Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Verschwende noch ein bisschen mehr von deiner Kraft an diesen wertlosen Klops«, lachte Thurisaz. »Alles, was du jetzt verbrauchst, kostet mich später weniger Nerven.«
Damit hob er seine Füße wieder auf den Tisch und lehnte sich entspannt zurück, um zuzusehen.
Mara hätte ihm zu gerne das Lächeln mit ein paar Hektolitern Wasser weggespült, doch sie musste erkennen, dass er gerade am längeren Hebel saß. Solange sie nicht wussten, was nun zu tun war …
Obwohl.
Kapitel 9
M aras Gedanken rasten, während sie sich zu Herrn Kornbichel herunterbeugte und ihn sanft an der Schulter berührte. Der bekam davon schon nichts mehr mit. Seine Schmerzen waren so stark, dass er davon ohnmächtig geworden war.
Verdammt, dachte sie frustriert, und ich kann ihm nicht helfen!
Als Mara nämlich das Wasser aus dem Boden emporgerissen hatte, war das viel anstrengender gewesen als sonst. Warum, war ihr klar:
Diese Berserkerkraft ist super, um Sachen und wohl auch Leute kaputt zu machen, dachte sie bei sich. Aber zum Löschen, zum Reparieren oder vielleicht sogar zum Heilen ist das kaum geeignet. Das ist mal eben genau das Gegenteil …
Sie spürte in sich hinein und stellte fest, dass sie tatsächlich einen erschreckend großen Teil ihrer Götterkräfte für das bisschen Wasserpritscheln aufgebraucht hatte.
Wenn ich die Kräfte anders anwende, als die Talente von dem jeweiligen Gott das vorgeben, dann brauch ich also viel zu schnell alles auf. Und ich hab mich schon gefragt, warum das manchmal so leicht geht und mal überhaupt nicht. Logisch und voll nervig. Aber toll, dass ich das jetzt auch weiß!
Sie sah auf. Thurisaz saß immer noch auf seinem Stuhl und wirkte völlig entspannt. Er war nun völlig anders als bei ihrem Kampf auf dem Ast der Weltesche. Er hatte die volle Kontrolle und wusste das. Thurisaz genoss die Situation sichtlich, und selbst, als Frau Gassner nun ihre Dienstwaffe zog und auf ihn zielte, schien ihn das nicht im Geringsten zu beunruhigen. »Was bezwecken Sie denn damit, wenn ich fragen darf?«
»Sie werden jetzt sofort diese Leute wieder aufwecken und dann mit mir kommen. Ich habe genug gesehen, um Sie dringend des Mordes an dem Jungen im Hotel zu verdächtigen. Sie sind hiermit verhaftet, und aufgrund der bedrohlichen Situation für Leib und Leben bin ich berechtigt, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen!«, sprach Frau Gassner und meinte wohl jedes Wort genau so, wie es sagte.
Thurisaz befand sie nicht einmal einer Antwort wert, schwenkte nur seinen Zeigefinger und versenkte sich dann wieder in seine Zeitschrift.
Mit einem Aufschrei ließ die Polizistin ihre Waffe fallen, die innerhalb eines Sekundenbruchteils glühend heiß geworden war.
»In Deckung!«, rief der Professor, trat gegen die Pistole, sodass sie über den Boden unter einen der Tische im Eck schlitterte. Dann duckte er sich und riss dabei auch Mara in die Hocke. Frau Gassner stieß geistesgegenwärtig einen der schweren Eichenholztische um, und das keinen Moment zu früh, denn schon platzten die Patronen in der überhitzten Waffe! Es knallte ein paar Mal ohrenbetäubend in dem niedrigen Tonnengewölbe, während die Kugeln in alle Richtungen flogen. Die dicke Tischplatte schützte Mara und den Professor ebenso wie die schlafenden Geiseln. Allerdings landete ein Teil des zerfetzten Magazins direkt neben Maras linkem Fuß. Es war so heiß, dass sich darunter sofort ein tiefschwarzer Fleck auf den Holzdielen bildete.
»Sieben«, zählte Frau Gassner und erwischte den Professor gerade noch am Jackenzipfel, als der sich wieder aufrichten wollte.
Es schepperte noch einmal, und auf dem Tisch hinter ihm zerplatzte eine wachsüberzogene Weinflasche.
»Acht«, sagte die Polizistin und stand auf.
»Fertig soweit?«, fragte Thurisaz ohne aufzublicken.
»Ja, fertig«, antwortete Mara, und ihr seltsamer Tonfall ließ ihn dann doch den Blick heben.
»Rufen Sie bitte einen Krankenwagen, Frau Gassner«, sagte Mara und deutete auf den verletzten Kollegen.
»Nein, das werden Sie … «
»… nicht tun«, sagte Thurisaz und plumpste höchst unelegant nach unten, als Stuhl und Tisch unter ihm verschwunden waren. Verwirrt rappelte er sich auf und sah sich um.
Nur Mara und der Professor standen vor ihm. Die beiden Polizisten hatte Mara im Feldherrnkeller gelassen.
»Wie machst du das, verdammt noch mal, und warum kann ich das nicht?!«, schimpfte Thurisaz und merkte gleichzeitig, dass es nicht sonderlich schlau von ihm war, das zugegeben zu
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