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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Nachrichten hinterlassen. Es ging um ein Treffen.
    Dan war nicht hingegangen. Bildanrufe. Er fragte sich, welche Straßen er ungefährdet benutzen konnte. Sich Ray zu widersetzen, war eine sehr uncoole Idee. Wenigstens hatten die verdeckten Ermittler, die sich draußen vor dem Haus herumtrieben, Ray bislang davon abgehalten, ihn in der Wohnung aufzusuchen. Dan wurde genau überwacht. Man spielte mit dem Gedanken, ihn offiziell festzunehmen, das wusste er. Jedenfalls war es nur eine Frage der Zeit, bis sie genügend Beweismaterial gegen ihn zusammenhatten, und dann hätte er erst recht keine Chance mehr, Natalie zu sehen.
    Er hielt inne und versuchte erneut beide Nummern. Besetzt.
    »Scheiße!« Er warf sein Pad in den Eimer mit dem heißen Wasser, und es versank unter den Seifenblasen.
    Über die Schmerzen in seinen Knien murrend, stand er auf und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. Bevor er Zeit hatte, es noch einmal zu überdenken, zog er sich den Mantel an und stieg in die Schuhe. Dann ging er zurück in die Küche, fischte das Pad aus dem Eimer und steckte es ein. In Natalies Zimmer öffnete er das Fenster und kletterte an der Feuertreppe in den Hinterhof hinunter. Die Hoftür führte auf eine schmale Kopfsteinpflastergasse, die zwischen zwei Häuserreihen hindurchführte.
    Ohne Zweifel war er schon entdeckt worden, doch er hielt nicht inne, um sich davon zu überzeugen. So schnell er konnte, ging er zum Fluss und folgte dann dem dunklen Ufer von St George’s Field am Wasserrand, bis der Weg auf eine Brücke traf. Über ihm flüsterte der ruhelose Wind in den Rosskastanien, und zu seiner Linken liefen Kräusel über das Hochwasser.
    Auf den Straßen vor sich sah er nur wenige Autos. Die Straßenlaternen warfen ihr Licht auf leeres Pflaster. Nur noch etwa eine Meile.
    Vor ihm erhob sich der glatte Bogen der Skeldergate-Brücke und warf schwarze Schatten. Eine Bewegung ließ ihn zögern, aber er glaubte, es wäre nur der Schimmer des Laternenlichts auf dem Wasser, der hochgeworfen wurde und über die Ziegelmauer tanzte. Auf jeden Fall musste er den Fluss überqueren. Er sprintete über die leeren Parkplätze zwischen ihm und dem Weg, der auf die Brücke führte. Eine Kamera, hoch oben an einem Metallpfahl angebracht, verfolgte ihn geräuschlos, und er fühlte sich sicher, obwohl er nicht sagen konnte, wieso ein Video seiner Ermordung nun einen Unterschied hätte bedeuten sollen.
    Als er die Straße erreichte, war ihm unerträglich warm unter dem Mantel, und er schwitzte am ganzen Leib. Dennoch hatte Dan das Bedürfnis, das Gewicht zu spüren und sich geschützt zu fühlen. Er duckte sich unter einen Ahorn, und Mücken schwirrten ihm ins Gesicht. Er scheuchte sie mit Händen fort, die noch immer nach Schmierseife rochen, und dann sah er auf der anderen Straßenseite eine Gestalt, die sich ihm näherte.
    Sie kam mit schnellen Schritten herbei: ein Mann, dunkel gekleidet, das Gesicht auf den Gehweg gesenkt, die Hände in die Manteltaschen geschoben. Dan glaubte den Kerl wiederzuerkennen, der an der Straßenecke, in der Nähe der Kirche, auf Natalie gewartet hatte. Er trug heute andere Kleidung, aber dieses einschüchternde, vierschrötige Aussehen, die abgehackten Bewegungen … Dan blickte an ihm vorbei und sah zwei andere Menschen auf dem Gehweg, ein Pärchen, das Händchen haltend in raschem Schritt näher kam. Sie waren noch etwa fünfzig Meter entfernt. Kein Auto in Sicht. Es war still. Dan hörte ihre Schritte. Er blieb nicht stehen, doch sein Herz schmerzte plötzlich vor Beklommenheit.
    Dem einzelnen Mann begegnete er zuerst. Er hob den Kopf. Es war tatsächlich der gleiche Kerl; er erkannte Dan im selben Moment, in dem Dan ihn erkannte. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich auf weniger als drei Meter. Dan sprang seitwärts auf die Fahrbahn, und in seinem Knie riss irgendetwas, doch er rannte eilig zum gegenüberliegenden Gehweg. Hinter sich hörte er den Mann fluchen und loseilen. Doch dann rief eine Frauenstimme: »Stehen bleiben! Sie da, bleiben Sie stehen!«
    Er hörte schnelle Schritte, und dann packte ihn eine Hand am Kragen, schwer wie ein Block Blei. Dan wand sich, duckte sich. Er schlüpfte aus dem Mantel und wich der anderen riesigen Hand aus, doch dann stand er plötzlich gegen einen Zaun gedrängt und blickte in das hässliche, entschlossene Gesicht des unbekannten Agenten. Doch im nächsten Moment holten die beiden anderen sie ein.
    »Wer sind Sie?«, fragte die Frau und ließ im

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