Manuskript des Teufels
ist so ausgestattet, dass man mindestens ein Jahr überleben kann. Und natürlich haben wir an Komfort nicht gespart.“
Leanos Augen begannen zu leuchten.
„Die Räume, die du am Ende einiger Wege gesehen hast, sind Unterstellplätze für jeweils einen Hubschrauber. Diese Hangars sind extrem gut abgesichert und von außen nicht zu entdecken. Im Notfall kann die Deckenkonstruktion mitsamt dem darüber liegenden Erdreich weggerollt werden. Der Start wäre sofort möglich.“
Unglaublich, staunte Leano, und hörte weiter gespannt zu.
„Und hier im Zentrum liegt der Überlebensbunker. Gänge und Überlebenszellen bestehen aus einer extra für uns entwickelten Beton-Stahl-Konstruktion, die an bestimmten Belastungspunkten mit Carbon- und Glasfiberelementen verstärkt wurden. Diese spezielle Konstruktion ist erdbeben- und atombombenfest. Sie hält Druckwellen bis zu 50 Megatonnen und Erdbeben bis zur Stufe 9 auf der Richterskala stand. Auch Feuer und Hitze bis zu 700 Grad Celsius machen ihr nichts aus. Spezielle Luftfilteranlagen bieten Schutz vor biologischen und chemischen Angriffen. Außerdem reichen gewaltige Sauerstoff- und Stickstofftanks für zwölf Monate Atemluft. Riesige Wasser- und Energiespeicher bieten ausreichend lange Überlebensgarantie. Eine nach dem neuesten Stand der Wissenschaft ausgestattete Intensivkrankenstation mit OP-Einheit komplettiert die Perfektion dieser Anlage. Ein Professor für Chirurgie und ein Facharzt für Innere Medizin stehen ebenso auf unserer Gehaltsliste wie vier examinierte Krankenpfleger oder -schwestern, zwei Köche und fünf Haushaltshilfen. Sie stehen auf Abruf sofort zur Verfügung. Nicht zu vergessen zwei Techniker, die die Anlagen dort unten in- und auswendig beherrschen. Und das Wichtigste: In Kühl- und Gefrierräumen lagern hochwertige Lebensmittel und Getränke aller Art. Erlesene Weine und Spirituosen stehen zur Verfügung. Ich selber habe dort unten einige Fässer eines neu kreierten Sensationsweins gelagert. Ein Unternehmer namens Vittorio Moretti hat sich einen Lebenstraum erfüllt und in der Maremma, der bisher völlig unbekannten und unberührten Küste der Toskana, das Weingut Petra gegründet. Er beschreitet neue Wege im Weinanbau und in der Herstellung. Diese Weine sind eine echte Sensation. Na, was sagst du?“
Leano war zu überwältigt, um einen Ton über die Lippen zu bringen.
„Im Fall der Fälle, mein lieber Leano, stünde auch dir und deiner Familie diese Anlage zur Verfügung. Na?“
„Ich ... also ... ich weiß ehrlich nicht ... was ich sagen soll. Ich bin überwältigt“, stotterte er. Was Leano in den letzten Stunden gesehen, gehört und erlebt hatte, war zu gigantisch, um es verstehen zu können. Vor allem aber die nahezu väterliche Vertrautheit und Fürsorge, die ihm von Vittorio Barbaro entgegengebracht wurde, hatten bei ihm alle Skrupel gegenüber seiner Mitgliedschaft in einer Mafiafamilie beseitigt.
Leano war in diesem Moment überglücklich und stolz, diesem Mann, mit dem ihn Blutsverwandtschaft verband, gehorchen zu dürfen.
Ein Welle der Zufriedenheit durchströmte ihn, als er daran dachte, dass seine liebe Mama, seine geliebte Frau und sein ganzer Stolz, die Kinder, von nun an eine gesicherte Zukunft vor Augen hatten.
„Leano Leone“, hörte er Vittorio sagen, als hätte er seine Gedanken lesen können, „ich weiß, dass du ebenso wie dein Vater ein gläubiger Katholik bist. Ich möchte dir an dieser Stelle ein eisernes Gebot unserer Unternehmensstrategie erklären. Entgegen der vorherrschenden Meinung werden von uns seit Jahrzehnten keine Morde mehr in Auftrag gegeben. Lediglich innerhalb der `Ndrangheta kann es zu tödlichen Unfällen kommen. Aber nur, wenn Verrat oder Ungehorsam im Spiel sind. Unser riesiges Reich kann nur mit eiserner Disziplin bestehen.“ Wieder schaute er Leano mit durchdringendem Blick an. „Mein Sohn, bedenke, wie schlecht die Welt ist. Wir sind weder besser noch schlechter als alle anderen. Wir arbeiten und leben nach strikten Prinzipien. Unsere Geschäftsmethoden zielen darauf ab, Gesetzeslücken für unser Handeln zu nutzen. Dabei kommt uns die Bestechlichkeit der Menschen zugute. Eine Schwäche, die weit verbreitet ist.“
Leano bemühte sich, Barbaros Worten zu folgen, aber das war nicht einfach. Zu neu, zu viel auf einmal. Dennoch hörte er weiter zu.
„Was meinst du, Leano, hättest du Lust, mal einen kleinen Auftrag zu übernehmen? Sozusagen eine Vergnügungsreise, um dabei ein wenig
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