Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
starrte schockiert auf die blutig verkrusteten Male. Sie zählte die Ringe und kam auf achteindreiviertel.
Boah, das war knapp, dachte sie. Gleichzeitig stellte sie fest, dass die Schmerzen nicht wieder zurückgekehrt waren. Hatte die Hel tatsächlich aufgegeben?
»Das Mal des Draupnir? Aber warum …«, hörte sie da Loki murmeln und Mara war erstaunt, dass er so erstaunt war.
»Ja, ich mach’s kurz. Ich bin in der Hölle gelandet, aus Versehen. Ich war ja gar nicht tot. Aber die Hel wollte mich dabehalten und sogar verschlingen, angeblich, weil ich meine Erinnerungen und alles noch hatte.«
»Fürwahr, nichts mundet so sehr wie das Leben«, sprach Loki und Mara wollte gar nicht wissen, wie er das jetzt eigentlich meinte. Stattdessen sprach sie weiter: »Als ich dann gesagt habe, dass ihr Vater noch lebt und ich ihn persönlich kenne, wollte sie einen Beweis und ließ mich nur gehen, wenn ich Euch das hier bringe.« Mara zeigte auf den Edelstein und Loki hob ihn vor seine Augen, um ihn genauer zu untersuchen. Er und Sigyn musterten das funkelnde Objekt und Mara bemerkte, wie geschickt Sigyn, ohne hinzusehen, die Schale an der richtigen Stelle hielt. Der Beweis für jahrtausendelanges Training.
So, und jetzt passiert entweder was oder es passiert nichts, dachte Mara. Und das kann beides gut oder schlecht sein, oh Mann.
Da hellte sich Lokis Miene plötzlich auf. Mara versuchte, aus seinem Gesicht zu lesen, was das für ein Lächeln war: freudig, fies, entschlossen oder rachelüstern …
Oh nein, ich hab einen riesigen Fehler gemacht, ganz sicher! Das war eine ganz, ganz saudumme Dummheit! Was hab ich denn erwartet?! Ich hab dem unberechenbarsten Typen der nordisch-germanischen Mythologie ein Geschenk aus der Hölle mitgebracht, verdammt noch mal!
Loki spuckte den Edelstein an, wischte ihn an seinem Oberarm ab und blickte dann wieder scharf hinein, als wäre er ein Juwelier, der die Güte des Steines bewertete.
Sigyns Blick hingegen war ihr abgewandt. Das konnte alles bedeuten oder nichts.
Ohnmächtig sah sie zu, wie Loki den Edelstein vor seinen Mund hielt und leicht darüberblies. Dabei sprach er irgendetwas, aber Mara konnte ihn nicht verstehen.
Jetzt, dachte Mara und ihre Hand umschloss fest den Stab. Dabei spürte sie, wie sich Wasser zwischen ihren Füßen sammelte. Genau in dem Moment sah auch Loki zu ihr herüber, blickte auf die Wasserlache unter ihr und grinste. »Oh, du musst keine Angst haben, kleine Völva.«
»Was? Nein! Das ist … das kommt nur, wenn ich …«, stammelte Mara und trat mit knallroter Birne aus dem benässten Bereich.
Peinlichkeitsskala tausend Millionen, ärgerte sie sich und versuchte, mit ein bisschen Frechheit davon abzulenken. »Also, wollen Sie mir denn nicht sagen, was ich da überbracht habe und warum ich dafür diese Dinger im Arm bekommen musste?«
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn gleichzeitig verbreiterte sich das Grinsen des gefesselten Halbgottes so sehr, dass Mara dachte, ihm würden gleich die Ohren abfallen. Ja, die Fratze des Teufels persönlich starrte nun auf den Diamanten und die perlmuttweißen Zähne reflektierten das geheimnisvolle Funkeln des Edelsteins …
Instinktiv duckte sich Mara wie zum Sprung und umfasste den Stab mit beiden Händen. Was auch immer passieren würde, sie war bereit zu kämpfen …
Kapitel 14
H el, meine Liebste, sag, wie geht es dir dort unten?« Leise drang die zischelnde Stimme der Hel an Maras Ohr und als sie auf den Edelstein sah, erkannte sie auch das augenlose Antlitz der Höllenfürstin.
Gerade winkte Sigyn hinter Loki in den Edelstein hinein und wenn Mara nicht völlig falschlag, dann hatte die Hel gerade zurückgewunken. Gerade zischte sie wieder irgendetwas und Loki antwortete ihr im Plauderton. »Ja, die kleine Völva, ganz recht. Du tatest gut daran, sie nicht zu verschlingen.«
Ich fass es nicht, dachte Mara und entspannte sich. Die Hel wollte einfach nur mit ihrem Papa reden … Na klar, was denn sonst? Sie kann nicht aus der Hölle raus, er ist hier gefesselt, also was lag näher als … ja, was eigentlich? Mara überlegte und entschied sich dann für die Bezeichnung »Mythologische Webcam«.
»Jedoch bin ich erstaunt über die Geißelung deiner Gelüste, liebstes Kind«, stichelte Loki gerade gut gelaunt. »Selten habe ich dich enthaltsam erlebt, wenn es um das Verzehren von …«
Die Hel unterbrach ihn und redete nun ziemlich aufgeregt auf ihren Vater ein, als müsse sie sich
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