Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
seltsamerweise blieb er trotzdem, wo er war, und beschränkte sich weiter darauf, von überall her die Flammen zu empfangen.
»Also, ich find’s ja total gut, aber warum hat er denn nicht schon längst angegriffen?«, fragte Mara erstaunt.
»Nun, ich säte das Einzige, was ich auch zu ernten bereit war«, grinste Loki. »Die Saat des Zweifels. Er weiß nicht, was er von dem Loki und seinen Kräften halten soll, der ihn mit kunstvollsten Schmähungen überzog, wie er sie bisher noch nicht gehört hatte. Trotz all seiner Lichter wandelt Loge im Dunkeln, traut der eigenen Macht noch nicht. Auch hat er wohl gegen dich schon mehr als eine Schlacht verloren.«
Mara nickte grimmig. Gut so, hab du nur Schiss, und bleib genau da stehen, wo du bist, dachte sie.
»Was er nicht weiß, ist, dass ich ihm in Wahrheit kaum etwas entgegenzusetzen vermag«, sprach Loki da fröhlich weiter, und Mara sah ihn erschrocken an.
»Was? Aber Sie können doch so viele … Sachen!«, rief sie erschrocken.
Doch Loki schüttelte nur den Kopf und verzog den Mund zu einer Art falschem Grinsen. »Verzeih, kleine Wala, doch auch ich brenne, wenn entzündet. Zwar haben mir die Götter in ihrer unendlichen Dummheit die Gabe der Selbstheilung geschenkt, damit ich auf ewig gequält in meinem Gefängnis verbleibe. Aber auch der Loki vermag sich nicht so schnell zu heilen, wie ihn der Loge zu Asche verbrennt. Eines scheint sicher: Sobald Loge glaubt, mächtig genug zu sein, wird er angreifen.«
»Oh. Und wann, meinen Sie, ist das?«, fragte Mara.
»Er brauchte Stunden, um Kopf und Rumpf über seine schweren Füße zu stellen. Ich meine, er wird nicht eher sich zum Kampf stellen, als bis er auch Arme hat, die Fäuste tragen können«, antwortete Loki.
»Okay, das dauert noch ein bisschen«, überlegte Mara laut. »Aber ich glaub nicht, dass wir noch mehr als eine halbe Stunde haben.«
»Du hast fraglos recht … oder auch nicht«, entgegnete Loki und grinste. Sigyn lächelte Mara entschuldigend an.
Der Professor kam zurück, dicht gefolgt von Steffi, die ihm hinterherschimpfte: »Das glaubst du nur in deinen Träumen, dass ich da hinten bei den Schreckschrauben bleibe, während du hier den ganzen Spaß hast!«
»Es war NETT gemeint, Herrgottsakra. N.E.T.T.! Warum ist das so schwer zu verstehen?«
»Verstanden hab ich es, und zwar als eine Beleidigung!«
»Ja natürlich, als was auch sonst?«
Mara seufzte und verdrehte die Augen. Nicht einmal in einer solchen Situation waren die beiden in der Lage, sich einigermaßen zusammenzureißen.
»Ich … wusste gar nicht, dass Sie … verheiratet sind?«, fragte Maras Mutter plötzlich ziemlich irritiert dazwischen.
Wenn Leute sich so verhalten, denkt Mama also, sie müssen verheiratet sein?, dachte Mara irritiert und überlegte kurz, ob das Konsequenzen für ihre weitere Lebensplanung haben sollte.
»Was? Um Gottes willen, nein! Wie? Ach du liebe Zeit!«, platzte es da urplötzlich gleichzeitig aus den beiden heraus, als wäre diese Vorstellung völlig abwegig.
Mara seufzte. Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt ist Mama auch noch eifersüchtig auf Steffi? Das brauchen wir doch jetzt wirklich überhaupt gar nicht!
»He!«, rief sie in die seltsame Szene hinein. »Wir haben ein anderes Problem! Schon vergessen?«
Sie zeigte auf den Feuerbringer, und sofort waren alle still.
Auf eine Furcht einflößende Art bot Loge auch wirklich ein beeindruckendes Schauspiel. Je mehr Flämmchen er sich einverleibte, desto genauer waren Gesichtszüge, Muskeln und Sehnen zu erkennen.
»Täusch ich mich oder sieht der langsam aus wie der blöde Thurisaz?«, murmelte der Professor.
»Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen«, gab Steffi zu und warf einen kurzen Blick auf den immer noch tief schlafenden Mann etwas weiter links von ihnen.
»Er ist jetzt schon so viel größer, als er beim Hermannsdenkmal war«, warf Mara ein. »Dass er die ganzen toten Soldaten auf uns gehetzt hat, war schon schlimm. Aber als er dann als Riesenrömer auf uns losgegangen ist, wurde es richtig fies.«
»Na ja, dann müssen wir ihn eben irgendwie dazu bringen, sich zu teilen«, schlug Steffi vor.
»Welch brillantes Ziel«, sprach Loki und deutete eine Verbeugung an. »Jedoch misse ich etwas, und das ist der Weg dorthin.«
»Allerdings«, brummte der Professor. »Aber wir wollen doch zielorientiert bleiben. Also, hat jemand irgendeinen Vorschlag?«
»Ja«, erklang da die Stimme von Maras Mutter. »Mein Name
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