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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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bleiben, haben sie überhaupt nicht begriffen. Sie dachten, für einen Haufen Exbergleute wären ein paar hundert Dollar ein gutes Geschäft.« Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen sahen verschleiert in die Ferne. Als sie den Blick wieder auf White Horse richtete, grinste sie und nickte nachdrücklich. »Das Glück der Iren, was? Man darf nicht aufgeben und muss immer schön am Ball bleiben.« Sie trank das Glas leer und gab es White Horse zurück. »Danke. Hören Sie, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann … Sie brauchen was Besseres als einen heißspornigen Anwalt, Sie brauchen einen, der sich auch vor dem Schlimmsten nicht fürchtet, das die Regierung ihm vor den Kopf schlägt. Jemanden, der für Schutz zahlen kann. Sie brauchen einen Journalisten. Ich könnte ein paar Leute anrufen, lassen Sie es mich wissen.«
    »Ich danke Ihnen.« Mit dem Gefühl, dass Jude immerhin nicht alles falsch gemacht habe, brachte White Horse sie zur Tür. »Ich sage ihm, dass Sie hier waren.«
    »Sagen Sie ihm vor allem, dass er mich anrufen soll, sonst gibt’s Ärger!« Mary winkte ihr aus dem Korridor zum Abschied zu.
    Sie hat ein nettes Lächeln, dachte White Horse.
     
    Kniend schrubbte Dan den Küchenboden. Das Seifenwasser war so heiß, dass er es gerade noch aushalten konnte. Seine Hände waren wund. Ein bisschen kam er sich wie ein Idiot vor, wie so ein Katholik, der seine Buße in der albernen Hoffnung verrichtete, sie mache irgendeinen Unterschied für das, was er war, getan hatte und sein würde.
    Der Küchenboden war das Letzte, das in der Wohnung noch gesäubert werden musste. Alles andere war poliert, gewachst, geschrubbt, ausgeklopft, gelüftet, gewaschen, gebügelt, in die Reinigung gegeben oder im Müll. Dan war erschöpft. Die Uhr an der Wand, die das Verstreichen jeder Stunde gemessen hatte, die er mit Natalie in dieser Wohnung lebte, zeigte unmögliche vier Uhr morgens. Dan war erschöpft; trotzdem wollte er weitermachen. Er schrubbte die letzten zehn Zentimeter noch einmal. Was er tun würde, wenn er den letzten halben Meter hinter sich hatte, wusste er nicht zu sagen. Auf den Morgen warten, die Zeit zu sterben.
    Natalie würde nie wieder zurückkommen. Dan hockte auf den Absätzen und wischte sich mit dem Handrücken die Stirn ab. Mit Befriedigung und Mutlosigkeit zugleich spürte er die schwammige Wärme. Das Ministerium hatte Natalie mit ihrem Vater weggeschickt, und aus der Gerüchteküche, die offiziell Personalkantine hieß, wusste er, dass sie eingewilligt hatte, ihn nach Amerika zu begleiten, zu einer schnelleren, perfekteren Version des großen Projekts. Ihn, Dan, hatte sie nicht mehr angerufen, und er hatte weder ihr Pad noch das Haus erreichen können, das Natalie, bevor dieser Mann auftauchte, wie die Pest gemieden hatte.
    Aber wie sie ihn in Q-1 angesehen hatte! Sie war anders gewesen. Sie hatte es gewusst. Er war ein Mistkerl. Er hatte sie an diese Shelagh verraten und konnte es ihr nicht einmal sagen, aber das war auch gar nicht nötig gewesen. Das System hatte sie intelligenter gemacht oder so was. Als sie ihm ins Gesicht blickte – er schauderte und krümmte sich am Boden. So fest er konnte, rieb er an dem kleinen gelben Fleck auf dem Bodenbelag.
    »Weg mit dir, verdammter Fleck«, sagte er zu sich selbst, »weg, weg, weg«, und lachte, weil er ein Trottel war und Trottel solchen Blödsinn reden und solch einen fatalen Fehler begehen und dann darüber lachen müssen. Lady Macbeth war ein ehrgeiziges Miststück gewesen, aber mit Ehrgeiz hatte er noch nie ein Problem gehabt. Mit mangelndem Ehrgeiz schon mehr, der fatalen Version von Glückseligkeit in den mittelmäßigen Kreisen, aus denen er stammte.
    Wo war Natalie? Er musste ihr alles erklären. Er musste ihr alles erzählen und gegen das ankämpfen, was diese verfluchte Shelagh-Hexe in seinen Kopf geschmuggelt hatte. Ja, schon gut, er war sich im Klaren darüber, dass es NervePath sein musste. Jetzt brauchte er wirklich nicht noch mit dem Scanner nachzusehen, oder? Offensichtlich nicht. Eine Reihe von Blöcken, die stärker waren als alles, was er mit seiner Willenskraft je würde erzeugen können. Er war im Arsch, und nur Natalie konnte ihm helfen. Und er musste sich entschuldigen. Das vor allem. Sie musste ihm vergeben. Gar nicht auszudenken, wenn sie ihm nicht verzieh. Joe und die anderen hatten angerufen, aber sie nutzen ihm nichts. Nur Freunde zählten, und er wusste, dass er nur eine echte Freundin hatte.
    Ray Innis hatte ihm mehrere

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