Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
was nicht stimmt, aber sie wissen nicht, was. Okay, wie sollten sie da draufkommen, dass sich Mara Lorbeer verjüngt hat, und nur mal kurz zum Auffrischen zu Hause war, um das Ende der Welt zu verhindern.«
Mara grinste. Ja, das stimmte natürlich. Und es war im Moment ihr gemeinsamer Vorteil, dass Mara nicht wie Mara aussah, und sowohl Steffi als auch Thumelicus ihnen unbekannt waren.
Steffi unterbrach Maras Gedanken. »Wo bekommen wir denn was zum Anziehen für Cussi?«
»Cuffi?«
»Na, Tummi oder Meli fällt ja wohl als Abkürzung aus, oder nicht?«, sagte Steffi und deutete grinsend mit dem Daumen hinter sich auf Thumelicus.
Ob du so begeistert wärst, wenn du wüsstest, dass wir gerade über dämliche Abkürzungen von deinem Namen diskutieren?, überlegte Mara und war mehr als überrascht über die Antwort, die plötzlich in ihrem Kopf erklang. Sie lautete: Mir wurde weit Schlimmeres angetan als die Verstümmelung meines verhassten römischen Namens.
Erschrocken drehte Mara sich um, und Steffi erschrak gleich mit. »Was denn? Was ist denn los? Die Polizei?«
»Nein, nein«, beeilte sich Mara, zu sagen. »Ef ift nur … «
Etwas in Mara sträubte sich dagegen, Steffi zu sagen, dass sie Thumelicus hören konnte. Ihr war selbst nicht ganz klar, warum eigentlich. Trotzdem entschied sie sich dagegen. Erst mal.
»Ich glaube, die folgen unf immer noch«, gab sie also stattdessen zu bedenken, und Steffi blickte in den Rückspiegel. »Ja, seltsam. Die können sich doch denken, dass wir wissen, wie ein Polizeiauto aussieht.«
Mara nickte. Das war wirklich komisch.
Doch wie um den beiden beizupflichten, bogen die Polizisten in dem Moment rechts ab und waren verschwunden.
»Hm, vielleicht war es doch nur Zufall«, überlegte Steffi. »Ein Zufall, der vier Ampeln lang gedauert hat. Nun gut, wann krieg ich denn jetzt mal eine Antwort?«
»Auf waf denn?«, fragte Mara, die gerade mit ihren Gedanken ganz woanders war. Und zwar überlegte sie fieberhaft, worüber sie mit Thumelicus sprechen konnte. Fragen hatte sie viele, aber sie wollte viel lieber erst einmal ein bisschen ins Plaudern kommen.
»Wo wir ihm was zum Anziehen kaufen können, was ein bisschen weniger karnevaloid rüberkommt«, sagte Steffi. »Ich kenn mich hier leider nicht so gut aus.«
»Okay, da vorne rechtf und dann den Fildern Ftadtmitte nach«, antwortete Mara und wendete sich dann wieder ihrem Problem zu.
Ich muss ihn irgendwas fragen, wozu er viel erzählen kann. Da kann ich dann zwischenfragen, und vielleicht wird das dann so was wie eine Unterhaltung, nahm Mara sich vor und legte dann einfach mal los: Du bist also tot. Wie ist das denn so?
Thumelicus sah sie fragend an, und Mara hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Aber erstens tat das sicher ganz schön weh, und zweitens brachte es nichts, die Zunge abzubeißen, wenn sie sowieso nur telepathisch miteinander sprachen. Andererseits, vielleicht ging dann beim normalen Sprechen das peinliche Lispeln weg.
Thumelicus unterbrach ihre Gedanken mit einer Antwort: Tot zu sein, ist wie leben ohne Ziel.
Entschuldige, aber das versteh ich nicht, gab Mara zurück. Ich war noch nie tot, das musst du mir erklären.
Nun, ein Leben ist voll mit dem Streben nach Dingen, nach Glück, nach Liebe … , hörte sie Thumelicus in ihrem Kopf sprechen. Und wenn das alles nicht mehr wichtig ist, dann ist das der Tod.
Also, wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es sogar eine Religion mit Namen Buddhismus, wo es darum geht, dass man freiwillig nix mehr will, an nix mehr leidet. Und dann steigt man irgendwie auf, oder so, antwortete Mara.
Mehr wusste sie leider nicht darüber, denn das war alles, was sie beim Zappen aufgeschnappt hatte.
Wir alle sind aufgestiegen in die Halle Odins, meinte Thumelicus dazu. Keiner von uns freiwillig. Ich würde lieber wieder leiden, als tot zu sein. Leid ist Leben.
Oh … dann … war dein Leben nicht so schön?, fragte Mara vorsichtig.
Es war das Leben, das ich hatte, und ich wäre bereit gewesen, es zu leben, gab Thumelicus zurück.
Öhm … geht das irgendwie … genauer?
Ich durfte meinen Vater nie kennenlernen, er galt als Roms größter Feind. Meine Mutter und ich wurden als Gefangene im Triumphzug des Germanicus durch Roms Straßen geführt. Dann brachte man uns nach Ravenna. Dort lehrte man mich weder lesen noch schreiben und unterwies mich auch nicht in der Kriegskunst. Ich sollte nicht wie mein Vater in der Lage sein, mich gegen Rom zu wenden. Als ich
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