Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
rechtfertigen. Da verdunkelte sich Lokis Gesicht und Sigyn legte sofort beruhigend ihren Arm auf seine Schulter.
Mara musste nicht lange überlegen, um zu wissen, dass die Hel nun Lokis alten Widersacher, den Lichtgott Balder, erwähnt haben musste. Der hatte die Hel schließlich davon abgehalten, Mara zu verschlingen.
Lokis Stimme klang jetzt so ätzend wie der Speichel der Schlange über ihm, als er sprach: »Nun, so richte ihm doch meine allerbesten Grüße aus und ich hoffe, dass ihm die ewig graue Asche dort unten nicht das zauberhafte Lächeln genommen hat. Wie? Hat sie nicht? Wie überaus … erfreulich …«
Mara bemerkte, wie Sigyn die Augen verdrehte. Dieser Zwist zwischen den Göttern schien ihr ziemlich auf die Nerven zu gehen.
Doch Loki hatte wieder einmal schneller den Gemütszustand gewechselt als andere Leute ihre Socken. Schon war er wieder ins Plaudern verfallen. »Aber sag, wie ist es dir ergangen, was hat sich da unten getan in den letzten paar Tausend Jahren? Bei mir? Ach, nicht allzu viel, Schlange hier, Speichel dort, und das will es auch schon gewesen sein, hahaha.«
Sigyn lächelte höflich, blieb aber eher distanziert. Kein Wunder, schließlich hatte Loki die Hel ja mit seiner ersten Frau, der Riesin Angrboda, gezeugt und nicht mit seiner jetzigen Gattin.
Mir reicht’s dann demnächst mal mit den Exfrauen, dachte Mara etwas genervt.
Und außerdem hatte sie auch keine große Lust mehr, der Patchwork-Götterfamilie weiter beim Plauschen zuzusehen. Allerdings war da noch etwas anzusprechen, und zwar in Gestalt von mehreren blutigen Ringen auf ihrem A…
Moment mal, wo sind die denn hin?
Mara betrachtete erstaunt ihren unversehrten Unterarm. Na, das ging ja schnell.
Offensichtlich wollte man ihr nichts schuldig bleiben und sich auch nicht weiter beim Kaffeekränzchen stören lassen. So erleichtert Mara darüber war, so unangenehm war es ihr jedoch, dass der Griff der Hel so weit reichte.
Mara beschloss, sich jetzt mal vorsichtig zu verabschieden, bevor die Hel es sich vielleicht doch wieder anders überlegte. Was Verlässlichkeit und Vertrauen anging, rangierte die Hel für Mara knapp hinter dem verdammten Eichhörnchen.
Also zog sie sich ins Halbdunkel zwischen die Tropfsteine zurück und konzentrierte sich auf das Wäldchen auf dem Museumsgelände in Kalkriese. Das Letzte, was sie noch aus der Höhle wahrnahm, war Sigyn, die ihr fröhlich zuwinkte. Zum Zurückwinken war es da aber schon zu spät.
Dafür kam sie gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Professor Weissinger nur zwei Meter von ihr entfernt mit einem Schwert im Wald stand und sie anschrie. »Mara! Wach auf! MARA!«
Mara starrte auf das Schwert in der Hand des Professors und war kurzzeitig völlig überfordert. Diese Phase verlängerte sich noch einmal um ein paar Sekunden, als das Schwert plötzlich zu Asche zerfiel.
Doch bevor Mara ein Wort herausbrachte, hatte sie der Professor auch schon am Arm gepackt und zerrte sie zwischen den Bäumen hindurch zurück auf den Parkplatz.
»Loslos! Jede Sekunde zählt!«, keuchte er und rannte auf die wenigen Autos zu, die noch auf dem nächtlichen Parkplatz standen.
Wollte er eins klauen, um damit abzuhauen? Aber warum zerrte er sie dann ausgerechnet in Richtung dieses Miniwagens von der Form eines Babystiefelchens?
»Warum nehmen wir denn nicht diesen Jeep da hinten oder wenigstens den großen Lieferwagen?«, rief Mara dem Professor zu.
»Liebend gerne, wenn du einen Schlüssel dafür hast!«, antwortete Professor Weissinger gereizt, griff unter den vorderen Kotflügel des knuffigen Zweisitzers und tastete dort hektisch herum.
Mara wagte einen Blick zurück und sah zunächst nichts, was es wert war, davor wegzurennen.
Doch dann nahm sie zwischen den Bäumen einen rötlich glimmenden Streifen wahr, der immer heller zu werden schien. »Ähm, Herr Professor?«, fragte sie und tippte ihm auf die Schulter.
Der warf nur einen schnellen Blick nach hinten, fluchte in seinen Bart, tastete noch ein wenig hektischer und … beförderte doch glatt einen Autoschlüssel zutage!
Bevor Mara etwas fragen konnte, hatte er sowohl den Türöffner als auch Mara auf den Beifahrersitz gedrückt. Sekunden später saß er auch schon auf dem Fahrersitz und rammte den Schlüssel ins Zündschloss. »Das ist der Wagen meiner Exfrau und Gott sei Dank hat sie sich zwei Marotten nicht abgewöhnt: Sie arbeitet am liebsten nachts und der Ersatzschlüssel hängt immer noch mit einem Magnet im vorderen
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