie hätte er auch ahnen können, dass diese letzte Nacht in Mariawald einen dramatischen Verlauf nehmen würde.
    Pater Aloisius begab sich, nachdem das Gespräch mit Pater

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