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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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umdrehte, um den Raum zu verlassen.
    Umständlich stand er auf und sprach mit sanfter Stimme: »Ähm … es tut mir leid, ich wollte nicht … ich wollte dich nicht enttäuschen, aber was soll ich tun? Es passt einfach nichts zusammen. Vielleicht hast du all das tatsächlich irgendwo aufgeschnappt und durcheinandergebracht. In einem Buch vielleicht mit alten Göttersagen oder in einer Zeitschrift. Oder vielleicht hast du was im Fernsehen gesehen und bist eingeschlafen … oder …« Professor Weissinger legte die Hand auf Maras Schulter und fragte leise: »Willst du wirklich schon gehen?«
    Mara nickte. Der Professor seufzte. Dann holte er seinen Schlüsselbund vom Tisch, musterte Mara dabei mit wachen Augen und sprach in sehr ruhigem Ton: »Liebe Mara Lorbeer. Ich gebe hiermit gerne zu, dass ich keine Erklärung dafür habe, wie du auf diese ganzen Dinge kommst. Und ich gebe auch zu, dass du mich ganz schön überrumpelt hast. Aber ich bin Wissenschaftler. Und ich glaube nun mal, dass es viele Erklärungen gibt, wie du darauf gekommen sein könntest. Es mag ja sein, dass du wirklich glaubst, das alles gesehen oder von mir aus erlebt zu haben, aber das ist nun mal völlig unmöglich. Bitte fang jetzt nicht wieder an zu weinen, ich meine es wirklich gar nicht böse.«
    Was dachte sich dieser Professor eigentlich? Mara hatte gar nicht vorgehabt zu weinen! Doch sie sagte nichts, sondern hörte weiter zu, als er fortfuhr: »Schau mal, wenn man so will, ist deine Geschichte sogar noch unwahrscheinlicher als eine Zeitreise in die Vergangenheit, und selbst das ist nach dem momentanen Stand der Wissenschaft nicht möglich. Aber nehmen wir mal an, du wärst wirklich in der Zeit zurückgereist, dann ergibt es trotzdem keinen Sinn – denn du erzählst ja nichts, was irgendwann einmal wirklich passiert ist! Dubehauptest, du siehst Gestalten und Situationen aus den alten Sagen rund um die germanische Götterwelt. Das ist, als würdest du mir erzählen, dass du gesehen hast, wie Aschenputtel den goldenen Schuh verlor. Und dann beschreibst du mir Aschenputtel aber nicht als Prinzessin oder Bauernmagd, sondern wie einen Steinzeitmenschen, verstehst du? So wie du Loki auf eine Art und Weise beschreibst, die absolut nicht zu der Zeit passt, in der er gelebt hat. Ach, was red ich denn da, er hat eben nie gelebt! Du machst mich ganz wirr im Kopf!« Professor Weissinger holte tief Luft und ließ sie dann besonders langsam entweichen. Erst dann setzte er in ruhigerem Ton nach: »Du musst doch verstehen, dass das für mich als Wissenschaftler wirklich schwierig ist.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, entgegnete Mara leise.
    Sie war enttäuscht. Dieser Besuch hatte sie keinen Schritt weitergebracht. Nur eines wusste sie jetzt: Sie war völlig auf sich allein gestellt.
    »Also dann. Vielen Dank für Ihre Hilf… dass Sie mir zugehört haben, Herr Professor«, sagte Mara kurz entschlossen, öffnete die Tür und trat nach draußen auf den Gang. Als Professor Weissinger ihr folgen wollte, winkte sie höflich ab. »Danke, aber ich weiß schon, wo es rausgeht. Hier entlang, dann die Treppe runter, durch den Gang mit den hohen Fenstern zurück in das andere Gebäude und dann über das Treppenhaus in die Halle mit der Kuppel, wo wir reingekommen sind.«
    Professor Weissinger stutzte und setzte wieder sein schalkhaftes Lächeln auf: »Respekt für dein Gedächtnis, junge Dame. Dafür hab ich ein halbes Jahr gebraucht.«
    »Ja, danke. Auf Wiedersehen«, sagte Mara, drehte sich um und ging mit festem Schritt zum Treppenhaus. Dort widerstand sie dem Impuls, sich noch einmal umzudrehen, denn sie spürte die Augen von Professor Weissinger wie den Infrarotblick von Superman in ihremRücken. Wenigstens jetzt wollte sie den Eindruck einer starken Persönlichkeit machen. Bisschen spät, hätte vielleicht weniger heulen sollen, dachte sie und seufzte innerlich.
    Schnell war sie auch schon einen Treppenabsatz weiter unten und der Professor konnte sie jetzt ganz sicher nicht mehr sehen.
    Trotzdem blieb Mara nicht stehen. Sie lief einfach weiter die Treppe nach unten und fand wie von selbst den Weg durch die Gänge über den Hof und durch das Hauptgebäude hinaus auf den Geschwister-Scholl-Platz.

Kapitel 8

    W ie ferngesteuert tappte Mara die Treppen hinunter zur U-Bahn und setzte sich auf dem Bahnsteig auf eine der Bänke. Ein großes Plakat machte Werbung für mehrere Geschäfte in unmittelbarer Nähe der U-Bahn-Station. Mara stierte darauf und ein kleiner

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