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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Danach verabreichten sie den Sportlern ein anderes Mittel, das die Stimulanzien wieder aus dem Blutkreislauf herausfischte, sodass bei Kontrollen keine allzu große Gefahr bestand, erwischt zu werden. Sie wissen ja, nachdem das Theater um das Nandrolon endlich zu Ende war, mussten die gesetzlichen Grenzwerte für eine Reihe körpereigener ›Chemikalien‹ neu festgelegt werden, und darauf zählten die Russen. Sie waren eifrig damit beschäftigt, Spieler zu tauschen und Geld zu scheffeln, und als Jude und ich ihnen in Detroit endlich auf die Schliche kamen, hatten sie ein ganzes Lagerhaus voll von dem Zeugs, und ein Labor, in dem sie es zusammenkochen … aber der Kerl, der das alles ausgeheckt hat, Iwanow, war schon über alle Berge und beschäftigte sich längst mit etwas anderem.«
    Sie unterbrach sich, um ihren Tee auszutrinken, und White Horse wartete darauf, dass sie fortfuhr. Sie vermutete, Mary nahm an, sie verstünde das eine oder andere nicht und vereinfachte es daher absichtlich, doch sie sagte nichts. Sie wollte von Jude hören.
    »Dem Kerl war einfach nicht beizukommen, denn keiner der Russen wollte reden, und Aufzeichnungen gab es nicht. Ein paar Monate später gingen wir in Alabama einer Spur nach, die darauf hindeutete das jemand zu Hause eine Schmalspur-Anthrax-Produktion aufgezogen hatte – da unten glauben sie ja noch immer, sie könnten damit entweder die Regierung ausschalten oder es der Heimatverteidigung zur Verfügung stellen, falls irgendwelche Araber mal wieder der Meinung sind, sie müssten wegen Blasphemie oder sonstwas bei uns Feuer vom Himmel regnen lassen.« Sie schüttelte den Kopf mit den kupferfarbenen Locken und lachte schnaubend, wie White Horse es mit weißen Politikern assoziierte, die im nächsten Moment eine herablassende Bemerkung über jemanden fallen lassen, auf den sie es abgesehen haben.
    White Horse lächelte und nickte zustimmend, wie dumm sie doch seien.
    »Also, wir bringen vier echte Südstaaten-Hinterwäldler wie aus dem Bilderbuch zum Polizeiposten, und einer von ihnen meint sich als Patriot aufspielen zu müssen. Auf keinen Fall will er die Schuld auf sich nehmen und die Ausländer decken, die ihn übers Internet mit dem nötigen Wissen versorgt haben. Er plaudert also aus, was er über die Gruppe weiß, und wir erkennen die Namen von Mafiosi wieder, die mit diesem ganzen Überlebens-Fanatiker-Scheiß handeln. Sie holen ihn sich aus Osteuropa, Messer und ausgemusterte Militärgewehre, all die Werkzeuge und den ganzen ›Wir-leben-im-Wald‹-Firlefanz. Das kennen Sie ja sicher …«
    White Horse nickte. Das kannte sie sogar sehr gut. Mary meinte International Publications, und sie hatte mehr als nur ein Buch von ihnen. Nicht unbedingt das beste Material über das Problem, im Wald oder auf dem offenen Land zu überleben, aber man kam damit zurecht. Davon abgesehen gab der Verlag Zeitschriften über den gewaltsamen Umsturz und andere Themen für anarchische Aktivisten heraus. Wie Mary darüber sprach, hielt sie offenbar nichts davon.
    »… und wir verfolgen übers Internet, woher sie die Keime erhalten haben, mit denen sie arbeiten, und stoßen auf niemand anders als Iwanow und seine Organisation … eine andere Abteilung, die Chemikalien und biologisches Material aus alten sowjetischen Forschungsanlagen verschiebt, in denen alte sowjetische Wissenschaftler in der alten Heimat für sie arbeiten. Eine echte Industrie aus alten Waffensystemen und alter Ideologie!« Sie grinste. »Sie waren unser größter Fang – wir haben die Burschen zusammen mit dem ATF [4] und dem Zoll in die Mangel genommen. Jude gab sein Bestes. Danach hat er sie infiltriert und kennen gelernt, sodass wir problemlos mehrere Fallen stellen konnten. Er redet Russisch, als wäre es seine Muttersprache. Spricht er auch Cheyenne?«
    White Horse fühlte sich durch diese Frage völlig entwaffnet. »Das kann er schon«, antwortete sie wahrheitsgemäß, zögerte und fügte hinzu: »Er tut es nur nicht.«
    »Ich habe gehört, Sie hätten sich vor langer Zeit entzweit«, sagte Mary, die Augenbrauen vor Neugier hochgezogen. »Aber Jude spricht nur ungern darüber. Finden Sie nun doch wieder zusammen?«
    Ihre Neugierde erschien White Horse ungehobelt, doch sie zwang sich zu einer Antwort. »Wir reden miteinander.«
    »Gut.« Mary schlug die langen Beine übereinander und zuckte spielerisch mit dem großen Zeh. »Wenn ich ehrlich sein soll, nimmt Jude die Arbeit viel zu ernst. Als er zu seiner Mutter

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