Manuskript des Teufels
Raimund beendet war, zum Sekretariat. „Herr Albrecht, ich habe ein nicht alltägliches Anliegen. Ich benötige dringend ein Handy. Bitte, fragen Sie mich nicht wozu. Morgen früh bekommen Sie es wieder zurück.“
Albrecht zögerte kurz, reichte ihm dann jedoch das gewünschte Mobiltelefon. Pater Aloisius nahm es dankend an und ging in sein Zimmer. Er musste unbedingt seinen Freund D’Aubert sobald als möglich erreichen. Eine unangenehme innere Unruhe hatte sich seiner bemächtigt. Die Gedanken, über die vielleicht mit dem Manuskript seines Freundes in Zusammenhang zu bringenden Ereignisse, verhinderten, dass ihm die Augen zufielen. Hoffentlich wuchert die Geschichte nicht aus, dachte er, hoffentlich werden bei diesem Spiel nicht die Grenzen der Fairness und der Legalität überschritten.
Bereits nach dem zweiten Klingeln nahm D’Aubert ab. „Mein lieber Stephan, du wunderst dich sicher, dass ich dich anrufe, aber es gibt einen konkreten Anlass. Hier im Kloster ist etwas vorgefallen, das wir nicht genau einschätzen können, das uns aber in Besorgnis versetzt.“
„Lass hören!“, unterbrach ihn D’Aubert. „Ich bin schon ganz neugierig.“
„Es scheint so, als schnüffele jemand hier im Kloster herum.“ Aloisius legte eine kurze Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen, bevor er fortfuhr. „Gestern Nacht ist er im Kreuzgang gesehen worden. In Mönchskleidung. Es ist aber ziemlich sicher, dass es keiner von unseren Leuten war. Wer kann das gewesen sein und was sucht er?“
„Etwa mein Manuskript?“, fragte D’Aubert mit skeptischer Stimme.
„Daran haben wir natürlich auch gedacht. Aber außer uns, dem Bischof und dem Vatikan ist niemand eingeweiht.“
„Das ist auch gut so.“
„Kurzfristig hatte ich einen unserer Hausgäste in Verdacht. Ferdinand Feldkamp. Aber er wurde überprüft und macht einen aufrichtigen und vertrauenswürdigen Eindruck. Und einen Diebstahl konnten wir bisher nicht feststellen. Was meinst du dazu?“
„Naja, ich würde nicht ausschließen, dass inzwischen weitere Personen vom Verbleib meines Manuskriptes Wind bekommen haben. Denk doch nur an die aktuellen Maulwurfaffären im Vatikan. Wir machen keinen Fehler, wenn wir davon ausgehen, dass unser Geheimnis kein Geheimnis mehr ist. Bevor ihr etwas an die große Glocke hängt, solltet ihr zunächst selbst für mehr Gewissheit sorgen. Legt euch doch in den kommenden Nächten auf die Lauer statt aufs Ohr.“
„Ich habe da meine Zweifel“, warf Pater Aloisius ein, „ob wir alten, dreimal weisen, weltabgewandten Klostergeister dafür geeignet sind. Und noch eins, Stephan. Wenn an der Angelegenheit etwas dran ist, muss man sich nicht auch Sorgen um dich machen? Auch du könntest in der Schusslinie stehen.“
„Deine Fürsorge ehrt und rührt mich. Aber du kannst mir glauben, ich habe inzwischen gelernt, ganz gut auf mich selber aufzupassen. Mach dir also keine Sorgen um mich. Aber darf ich dich noch um eine Gefälligkeit bitten? Kannst du mir einige Angaben über eure paar Klostergäste machen?“
D’Aubert notierte sich die Namen, Anschriften und Berufe „Ich habe einige Kontakte und will versuchen, mehr über die drei nur in Frage kommenden Personen in Erfahrung zu bringen.“
„Wenn du was Wissenswertes erfährst, teil es mir bitte mit.“
„Natürlich“, erwiderte D’Aubert, „wir bleiben in Verbindung. Bis dahin, mach’s gut, mein Alter.“
Am folgenden Morgen, gegen 11 Uhr, klingelte im Vorzimmer der Rechtsabteilung des Polizeipräsidiums in Düsseldorf-Unterbilk das Telefon.
„Polizeipräsidium Düsseldorf, Sekretar...“, versuchte sich Liselotte Busch ordnungsgemäß vorzustellen, wurde aber von einer heiteren, männlichen Stimme unterbrochen: „Spar dir die Ansage, mein Schatz!“
„Oh! Hallo Stephan, Sie sind es.“
„Ja, ist Manfred da?“
„Ihnen scheint es ja gut zu gehen. Moment, ich stelle durch.“ „Chef, ich habe einen frechen Theologieprofessor in der Leitung. Ich verbinde.“
„Stephan, ich grüße dich“, meldete sich Manfred Meyer. „Schön, dass du dich mal wieder meldest. Lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es denn Maria, meiner großen Liebe?“
„Hey, du alter Rechtsverdreher. Ich denke, ihr geht‘s gut.“
„Dann richte ihr bitte liebe Grüße aus.“
„Klar, mach ich. Vielleicht können wir mal wieder etwas zusammen unternehmen.“
„Das wäre toll.“
„Manfred, ich benötige deine Hilfe.“
„Hab ich mir gedacht. Was kann ich für dich
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