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Mappa Mundi

Mappa Mundi

Titel: Mappa Mundi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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NervePath-Hardware sowie alle Mappa-Mundi-Programme sind intakt und funktionstüchtig auf diesem Netzwerk zu hinterlassen. Jeder von Ihnen packt seine persönlichen Habe, dann verlassen Sie einzeln die Anlage, angefangen mit Michail Guskow. Ein einziger Versuch, Arbeit zu vernichten oder auf andere Weise die Unversehrtheit und Vollständigkeit des Projekts zu beeinträchtigen, und Sie erhalten keine MUV-Injektion.« Er schnipste das Kärtchen, das man ihm gegeben hatte, auf den Fußboden und sah ihnen in die erschöpften, ungläubigen Gesichter.
    »Ferner soll ich Ihnen mitteilen, dass Sie großzügig entlohnt werden, wenn Sie kooperieren. Ihren Familien geschieht nichts, und Ihnen steht eine erfolgreiche Laufbahn im Dienst der US-Regierung bevor, zu der auch ein Sitz in irgendeinem verdammten Ethikbeirat gehört, der ins Leben gerufen wird, damit der Rest der Welt nicht glaubt, man ziehe nur wieder so ein wohlmeinendes Einmischungsprogramm zum Besten der Menschheit durch. Ist erst die ganze Welt behandelt, bekommen Sie vielleicht sogar einen Platz in der Ewigen Ruhmeshalle der Geistigen Gesundheit.«
    »Mary Delaney schickt Sie«, sagte Guskow, der entschlossenste von ihnen.
    Jude nickte. »Allerdings.« Er fand es interessant, dass sie sich unter solchen Umständen begegnen sollten, wo er alles über diesen Mann wusste und Guskow nicht ahnte, welche Anstrengungen Jude in der Vergangenheit unternommen hatte, um ihn festzunageln – und wenn er es gewusst hätte, wäre es ihm vermutlich egal gewesen. Er war nicht der Mann, an den Jude sich erinnerte. Er war jünger, stärker, kämpferischer.
    Jude nieste zum ersten Mal.
    Alles fuhr von ihm zurück, ob sie nun saßen oder an der Wand lehnten. Ein nervöses Lachen erhob sich in der Runde, als sie bemerkten, dass sie alle gleich reagiert hatten. Jude versuchte, seine Furcht niederzuzwingen. Er sah Natalie an. Ihr schmales, herzförmiges Gesicht hatte einen energischen Ausdruck angenommen, und die stahlgraue Farbe ihrer Augen stand in deutlichem Kontrast zu ihrem grellroten Haar.
    »Ja«, sagte sie und blickte Guskow an. »Wenn Sie diese andere Version von Deliverance haben, die, mit der man Micromedica replizieren kann – wir haben die nötige Laborausrüstung, um ein wenig von der Vakzine aus Alicias Blut zu extrahieren. Könnten Sie es als Nutzlast für eine Abwehr-Infektion einsetzen? Würde das funktionieren?«
    Er nickte. »Vielleicht. Wir müssten sofort beginnen.«
    »Alicia? Haben Sie sich beide Dosen injiziert?«
    Während die anderen sich an die Arbeit machten, setzte sich Jude aus den Bruchstücken, die er gehört hatte, das Geschehene zusammen. Plötzlich von einem äußeren Feind bedrängt zu werden zeigte, wie reibungslos sie trotz aller Zwistigkeiten zusammenzuarbeiten verstanden. Allein ihre Fähigkeiten entschieden, wer zu einem gegebenen Zeitpunkt die Initiative ergriff. Mary und ich waren einmal genauso, ging es ihm durch den Kopf, und er nieste wieder. Diesmal war es schwieriger, und seine Augen und Nebenhöhlen fühlten sich heiß an. Explosive Aerosolisierung.
    Natalie stand neben ihm und beugte sich nieder. Sie nahm ihn bei der Hand. »Komm mit.«
    Sie führte ihn ins Kontroll-Center. Eifrig arbeitete sie, startete Geräte, gab Befehle ein.
    Jude beobachtete sie schniefend, und seine Augen begannen zu tränen. »Was machst du da?«
    »Ich bringe einiges in Ordnung«, sagte sie. »Ob es etwas nützt, kann man nur raten. Aber ist das nicht immer so?« Sie nahm einen Handscanner von genau dem Typ, den sie ihm in ihrem Katalog gezeigt hatte, richtete ihn auf ihren Kopf und drückte den Abzug.
    »Was war das?«
    »Ich habe die Selfware neu gestartet. Wenn ich denselben Weg gehe wie Ian, kann ich hier raus und etwas mitnehmen.«
    »Du hältst dich also an seinen Plan?« Jude räusperte sich und begann zu husten. In seinen Ohren spürte er ein trockenes Kitzeln, das sich scheinbar in seinem ganzen Kopf ausbreitete. Sogar seine Lungen juckten. »Was hat er vor? Will er jeden genauso verrückt machen, wie er ist?«
    »Nein. Ich glaube, alle Veränderungen werden nur kurzfristig sein, aber möglicherweise zum Besseren.« Sie tat nun etwas anderes, was er nicht erkannte. Ihre Hände sausten über zwei Tastaturen auf einmal. Jude nieste erneut, sechsmal hintereinander.
    »Ich dachte, wenn ich sofort ins Labor komme, könnte ich mich vielleicht isolieren, bevor ich jemand anderen anstecke«, sagte er und schluckte mit schmerzender Kehle.
    »Und was bringt

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