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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Powergel in die Wiese und nahm den Becher. Walde sammelte die Packung auf.
    »So, jetzt bist du dran.« Doris kam zurück und nahm die leeren Becher aus dem Netz des Babyjoggers.
    »Ich krieg’ das schon hin«, wehrte Walde ab.
    »Am besten ist, du drückst die Nahrung kurz vor dem Verpflegungsstand in den Mund und spülst sie dann mit Wasser hinunter«, riet ihm Doris.
    *
    Ben hatte bis zum Abend gewartet. Eine halbe Stunde zuvor hatte er sich schwer bepackt durch das Gewühl des Altstadtfestes bis zum Hauptmarkt gekämpft und war vor der stark frequentierten unterirdischen Herrentoilette durch die Stahltür zum Kanal gelangt. Immer wieder richtete er sich in einem der Revisionsschächte auf, die nach oben führten. Das linderte das Gefühl der Enge und tat seinem Rücken gut, der unter der gekrümmten Haltung in dem nur einen Meter sechzig hohen Gang besonders litt. Der sperrige Rucksack zwang Ben, sich noch tiefer zu bücken als beim ersten Mal, als er mit Elmar hier unten gewesen war. Er legte den Kopf in den Nacken. Oben strahlten von Straßenlaternen und Scheinwerfern beleuchtete Kränze aus runden Öffnungen. Der helle Kranz des Kanaldeckels wurde, sobald Menschen darüber gingen, immer wieder dunkel.
    Seitdem Ben die Röhre passiert hatte, orientierte er sich an den Revisionsschächten zu den Kanaldeckeln. Sie waren in Elmars Plan eingezeichnet. Etwa dreihundert Meter waren es noch bis zur Porta Nigra. Beim fünften Schacht richtete er sich erneut auf. Mit den Händen stützte er sich an den Steigeisen ab, die in die Wand eingelassen waren. In dem Augenblick, in dem er nach oben sah, wurde er von einem warmen Strahl an der Stirn getroffen, der ihm übers Gesicht auf die Jacke lief. Ben senkte den Kopf. Die Flüssigkeit trommelte auf seinen Helm, spritzte auf seine Schultern. Er bückte sich und watete aus dem Schacht. Dabei rutschte er auf dem glitschigen Untergrund aus und fand erst im letzten Moment sein Gleichgewicht wieder.
    Ben wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht und schnupperte an dem nassen Stoff. Er roch nach abgestandenem Bier und Spülwasser.
     
    Schon von der Intensität der Musik her hätte Ben gewusst, dass er unter der Porta Nigra angelangt war. Hier befand sich eine der Hauptbühnen. Bevor er den Rucksack an einem Steigeisen befestigte, überzeugte er sich davon, dass oben am Einstiegsdeckel keine verdächtige Abflussleitung in den Schacht führte.
    Konzentriert schraubte er den stabförmigen Ausleger des Gerätes an, der ihn an einen Dreschflegel auf alten Bildern erinnerte. Anschließend tastete er Meter für Meter den Deckenbogen ab. Er war viel zu erschöpft, um in Begeisterung auszubrechen, als das Magnetometer einen großen Metallfund anzeigte.
    Ben hämmerte im Takt der Musik auf den langen Meißel. Schneller, als er vermutet hatte, löste sich der erste Ziegel. Er vergrößerte das Loch und verteilte die Ziegel nebeneinander auf dem Boden des Kanals, um einen Stau zu vermeiden. Oben machte die Musik eine Pause. Das gab Ben Gelegenheit, sich auszuruhen und den Beton an der Stelle zu untersuchen, an der die Ziegel fehlten. Er musste aufpassen, dass er das Objekt über sich nicht zum Abstürzen brachte.
    Oben auf der Bühne setzte die Musik wieder ein. Die dünne Betondecke war schnell durchbrochen. Der Sand darüber ließ sich mit dem Meißel herauskratzen. Die meisten Schuttbröckchen wurden vom Abwasser weggeschwemmt.
    Bald konnte Ben sich in dem geschaffenen Hohlraum aufrecht hinstellen und über Kopf weiterarbeiten. Nochmals prüfte er mit dem langen Stab des Magnetometers die Lage des Objektes. Es steckte schräg in der Erde. Das eine Ende befand sich in etwa senkrecht über ihm. Als Ben kaum noch an das Loch heranreichte, stellte er sich auf übereinander geschichtete Ziegel.
    Mit einem Mal löste sich über ihm ein Teil des Erdreichs und stürzte auf seinen Helm. Für einen Moment fürchtete Ben, in dem einstürzenden Schacht begraben zu werden. Er atmete tief durch und klopfte sich den Dreck von seiner Jacke, der teilweise an dem nassen Stoff hängen blieb. Noch einmal erhöhte er die Steinlage um eine Ziegelreihe, als der Meißel auf einen klingenden Widerstand stieß. Im Licht der Grubenlampe erschien bräunliches Metall. Vorsichtig legte Ben es Zentimeter um Zentimeter frei. Sein Herz begann wild zu pochen. Er war am Ziel! Es war die Verschlussschraube einer amerikanischen Fliegerbombe. Dahinter verbarg sich der Zünderbehälter. Ben kratzte behutsam das Erdreich in

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