Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
hast recht. Wir müssen deine Mutter retten. Und wie ich das sehe, wohl auch meine neugierige Exfrau.«
Na endlich , dachte Mara und atmete tief durch. Endlich geht’s los!
Die beiden waren diesmal auf der anderen Seite des Hofgartens entlanggeschlichen, wo die Säulen des Deutschen Theatermuseums genug Dunkelheit spendeten. Das große Hofgartentor mieden sie. Stattdessen spähten Mara und der Professor durch einen der kleineren Durchgänge hinaus auf den Platz.
»Schwer zu sagen, ob die Polizei noch da ist«, flüsterte der Professor. »Und sag jetzt nicht, es ist dir egal!«
»Aber wenn es mir doch … «, fing Mara an.
»Aber mir nicht, Sagglzementnochmal!«, zischte Professor Weissinger jetzt ganz schön wütend. »Ich habe keine Lust, noch einmal mit Handschellen auf den Treppen da drüben herumzuliegen, verstehst du das? Ich bekomme auch so schon mehr als genug Blessuren ab, da brauch ich nicht noch ein trotziges Mädchen, das jetzt blindlings in die nächste Falle tappt!«
Mara wusste ganz genau, dass der Professor recht hatte. Im Laufe ihrer Abenteuer war er unzählige Male der Leidtragende gewesen. Die Nornen hatten ihn gegen eine Böschung geschmettert, Fischwesen hatten ihn niedergeschlagen und mit einem Schwertstreich vergiftet, Mara selbst hätte ihn im Kopf des Hermannsdenkmals fast ertränkt, er hatte sich für sie geschlagen und schlagen lassen, mit Untoten gekämpft, und vor allem hatte er ihr kein einziges Mal deswegen einen Vorwurf gemacht. Bis jetzt …
Mara hätte sich so gerne entschuldigt! Für alles, was passiert war, und dafür, dass sie sich gerade wie eine Idiotin verhielt. Aber sie konnte nicht! Zu groß war ihre panische Angst um Mama, und die Wut auf Thurisaz schnürte ihr fast den Hals ab!
»Ich … ich … «, begann sie, aber sie brachte es nicht über die Lippen. Stattdessen holte sie mit der linken Faust weit aus und schmetterte sie wütend gegen die Steinmauer. Es knirschte und knackte und im ersten Moment dachte Mara, sie hätte die Knochen ihrer Hand pulverisiert.
Doch als sie ihre Hand zurückziehen wollte, stellte sie fest, dass das nicht so einfach war. Denn die steckte bis zum Handgelenk im Stein. Mit einem Ruck riss Mara ihre Hand aus dem Loch und schüttelte den Staub von ihren unversehrten Fingern.
Der Professor starrte Mara ungläubig an und sagte kein Wort. Auch Mara war tief in ihrem Innersten völlig überfordert von der Aktion. Doch diese typische, maramäßige Verwirrung wurde lautstark überlagert von einem triumphierenden Gefühl der Macht …
»Genügt das als Plan?«, fragte Mara und sah den Professor aus blitzenden Augen an.
»Das ist kein Plan, Mara«, antwortete der. »Das ist ein Problem.«
»Ja, aber nicht für mich«, erwiderte Mara und ging dann einfach los.
»Mara! Mara Lorbeer, verdammt noch mal, was ist mit dir los?!«, rief ihr der Professor hinterher, doch sie war so schnell so weit gelaufen, dass sie ihn nicht mehr hörte.
»Halt!«, rief eine wohlbekannte Stimme plötzlich direkt neben ihr. »Du bleibst jetzt sofort stehen, oder … «
» Oder was ?«, sagte Mara und wäre fast selbst erschrocken über die düstere Stimme, die da in ihrem Hals raspelte. Aber eben nur fast. Denn eigentlich fand sie es gerade verdammt cool.
Sie blieb allerdings wirklich stehen und schaute Frau Gassner so direkt in die Augen, dass diese erschrocken blinzelte.
»… oder ich muss mit deiner Mutter ein ernstes Wort reden, und … «
»Ich hab dafür keine Zeit«, unterbrach Mara barsch. »Wenn Sie helfen wollen, kommen Sie mit. Wenn nicht, dann gehen Sie mir verdammt noch mal aus dem Weg .«
Und damit drehte sich Mara einfach weg und ging weiter auf den Eingang zum Feldherrnkeller zu. Sie hörte, wie hinter ihr der Professor angelaufen kam und sofort auf die Polizistin einredete. Mara blieb nicht stehen.
Auch als die kräftigen Hände von Herrn Kornbichel sie an den Oberarmen packten, ging sie einfach weiter. Mühelos zog sie den massigen Mann mit sich über das Kopfsteinpflaster. Der Polizist konnte nichts anderes tun, als ungeschickt Mara hinterherzustolpern. Doch schließlich verlor er sowohl Griff als auch die Balance und schlug der Länge nach hin.
»Was ist das für ein Kind?«, hörte sie Frau Gassner fassungslos auf den Professor einschreien. »Das Omen, oder was? Ich ruf jetzt einen Exorzisten, verdammt!«
»Bitte beruhigen Sie sich, wir gehören zu den Guten … «, versuchte Professor Weissinger trotz allem zu beschwichtigen, doch die
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