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Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)

Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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Polizistin lachte nur hysterisch. »Ha! Zu den GUTEN?! Sehen Sie doch hin!«
    Mara griff an die schwere Holztür. Sie war verschlossen. Sie zog und riss den Türknauf mitsamt einem Stück des Türblatts und Teilen des Türrahmens heraus. Dann griff sie in das Loch und schmetterte die Türe mit einer solchen Wucht auf, dass die Scharniere aus dem Holz platzten.
    »Zu den GUTEN?!«, hörte sie die Polizistin in einer Mischung aus Panik und Fassungslosigkeit schreien. »Wer sind dann die BÖSEN? Die Aktion Sorgenkind?!«
    Mehr hörte Mara nicht, denn sie stieg bereits die Treppen zum Keller hinunter. Sollte die Polizei doch da draußen eine ganze Armee in Stellung bringen, mit Panzern auffahren oder was sie sonst noch brauchten, um sich dahinter zu verstecken. Sie würde jetzt diesen Thurisaz in Stücke reißen, und niemand würde sie aufhalten.
    Niemand.
    In Mara loderte ein glutroter Zorn, und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Irgendwo tief in ihr drin rief ein vierzehnjähriges Mädchen und trommelte wild gegen eine schalldichte Scheibe, aber Mara hörte nicht auf sie.
    Was hast du denn bis jetzt geleistet?, schrie Mara das Mädchen hinter der Scheibe stattdessen wütend an. Dass deine Mutter in Lebensgefahr ist! Das hast du geleistet! Super! Ganz toll! Halt endlich die Klappe, und lass mich in Ruhe!
    Hör auf, hör bitte auf damit, du machst alles nur noch schlimmer!, rief die Mara hinter dem Glas zurück, aber die Rufe gingen unter im dröhnenden Rauschen des wallenden Bluts.
    Mara schmetterte die Tür zum Gastraum auf und sah sich um.
    Der Raum war eingerichtet wie eine mittelalterliche Taverne. Wuchtige Bänke an ebensolchen Holztischen standen unter den Bögen eines alten Tonnengewölbes. Aber nur die mittlere große Tafel war besetzt.
    Dr. Thurisaz saß auf einem bequemen thronartigen Stuhl an der Stirnseite und hatte die Füße auf dem Tisch abgelegt. In den Händen hielt er eine Illustrierte. Ratatösk saß neben ihm auf der rechten Armlehne und hatte offensichtlich mitgelesen. Vor Thurisaz lagen die Seminarteilnehmer in tiefem Schlaf.
    Mama …
    »Da bist du ja, das hat aber gedauert«, sagte Thurisaz nur, ohne den Blick von der Zeitung abzuwenden.
    Seine Gelassenheit machte Mara nur noch wütender. Sie sah alles wie durch einen roten Schleier, der in der Mitte einen kleinen Punkt freiließ, mit dem sie ihren Gegner fixieren konnte. Schon war sie quer durch das Gewölbe auf ihn zugerannt, schlug ihm mit dem Stab erst das Heft aus den Händen und drückte dann das Ende mit dem Bronzedelfin gegen seinen Kehlkopf. »Was hast du mit meiner Mama gemacht?«
    Thurisaz lachte röchelnd, zuckte dabei mit den Schultern und zeigte entschuldigend auf Maras Stab an seinem Hals. Trotz ihrer Raserei verstand sie, dass er so nicht sprechen konnte.
    Mara musste all ihren Willen sammeln, um den Stab wieder von seinem Kehlkopf zu nehmen. Wie in Zeitlupe zog sie ihn schließlich nur wenige Zentimeter zurück, hielt den Stab aber weiterhin zum Stoß bereit.
    »Sei vorsichtig! Oh bittebitte sei doch vorsichtig! Er hat Mama!«, rief eine leise Stimme irgendwo aus der hintersten Ecke ihrer Gedanken, doch Mara achtete nicht darauf.
    »Rede«, sagte sie nur und sah Thurisaz aus blindwütigen Augen an.
    Berserksgangr, hörte sie Ratatösk da in ihrem Kopf sprechen, aber sie wusste weder, was es bedeutete, noch war sie daran interessiert, was das Mistvieh beizutragen hatte.
    »Berserksgangr? Was ist das denn wieder für ein nordisches Blabla?«, erwiderte Thurisaz genervt. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du so mit mir reden sollst, dass ich es auch verstehe?«
    »Berserkerwut«, schallte da plötzlich die Stimme des Professors durch den Raum. Ohne sich umzudrehen, wusste sie, dass neben ihm auch die beiden Polizisten das Gewölbe betreten hatten. Er kam näher und sprach weiter: »Die Berserker oder berserkir , zu deutsch Bärenfellträger , waren aller Wahrscheinlichkeit nach eine Art Kriegerbund mit entsprechenden Tiermasken. Durch einen trance-ähnlichen Zustand wirkten sie stark wie die Tiere, deren Felle sie trugen, waren schmerzunempfindlich und Snorris Beschreibung in der Ynglingasaga zufolge weder durch Feuer noch durch Eisen verwundbar. Wird eigentlich einem Odinskult zugeschrieben und hat nichts mit Thor oder dessen Söhnen zu tun, aber die Mythologie scheint sich in letzter Zeit erschreckend wenig um wissenschaftliche Erkenntnisse zu scheren.« Er machte neben Mara halt und sah Thurisaz unverwandt an.

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