Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)

Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
Vom Netzwerk:
Umstehenden.
    »Der Reine, Holde!«, rief da Walburga und schwappte nach vorne wie ein Gummistrumpf voll Joghurt. »Wie schön!«
    »Ich freue mich auch sehr, Sie alle wohlauf zu sehen«, sagte der Professor etwas zu laut. »Und wir wollen sehr gerne versuchen, Sie von den Fesseln zu befreien, allerdings nur unter einer Bedingung.«
    »Was soll das denn bitte?«, zischte Steffi, doch der Professor achtete nicht darauf.
    »Sie alle sind mir dafür verantwortlich, dass diese Frau«, und damit deutete er auf Walburga, »dass diese Frau im Falle unseres gemeinsamen Überlebens mindestens ein wissenschaftlich fundiertes Buch über Namensforschung liest.«
    Mara bemerkte, wie Steffi grinste. Und sie sah auch, dass Mama amüsiert die Augenbrauen hochzog.
    »So. Kommen wir nun zu einem weiteren Vorteil von Wissen gegenüber vager Vermutung , meine Damen«, sprach der Professor weiter und holte einen zerknüllten Zettel aus der Tasche. »Frau Professor Warnatzsch-Abra, vielleicht wollen Sie mich hier unterstützen, falls Ihr Althochdeutsch noch nicht völlig eingerostet ist? Wie schön … «
    »Was ist denn das?«, erkundigte sich Steffi, und der Professor grinste zufrieden, als hätte er auf die Frage gewartet. Was er ganz sicher auch hatte. »Dies, Frau Professor, ist die Farbkopie einer Seite aus einem liturgischen Buch der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg. Der obige Text ist nicht nur Gegenstand der momentan von mir zu korrigierenden Klausuren, sondern in der Tat äußerst hilfreich. Lasst uns hoffen, dass das auch diesmal der Fall ist. Also bitte, hier geht’s los.«
    »Ich weiß das, danke. Und ich kenne ihn auswendig«, gab Steffi zurück und wendete ihren Blick demonstrativ von dem Blatt ab. »Bin ja mal gespannt«, murmelte sie noch, stimmte dann aber ein, als der Professor begann, mit salbungsvoller Stimme den alten Zauberspruch vorzutragen.
    Eiris sazun idisi
    sazunheraduoder
    suma hapt heptidun
    sumaherilezidun
    sumaclubodun
    umbicuonio uuidi
    insprinc haptbandun
    inuar uigandun
    Mara nutzte die Zeit, um sich umzusehen. Und sie stellte erstaunt fest, dass Mamas Frauengruppe, die »Wiccas von der Au«, tatsächlich vollzählig anwesend war. Es waren nur drei weitere Gesichter darunter, die sie vorher noch nie gesehen hatte. Männer fanden sich keine. Da zuckten auch schon alle zusammen, als die Fußfessel um Steffis Knöchel mit einem lauten Knall auseinandersprang.
    »Oh. Aha! Das bedeutet, Sie alle müssen uns nun nachsprechen, denn der Zauber wirkt wohl nur, wenn man ihn selbst einsingt«, sagte der Professor in die Runde. »Bitte hören Sie genau zu, wir sprechen immer einen Satz vor, und dann Sie alle hinterher, ja? Bitte am Ende Vorsicht vor den hoffentlich platzenden Fesseln, halten Sie ein wenig Abstand zueinander, vielen Dank. Also: Eiris sazun … «
    Artig wiederholten nun alle Satz für Satz den Ersten Merseburger Zauberspruch. Mara spürte augenblicklich ihre typische allergische Reaktion auf den Anblick durchgeistigt dreinschauender Damen, die alle zusammen voller Inbrunst irgendwelche unverständlichen Worte aufsagten.
    Na ja, darin haben sie ja Übung, dachte Mara genervt, sah zu ihrer Mutter und … war erstaunt. Mama sah gar nicht aus wie sonst. Sie hatte nicht die Augen geschlossen und wiegte sich auch nicht übertrieben hin und her. Sie sagte einfach nur ganz konzentriert Satz für Satz nach, was die beiden Professoren vorsagten.
    Direkt nach dem letzten Wort sprangen fast alle anderen Fesseln auf, und hier und dort waren unterdrückte Quietscher derer zu hören, die sich nicht an die Warnung gehalten hatten. Die einzige Fessel, die nach wie vor einen Knöchel umschloss, war die von Walburga.
    »Nun gut, dann wollen wir noch einmal«, brummte der Professor. »Also, bitte sprechen Sie mir nach. Eiris sazun Idisi .«
    »Eiiiris saaazun Idisisii«, sang Walburga, und der Professor stoppte. »Das habe ich so nicht vorgesagt.«
    »Das weiß ich, aber wie soll es denn wirken, wenn ich es nicht mit Seele fülle?«, antwortete Walburga in einem Tonfall, bei dem Mara sofort die Fäuste ballen musste. Gott sei Dank schaltete sich Steffi ein: »Mit Verlaub, wenn Sie den Zauberspruch noch mehr mit Seele füllen, könnte es vielleicht demnächst passieren, dass wir alle wieder Fußfesseln tragen.«
    »Also, wie darf ich denn das verstehen? Wollen Sie mir etwa vorschreiben, wie ich diesen erwürdigen Text zu interpretieren habe?«, schimpfte Walburga und stemmte ihre kurzen Arme dorthin, wo sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher