Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
ihre Füße. Erschrocken sah Mara zu, wie das Wasser gurgelnd durch ein handtellergroßes Loch im Boden ablief. Plötzlich machte etwas Ratsch und fühlte sich blöd an.
»Ich fass es nicht«, murmelte Steffi, hob die nassen Schuhe aus dem Wasser und sah Mara fragend an. Da wurden Steffis Augen noch etwas größer, und Mara folgte ihrem Blick: Ihr T-Shirt war zerrissen, und ihre Hose an den Schenkeln aufgeplatzt.
»Du … du bist wieder … groß«, stotterte Steffi. »Gerade warst du noch … und jetzt … ich werd verrückt!«
Mara brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, aber ihr wurde schnell klar, was passiert war. Sie hatte mit ihrer erschrockenen Reaktion auf den Feuerbringer im Rückspiegel die magischen Kräfte der Äpfel endgültig aufgebraucht, und somit hatte auch die Wirkung ein Ende. Einerseits gut, andererseits … peinlich , um Gottes willen!
»Kann … kann mir bitte mal jemand meine Tasche rübergeben?«, fragte Mara und spürte, wie sie knallrot anlief.
Steffi übersetzte Thumelicus den Wunsch, und der tat wie ihm geheißen.
Dann öffnete sie die Autotür, um das Wasser abfließen zu lassen.
Verdammt, jetzt kann ich nicht mehr mit ihm kopfreden!, dachte Mara und seufzte. Das war doch so verdammt cool!
Sie drehte sich um zu Thumelicus und hatte urplötzlich gar keine Lust mehr, seine Gedanken zu erfahren.
Der Junge war nass bis auf die Knochen und sah sie so stumm an, dass jeder Wassertropfen für Mara wie Donnerhall auf den Sitzen zerplatzte.
»Entschuldige«, flüsterte Mara. »Da war plötzlich der Feuerbringer im Rückspiegel, oder zumindest hab ich das gedacht und dann … dachte ich … also, ich hab nicht direkt so arg viel gedacht … eigentlich nur reagiert … und … Ja. Sorry.« Erleichtert bemerkte sie, dass Steffi leise lachte. Dann übersetzte die Wissenschaftlerin Thumelicus, was Mara gesagt hatte. Der nickte schließlich, und ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen. Mara fiel ein Stein vom Herzen, aber wohl auch deswegen, weil ihr Herz plötzlich im Technobeat hopste und darauf wohl kein Stein mehr liegen geblieben wäre.
Mara sah Thumelicus zu, wie er sich nun das Wasser aus den Haaren wrang und kam sich kurz vor wie in einem Werbespot für Duschgel.
Fehlte nur noch, dass er sich in Zeitlupe das Wasser aus den Haaren schüttelte.
Es kostete sie einige Kraft, sich abzuwenden, aber Mara schaffte es schließlich doch und wühlte nun erst einmal in ihrer Sporttasche nach passenden Klamotten.
Während sie sich ein neues Oberteil einfach über das zerrissene T-Shirt streifte, fuhr Steffi auch wieder los.
»Erklärst du mir jetzt bitte, wieso du Cussi unter Wasser gesetzt hast?«, fragte sie, als sie sich wieder in den Verkehr einordnete.
»Ich hab den Feuerbringer im Rückspiegel gesehen.«
»Nein!«
»Doch, und dann ist es einfach passiert … «
»Gratuliere zum Reaktionsvermögen,« sagte Steffi nur, aber man sah ihr an, dass sie kein Wort anzweifelte. Sie hatte, ebenso wie der Professor, genug Dinge gesehen, um an Maras Worten nicht zu zweifeln.
»Tut mir leid wegen dem Wasser und dem Loch da unten«, setzte Mara entschuldigend hinterher und schnallte sich dabei kurz ab, um die Hose zu wechseln.
Steffi murmelte irgendwas von » … mal sehen, wann dieser Karren die nächste Böschung runterrollt«, beließ es aber ansonsten dabei. Sie schien Mara keinen Vorwurf zu machen, und dafür war ihr Mara sehr dankbar. Sie hatte auch so schon ein schlechtes Gewissen.
»Suchst du was?«, rief Steffi da plötzlich laut, und Mara sah aus den Augenwinkeln, wie sich Thumelicus etwas zu schnell zur Seite drehte, um irgendwas vor dem Fenster anzustarren.
»Such uns lieber einen Parkplatz, Cussi!«, sagte Steffi und schüttelte den Kopf. »Jungs. Alle gleich.«
»Meinen Sie, dass er weiß, was ein Parkplatz ist?«, fragte Mara.
»Ist mir egal, er versteht eh nur Altnordisch und Latein. Und ich hab sowieso schon einen gefunden«, antwortete Steffi und rangierte geschickt in die Lücke. »Aber bevor wir in den Laden gehen, stellen wir unseren Germanen vielleicht erst einmal zum Trocknen in die pralle Sonne, was?«
Mara bemerkte sehr wohl, dass Thumelicus sie beim Aussteigen fast ununterbrochen musterte. Irgendwie war es ihr verdammt unangenehm. Okay, irgendwie war es ihr aber auch ein bisschen recht. Mara bemerkte auch, dass sie sich plötzlich Gedanken darüber machte, ob sie sich die widerspenstige Locke aus dem Gesicht streichen oder vielleicht doch lieber so
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