Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
echt ist!«, meinte eine Frau zu ihrem Mann. »Wo gibt’s denn so was!«
»Ich seh sie! Ich seh die versteckte Kamera!«, freute sich ein anderer und deutete wild auf ein Fenster des Residenzgebäudes. »Und da in dem Auto is bestimmt der Dings drin!«, rief eine junge Frau, drehte sich herum und machte für die nächsten Minuten nur noch »Huhuu! Ich seh sie! Ich seeeeh sie!«, was den Fahrer des Reinigungswagens der Stadtwerke München nachhaltig verunsicherte.
Inzwischen hatte Mara den beiden Polizisten die Handschellen angelegt und sich blitzschnell wieder auf die Treppe gesetzt.
Hoffentlich war ich schnell genug, dachte sie und konzentrierte sich.
Keine Sekunde zu früh kam sie wieder auf der Regenbogenbrücke an. Offensichtlich hatte der Professor keinen großen Erfolg damit gehabt, den Wächter von Asgard von der Harmlosigkeit ihres Besuches zu überzeugen. Es waren wohl doch schon ein paar recht ereignisreiche Minuten vergangen: Heimdall stand direkt vor Professor Weissinger, hatte sein Schwert gezogen und hielt es an dessen Hals. Herr Kornbichel lag benommen daneben, und an seiner Stirn war ziemlich deutlich der Abdruck von Heimdalls Schwertknauf zu erkennen.
»Jamileckstamasch … «, murmelte er, während er versuchte, wieder mit beiden Augen in die gleiche Richtung zu schauen.
Frau Gassner hatte anscheinend abermals versucht, ihre Nahkampfkenntnisse anzuwenden. Nur wie es schien, hatte der nordische Gott noch nie etwas von fernöstlicher Kampfkunst gehört, und es interessierte ihn wohl auch nicht sonderlich. Genauer gesagt, ignorierte er einfach die Frau, die da vergeblich an seinem mächtigen Schwertarm zerrte und hebelte. Auch diverse asiatische Kraftschreie änderten nichts daran, dass der Schwertarm exakt genau da blieb, wo er war.
Trotzdem wurde Heimdall nun wohl etwas ungeduldig, denn er sprach etwas auf Altnordisch, und es klang nicht nach Smalltalk.
»Mara? Ich hoffe, du bist soweit fertig mit wasauchimmer ?«, nuschelte der Professor, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
»Jepp«, sagte Mara und zeigte Daumen hoch.
»Gut«, sagte der Professor und schluckte. Er sprach noch etwas zu Heimdall in dessen Sprache und versuchte, ein entschuldigendes Lächeln. Dann verschwand er zusammen mit Mara.
»Wir treffen uns im Hofgarten!«, rief Mara, kaum dass der Professor auf dem Odeonsplatz die Augen aufgeschlagen hatte.
»W… was ist denn hier los?«, fragte er verwirrt, als er auf die vielen Leute starrte, die aufgeregt in alle möglichen Richtungen winkten und lachten. »Sind die alle wahnsinnig?«
»Los! Bis gleich«, entgegnete Mara nur und konzentrierte sich abermals auf die Regenbogenbrücke.
Sie kam sozusagen pünktlich zum Showdown. Wie es schien, hatte Heimdall jeden Rest von Zurückhaltung verloren und schlug mit seinem mächtigen Schwert immer und immer wieder nach Frau Gassner, die allerdings sehr geschickt auswich. Günstig für Mara war, dass der nordische Gott nicht zwischen den beiden Polizisten wütete, also wartete sie nur einen günstigen Moment ab, als Frau Gassner direkt neben Herrn Kornbichel stand.
Als die beiden Polizisten hochschreckten und sich dank der Handschellen sofort fürchterlich ineinander verkeilten, johlten die Schaulustigen auf. Einige klatschten. Mara sagte so nett, wie sie nur konnte: »Bitte entschuldigen Sie, aber es ging nicht anders!« Dann bahnte sie sich einen Weg durch die Schaulustigen und rannte davon in Richtung Hofgarten.
Natürlich war Mara klar, dass die beiden keine fünf Minuten brauchen würden, um sich wieder zu befreien. Aber Hauptsache, der Professor trug nun keine Handschellen mehr, und es genügte, um einen großen Abstand zu gewinnen.
Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie ein paar der Leute unter Gelächter einen Touristen mit einer großen Videokamera umringten, um ihn dazu zu bringen, endlich zuzugeben, dass er zum Fernsehteam gehörte. Der Touri sprach etwas sehr Kurzes auf Englisch, und es klang nicht nett. Ein junger Typ war währenddessen damit beschäftigt, die ganze Zeit hin und her zu tänzeln, um immer vor der Kameralinse zu bleiben. Dabei sang er etwas, das sich nur deswegen wie Michael Jackson anhörte, weil er laufend mit dem Finger in die Kamera zeigte und es mit Hihi -Kieksern garnierte.
Na hoffentlich wird der nicht entdeckt, dachte Mara, ohne stehen zu bleiben. Etwas weiter vorne sah sie bereits den Professor. »Hier rüber!«
Sie folgte seinem Wink und schloss zu ihm auf.
Kapitel 8
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