Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Mara nudelte ihre Füße in die Schuhe, ohne die Schnürsenkel zu öffnen, und trat dann nach draußen ins Treppenhaus.
Dort stand Nachbar Dahnberger. Und er war nicht allein.
Johanna Gassner, Polizeibeamtin mit der Zuständigkeit Münchner Au und Giesing starrte auf das achtjährige Mädchen mit der Sporttasche. Ihr beleibter Kollege daneben runzelte angestrengt die Stirn. »Des is doch … oder ned?«
Frau Gassner wendete sich an den Nachbarn. »Ist das das Mädchen, das sie gesehen haben?«
»Ja! Dieses verdächtige Mädchen stieg aus einem verdächtigen schwarzen Auto, und es verschaffte sich in beschmutztem Zustand Zutritt zu unserem Haus.« Dahnberger wirkte sehr nervös, aber gleichzeitig topmotiviert. So war er immer, wenn er es wieder einmal geschafft hatte, die Polizei antanzen zu lassen.
Die Polizistin sah Mara sehr genau an. »Bist du … «
»Die Coufine von der Mara Lorbeer? Ja, warum? Waf hab ich denn gemacht?«, fragte Mara, so achtjährig wie möglich, und musste nicht einmal ihre Stimme verstellen.
»Du siehst deiner Cousine ganz schön ähnlich«, bemerkte Frau Gassner. »Und du hast einen Schlüssel zu ihrer Wohnung?«
»Ja, weil ich doch die Blumen giefen foll, folange die Mara mit ihrer Mama weg ift«, lispelte Mara und fügte noch hinzu: »Dafür krieg ich fümf Euro von meiner Tante und von der Mara ihre Hello-Kitty-Bettwäffe, weil fie dafür doch fon viel zu alt ist.«
Der Blick der Polizistin blieb skeptisch. Die ganze Sache kam ihr sichtlich verdächtig vor, aber alles schien plausibel.
Dahnberger konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Ich weiß aber überhaupt nichts von einer Cousine der kleinen Lorbeer! Und ich muss es doch wissen! Ich kenne jeden , der hier rein- und rauskommt, ich habe Notizen und Listen und ich … «
»… töte damit der Polizei den letzten Nerv, wollten Sie sagen? Da haben sie recht, Herr Dahnberger«, vervollständigte Frau Gassner seinen Satz. »Leute wie Sie braucht die Polizei so dringend wie einen dritten Daumen am Knie. Laut unseren Listen war das jetzt das einundzwanzigste Mal in diesem Jahr, dass jemand von uns Ihretwegen ausgerückt ist. Beim nächsten falschen Alarm zahlen Sie uns die Anfahrt, das verspreche ich Ihnen.« Sie wandte sich an Mara: »Alles gut, entschuldige, wenn wir dir Angst gemacht haben. Viel Spaß mit dem Hello-Kitty-Bettzeug, und gib nicht die ganzen fünf Euro auf einmal aus. Komm, Johann.«
Sie drehte sich um und ließ Nachbar Dahnberger einfach stehen. Der schnappte nach Luft wie eine Ballonpumpe und brachte kein Wort heraus.
»Die schaut’s echt sauber ganz genau so aus wie ihre Cousine. Wahnsinn«, hörte Mara noch den Polizisten sagen. Da war er also auch einmal auf der richtigen Fährte und ahnte es nicht. Hoffentlich blieb das so. Die Haustüre fiel ins Schloss, und Mara war mit Dahnberger allein im Treppenhaus.
»Du, Herr Dahnberger?«, fragte sie, und ihr Nachbar sah sie wütend an. »Ich foll dir noch waf von Mara aufrichten.« Sie wartete einen Moment, bis Herr Dahnberger auch wirklich gespannt genug war, was das denn nun sein könnte, und streckte ihm dann die Zunge raus. Dabei sagte sie: »Bläääääp.«
Dann ließ sie ihn ebenso stehen wie gerade eben die Polizisten und hüpfte fröhlich davon. Okay, acht Jahre zu sein, hatte vielleicht doch den ein oder anderen Vorteil.
Auf der Straße erwartete sie bereits eine aufgeregte Steffi. »Du liebe Zeit, du warst ewig weg, und dann noch die Polizei! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!«
Wir?, dachte Mara und sah zum Auto. Dort saß Thumelicus hinter der getönten Scheibe und musterte sie irgendwie seltsam.
»Schaust’n’du so!?«, wollte Mara sofort lospflaumen und konnte sich gerade noch zurückhalten. Verdammt, wurde ihr Hirn jetzt auch schon verachtjährigt? Bloß nicht!
»Lass uns abhauen«, sagte Steffi und winkte Mara ins Auto. Mara folgte der Aufforderung und ging um den Jeep herum zur Beifahrerseite. Doch als sie kurz die Straße entlangblickte, um sicherzugehen, dass ihnen kein Laster die geöffnete Tür abfahren würde, entdeckte sie an der Ecke die Motorhaube eines Polizeiautos.
Mara ließ sich nichts anmerken und stieg ein.
Jetzt bin ich ja mal gespannt, dachte sie, als Steffi den Motor startete. Und tatsächlich, kaum hatte sie den Jeep auf die Straße hinausgelenkt, kam auch Bewegung in den Polizeiwagen.
Mara schaute starr geradeaus. »Nicht umdrehen, hinter unf ift die Polizei.«
Steffi befolgte die Anweisung. »Die ahnen, dass da
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