Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Schmähreden überziehen, Weib?«, donnerte Njörðr und erhob sich von seinem Sitz.
»Skaði!«, zischte diese wütend und schon standen sich die beiden wieder gegenüber wie ganz zu Anfang von Maras Besuch. Gleich fliegen hier wieder die Möbelstücke, dachte Mara. Und das, wo sie doch gerade noch so nah dran gewesen waren. Also wagte sie einen Vorstoß. »Mächtiger Njörr…dr…, verehrte Skaði, darf ich vielleicht einen Vorschlag machen?«
Die beiden sahen Mara an und widersprachen nicht, also redete sie erst einmal weiter: »Na ja, ich hab ja vorhin ein bisschen was von dem Problem mitbekommen und ich glaube, ich hätte da eine Lösung anzubieten. Ich erzähl’s Euch gerne, aber dann müsst Ihr uns auch bei unserem Problem helfen. Was sagt Ihr dazu?«
Njörðr überlegte erstaunlich kurz: »Wenn ich Euch helfe, werdet Ihr dann verschwinden?«
»Sofort«, antworteten Mara und der Professor im Chor und sahen sich daraufhin überrascht an.
»Dann bin ich mit dem Handel einverstanden. So Ihr nichts von mir verlangt, was gegen meine Würde spricht oder mir nicht möglich ist«, sprach der Gott der Meere und es schien, als würde ihm der Abschied von den beiden gar nicht so schwerfallen.
Mara fasste sich ein Herz und trat vor. »Sehr geehrter Herr Nj… Herr von Nóatún. Um unserem Feind gegenübertreten zu können, brauche ich mehr Kraft, als ich habe.«
Mara vermied es absichtlich, darauf hinzuweisen, dass sie ihre Gabe manchmal sogar völlig im Stich ließ, man konnte ja nie wissen.
»Da es sich bei dem sogenannten Feuerbringer Loge tatsächlich um ein mächtiges Flammenwesen handelt, war es die Idee meines Begleiters, Euch als Bezwinger des Feuers darum zu bitten, mi r … nun j a … «
»Sprich nicht weiter, ich verstehe sehr gut«, unterbrach Njörðr sie. »Du scheinst bereits zu wissen, dass wir in seltenen Fällen ein wenig von unserer Kraft demjenigen schenken, den wir dessen für würdig erachten. Außerdem spüre ich, dass du bereits von einigen der Unseren berührt wurdest. Das zeigt mir, dass man dich ungewöhnlich oft für wert erachtete, ein solches Geschenk zu empfangen. Ich will dir deinen Wunsch also erfüllen und dir mehr als genug von meiner Kraft verleihen, als du brauchst, um in ganz Midgard die Feuer zu lösche n … «
Maras Herz machte einen Sprung.
»Jedoc h … «
Maras Herz blieb abwartend auf halber Sprunghöhe stehen.
»… jedoch werde ich dies auf eine Weise tun, die unser beider Element die Wahl darüber lässt, ob du seiner würdig bist.«
Maras Herz winkte genervt ab und trollte sich wieder an seinen Platz.
Mara und Professor Weissinger sahen dem Gott des Wassers nach, als er aufstand und seinen Blick suchend durch den Raum gleiten ließ. Was hatte er vor?
Da schien er etwas entdeckt zu haben und trat an die verzierte Bronzeschale heran, die nach wie vor zwischen den Äpfeln auf dem Boden lag. Er streckte seinen Finger aus und ein hauchdünner Wasserstrahl schoss blitzend hervor wie die weißblaue Flamme eines Schweißgerätes.
Er ließ den Strahl kurz über die Schale wandern und es blitzte kurz, als er damit präzise zwei der Zierdelfine mitsamt der schmalen Halterung abtrennte. Der dünne Wasserstrahl gefror und Njörðr hob damit die beiden handtellergroßen Kunstwerke hoch vor Maras Augen.
Sie sah, wie der Eisstrahl pulsierte und einer der kleinen bronzenen Delfine bläulich glühte.
»In diesem unscheinbaren Zierrat von der Form eines Luftatmers will ich mein Göttergeschenk für dich verschließen. Nur du kannst es wieder hervorholen, indem du es nach der Wala Art mit deinem Stab vereinst.«
Mara wollte schon danach greifen, aber Njörðr schleuderte die beiden Delfine hoch in die Luft und ließ sie spielerisch auf kleinen, wohldosierten Wasserspritzern tanzen, ohne dass sie einmal zu Boden fielen.
Plötzlich knarrte und krachte es ohrenbetäubend und Mara musste sich die Ohren zuhalten. Die Schiffe, aus denen die Halle zusammengesetzt war, hatten plötzlich ihren Halt verloren und stürzten nacheinander ins Meer.
Schon fehlte eine Wand, dann eine weitere und die hohe Decke stürzte ein. Immer schneller verschwanden die großen und kleinen Schiffskörper in den Fluten irgendwo weit unter Nóatún. Und schließlich standen Mara, der Professor und das Götterpaar auf einer Plattform von der Größe eines Fußballfeldes und sahen hinaus auf die wogende See. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen und ihre letzten Strahlen tauchten alles in ein
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