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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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tun?“
    „Ich brauche Informationen über die folgenden Leute. Der mich am meisten interessiert ist aber jener Feldkamp. Wann kann ich dich zurückrufen?“
    „Bleib in der Leitung, das kann ich sofort abrufen. Einen Augenblick Geduld ... so ... hier hab ich was ... also, in Nürnberg ist keine Person dieses Namens gemeldet. Tut mir leid. Das wäre alles, was ich dir zu dieser Person zu bieten habe. So, jetzt noch die beiden anderen“
    „Danke dir, Manfred! Den Rest kannst du dir ersparen. Ich glaube, ich weiß genug. Du hast mir sehr geholfen. Verzeih mir, dass ich etwas kurz angebunden bin, aber meine nächste Vorlesung und eine Handvoll Studenten warten auf mich. Wenn wir uns demnächst treffen, gebe ich einen aus. Und grüß Sigrid von mir.“

14
    An seinem letzten Samstagnachmittag in Mariawald verzichtete Pater Jordan auf die Teilnahme an den Gottesdiensten. Er spürte, dass er durch die nächtlichen Infrarotaktivitäten bei komplettem Tagesprogramm unter Schlafmangel litt. Nach dem Mittagstisch ergab er sich seiner übermächtigen Müdigkeit und holte vier erholsame Stunden Schlaf nach.
    Als er gerade rechtzeitig zum Abendbrot erwachte, fühlte er sich wie neu geboren, frisch und unternehmungslustig. Und das war auch gut so. Seine letzte Nacht im Kloster sollte und musste erfolgreich werden. Er witterte Beute. Ihn hatte das Jagdfieber erfasst. Zumal er sicher war, das Versteck des verbotenen Manuskriptes zu kennen. In wenigen Stunden würde er die begehrte Trophäe in seinen Händen halten.
    Er verzichtete an diesem Abend auf sein Abendbrot und nutzte die Zeit, in der sich die Mönche, vor allem Dom Domenic, im Refektorium aufhielten, um sich den mittleren der drei Schlüssel aus dem Wandschränkchen in der Abtzelle auszuleihen.
    Anschließend schienen die Abendstunden nicht vergehen zu wollen. Endlich war es kurz vor 23 Uhr. Er zog ein Ordensgewand an, öffnete die Klostertür und betrat den Klostergarten. Die weit nach vorne gezogene Kapuze verbarg auch diesmal wieder die Nachtsichtbrille. Wie jemand, der sein Ziel genau kennt und sich absolut sicher fühlt, strebte er eiligen Schrittes auf die vierzehnte Kreuzwegstation zu.
    Pater Jordan griff in die Tasche seines Habits und holte den Schlüssel hervor. In dem Augenblick, in dem er den Schlüssel in das Schloss der rückwärtigen Stationstür stecken wollte, hörte er unmittelbar hinter sich eine sanfte Stimme: „Bitte, tun Sie das nicht.“
    Adrenalin schoss in seinen Körper. Was sollte er tun? Sein Körper reagierte automatisch, so wie er das vor Jahren während der knüppelharten FBI-Agenten-Ausbildung eingeimpft bekommen hatte. Er ließ sich blitzschnell in die einbeinige Hocke fallen und versetzte dabei seinen Körper in eine schnelle Rotation, so dass das ausgestreckte andere Bein wie eine Sense alles zu Fall brachte, was sich in seiner unmittelbaren Nähe befand.
    Doch diese todsichere Waffe der Selbstverteidigung verpuffte.
    Denn im gleichen Augenblick stellte er mit Entsetzen fest, dass sich um sein rechtes Handgelenk ein stahlharter Schraubstock klammerte. Sein rechter Arm wurde zu einem unwiderstehlichen Hebel, der ihn ohne jede Chance zur Gegenwehr bäuchlings auf den Boden presste. Gleichzeitig verspürte er einen zentnerschweren Druck auf der Brustwirbelsäule. Sein Atem war schlagartig blockiert, sein Kehlkopf verkrampfte schmerzhaft, seine Lungen wollten explodieren.
    Wieder vernahm er die sanfte Stimme. „Wenn Sie jetzt vernünftig sind und sich nicht mehr zu Wehr setzen, gebe ich Ihnen Ihren Atem zurück.“
    Pater Jordan war geschockt. Seine Lebensgeister schwanden, aber er brachte noch ein Kopfnicken zustande.
    „Gehen Sie jetzt ins Haus zurück“, hörte er sein Gegenüber sagen, „und kehren Sie morgen heim. Geben Sie Ihre Gastrolle auf.“
    Dann herrschte nur noch die Stille der Nacht. Nach wenigen Schritten blieb Pater Jordan stehen. Seine Infrarotbrille funktionierte noch. Er drehte sich schnell um, wollte sehen, wem er diese furchtbare Niederlage und diese seltsame, aber auch rücksichtsvolle Begegnung zu verdanken hatte.
    Doch soweit sein Infrarotscheinwerfer auch reichte, keine Menschenseele war zu sehen. Pater Jordan wunderte sich, empfand weder Angst und Wut noch Enttäuschung. Was er in diesem Moment fühlte, war Bewunderung und Hochachtung. Er selbst war ein Meister der Nahkampfkunst, aber einen solch haushoch überlegenen Gegner hatte er noch nie erlebt. Welch edler Fairness war er soeben begegnet.

15
    Janny

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