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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bert Saurbier
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bestanden aus flachen unbehandelten Natursteinen. Der Halt gebende Mörtel schien bereits seit längerem völlig weggebrochen zu sein. Zur Straßenseite gab es vier kleine Luken, durch die ein erwachsener Mensch nicht hätte klettern können. Hinter diesen Sprossenfensterchen war ein matter Lichtschimmer auszumachen. Das Material des offensichtlichen Naturdaches war wegen starker Vermoosung nicht zu identifizieren.
    Einige Meter weiter wies ein handgefertigtes Schild zur Parkmöglichkeit auf einer durchfurchten Wiese. Jekatharina war mehr als erstaunt, als Sie ein gutes Dutzend hochklassiger Pkws entdeckte, die dort geparkt waren.
    Die hölzerne Eingangstür in verwittertem Grün knarrte mitleiderregend in den verrosteten Scharnieren. Als sie hinein gingen, gelangten Sie in einen kleinen, ein wenig muffig riechenden Zwischen-Flur. Ein winziges Fenster spendete so wenig Licht, dass sie die nächste Tür mehr ahnen als sehen konnten.
    Meine Güte, dachte Jekatharina und zweifelte erneut, ob der Abend in ihrem Sinne verlaufen würde.
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet. Ein mit dunklem Anzug, weißem Hemd und silberner Krawatte gekleideter älterer Herr verneigte sich freundlich: „Herzlich Willkommen im Auerhahn. Sie hatten reserviert? Auf welchen Namen?“
    „D’Aubert.“
    „Danke, darf ich sie zu ihrem Tisch begleiten?“
    Für einen Augenblick herrschte absolute Stille im vollbesetzten Raum. Jekatharina brachte ihre Verwunderung und Bewunderung zum Ausdruck. „Mein Gott, ich kann es kaum fassen. Von außen unansehnlich und nichtssagend, aber von innen einfach zauberhaft.“
    „Kein Grund, gleich abzuheben“, grinste D’Aubert. „Nur drei Sterne. Das Essen ist erträglich.“
    Jekatharina lächelte zurück und wusste die feine Ironie zu schätzen.
    Ein leise vor sich hin loderndes Knistern aus der offenen Feuerstelle komplettierte die stimmungsvolle Gemütlichkeit und begleitete die beiden während ihres vorzüglichen Mahls, das jedem Gourmettempel zur Ehre gereicht hätte.
    Danach ergriff Jekatharina seine Hand. „Lieber Stephan, ich danke dir für dieses einmalige Erlebnis. Ich bin sicher, dass ich mich daran erinnern werde solange ich lebe. Schade, dass ich aller Voraussicht nach nie mehr hierher kommen werde.“
    „Hey, Kathi. Bitte nicht melancholisch werden. Der Abend ist noch nicht zu Ende. Das war erst die Ouvertüre. Was schlägst du jetzt vor?“
    Sie schauten sich in die Augen. Das treue und scheinbar scheue weibliche Rehbraun begegnete dem männlich klaren Stahlblau.
    „Am liebsten würde ich irgendwo ungestört mit dir plaudern und dabei einen guten Tropfen genießen.“
    „Kein Problem“, sagte D’Aubert. Ärgerte sich aber auch, denn selbst in einer solch romantischen Situation konnte sie offensichtlich ihren Job nicht vergessen.
    „Hotelbars mag ich überhaupt nicht“, sagte D’Aubert. „Wie wär’s, wenn wir den Porsche zu deinem Hotel bringen und ein Taxi nehmen, das uns zu mir nach Hergarten bringt. Dort sind wir absolut ungestört. Außerdem warten ein paar edle Tropfen auf einen würdigen Anlass. Und wenn du müde wirst, geht’s per Taxi zurück.“
    „Worauf warten wir noch?“
    Ein sattes Trinkgeld und einige Worte der Anerkennung und des Dankes begleiteten die Verabschiedung.

29
    Neben dem Eingang des Hauptsitzes des Israelischen Geheimdienstes in Tel Aviv stand in schwarzen Blockbuchstaben auf einem unscheinbaren Aluminiumschild, das in Augenhöhe angebracht war: MOSAD MERKAZI LE MODI’IN U LE TAFKIDIM MEJUCHADIM. Allgemeiner Nachrichten-und Sicherheitsdienst.
    Von den 12000 Mitarbeitern, die im Hauptquartier beschäftigt waren, zählten nur wenige zu den aktiven Agenten, den sogenannten Katsas. Allerdings verfügte der Mossad im Vergleich zu Geheimdiensten anderer Staaten weltweit über ein dichtes Netz an Mitarbeitern. Diese als Sajanim bezeichneten Mossad-Agenten oder -Sympathisanten führten seit vielen Jahren, meist als Staatsangehörige des Gastlandes, ein normales und unauffälliges Dasein und Familienleben. Nur in Ausnahmefällen standen sie direkt auf der Gehaltsliste des israelischen Arbeitgebers.
    Diese Mossad-Treuen wurden von Insidern als Schläfer bezeichnet. Sie lebten in ständiger Bereitschaft, auf einen Weckruf hin, der sie aus dem Dornröschenschlaf des unbescholtenen Bürgers herausholte, um die geforderte Aufgabe ohne Wenn und Aber umgehend zu erledigen.
    Für ihren ständigen, geheimdienstlichen Bereitschaftsdienst wurde ihnen vor

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