Manuskript des Teufels
auf der Welt gab, in dem die durchschnittlichen Klima- und Wetterbedingungen mit ihren jahreszeitlichen Schwankungen die körperliche wie geistige Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit derart anregt und fördert.
„Mein Sohn“, hatte sein Vater ihn eines Tages angesprochen, „wir werden in Frankfurt einen eigenen Verlag gründen und nach dir benennen. Den ‚Efraim-Kirschbaum-Verlag‘. Habe in letzter Zeit Marktforschung betrieben und bin auf eine vielversprechende Marktlücke gestoßen. Wir werden uns in der literarischen Landschaft als jüdischer Verlag etablieren und uns spezialisieren auf die Förderung der jüdischen Kultur im deutschsprachigen Raum. Dabei wird die jüdische Geschichte der Zeit vor, während und nach dem Nationalsozialismus eine vorrangige Rolle spielen.“
Efraim war angetan von diesem Plan, doch er wusste nicht, wie er ihn finanzieren sollte und äußerte Bedenken. Da nahm ihn sein Vater an der Hand. „Hör zu. Von Kindheit an kenne ich den jetzigen Vorstandsvorsitzenden einer Großbank mit Sitz in Frankfurt. Sein Name ist Enoch Oppenheimer. Seine Eltern und deine Großeltern waren gute Freunde. Ich habe mit ihm vergangene Woche ein längeres Telefongespräch geführt.“ Er strahlte seinen Sohn an. „Es ist sehr vielversprechend verlaufen.“
Efraim Kirschbaum erinnerte sich auch nach vielen Jahren noch an die Unterredung, die er vor über 20 Jahren mit dem mächtigen Bankmenschen geführt hatte: „Großartige Idee. Und wirtschaftlich vielversprechend. Ich bin bereit, euer Projekt zu ausgesprochen günstigsten Konditionen zu finanzieren“, hatte Oppenheimer gesagt. „Ab sofort wird bei uns ein Konto für euch eingerichtet, von dem ihr jederzeit so viel Geld in Anspruch nehmen könnt, wie ihr zur Verlagsgründung benötigt. Rückzahlen braucht ihr erst, wenn der Efraim-Kirschbaum-Verlag erstmals schwarze Zahlen schreibt. Seid ihr mit 1 bis 2% Zinsen einverstanden?“
„Aber das sind ja Minimalzinsen?“
„Genau. Und damit unser Geschäft komplikationslos und zügig über die Bühne gehen kann, müsstest du dir dieses Schreiben hier durchlesen und unterschreiben.“
Enoch Oppenheimer stand feierlich auf, legte vertrauensvoll seine Hand auf Kirschbaums Schulter und überreichte ihm das Schriftstück.
Kirschbaum hatte die Vereinbarung rasch unterzeichnet, zumal Oppenheimer ihn von der moralischen Unbedenklichkeit dieses Vertrages überzeugen konnte. Die Leistungen, die der Israelische Geheimdienst irgendwann einmal von ihm abverlangen könnte, würden niemals außerhalb der Legalität liegen. Die von ihm zu erbringenden Dienste seien entweder materieller, logistischer oder operativer Art.
Mit der Zusammengehörigkeit und brüderlichen Unterstützung der jüdischen Gemeinschaft war es Efraim gelungen, einen der modernsten Buchverlage Frankfurts zu gründen und erfolgreich auf den Weg zu bringen. Sein Vater beriet ihn hin und wieder.
Der Efraim-Kirschbaum-Verlag erlangte bald nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern zunehmend auch auf internationaler Bühne einen beachtlichen Bekanntheitsgrad.
Inzwischen waren die Schulden aus der Gründerzeit längst getilgt. Das Unternehmen florierte.
Kirschbaums Eltern hatten vor ein paar Jahren ihn und das irdische Leben für immer verlassen. Trost und innere Ruhe fand er in dem Bewusstsein, dass diese beiden wertvollen Menschen viele Jahre ein sorgloses Leben in ihrer geliebten Heimat und die wunderbare Erfolgsgeschichte des Verlages hatten genießen können.
Vorgestern hatte seine Sekretärin den Besuch eines Herrn Abel Weizmann aus Tel Aviv angekündigt. „Hat er gesagt, um was es geht? Will er uns ein Manuskript vorstellen oder kommt er von einem jüdischen Buchverlag? Haben Sie ihn nach dem Anlass seiner weiten Reise gefragt?“
„Natürlich, Chef. Er sagte, Sie wüssten Bescheid.“
Kirschbaum schüttelte den Kopf: „Dann warten wir es eben ab.“
Der vornehm gekleidete und freundlich wirkende Abel Weizmann war Kirschbaum vom ersten Augenblick an sympathisch. „Ich begrüße Sie in unserem Hause und hoffe, Sie hatten eine gute Reise. Was verschlägt Sie von Tel Aviv nach Frankfurt?“
„Zunächst“, beschwichtigte Abel Weizmann, „lässt mein Chef Tami Pardo Sie ganz herzlich grüßen. Sie werden ihn sicherlich nicht kennen. Dafür kennt er Sie umso besser.“
„Wie lautet der Name?“, warf Kirschbaum fragend ein. „Tami Pardo? Nie von ihm gehört.“
Weizmann lächelte: „Gegen eine sEfel kaffE’
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