Marathon Mosel
ausrichten können.«
Als sie den Raum verließen, hielt von Manstein Walde an der Tür zurück. »Ich muss mir keine Sorgen machen, dass unsere Leute von den Kollegen vor Ort boykottiert werden?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Sie selbst haben sich nicht um den Ihnen zugeteilten Part gekümmert.«
»Wir sind uns nicht zu schade dafür, in den Kanal zu steigen, aber, wie meine Kollegin bereits sagte, wir haben einen Zeugen aufgetrieben, nach dessen Angaben zur Zeit eine Phantomzeichnung gefertigt wird.« Walde sah dem einen Kopf kleineren LKA-Mann in die Augen: »Ich halte es für möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem geplanten Anschlag und dem Mann gibt, den wir im Mordfall an dem Kampfmittelräumer und den Attacken auf den Buskontrolleur sowie den jungen Mann suchen.«
»Übrigens hat sich die Geschichte mit der Kanalisation inzwischen auch erledigt.«
»So schnell?«, fragte Walde.
»Bei allem Respekt, aber ich glaube, wir sind die Sicherungsaktion mit der nötigen Ruhe und Übersicht angegangen und können das gesamte Zielspektrum, soweit es im menschlichen Ermessen liegt, überblicken.«
»An eine Absage des Marathons haben Sie nicht gedacht?«
»Das würde das Problem nur woandershin verlagern.«
»Heißt das, wenn schon ein Anschlag, dann bitteschön in Trier?«
»Natürlich nicht!« Von Manstein klang überzeugt. »Unser Netz ist so dicht, ich wüsste nicht, wo es da noch einen Durchschlupf geben könnte.«
»Um im Bild zu bleiben, ein Netz ist generell durchlässig.«
»Das sind doch Spitzfindigkeiten.«
Stiermann kam herein, lächelte den beiden zu: »Lassen Sie sich nicht stören. Ich wollte nur mal nach dem Stand der Dinge sehen.«
Der Polizeipräsident betrachtete, die Hände auf dem Rücken, die Wandkarte. Die Gesichtszüge des LKA-Mannes hatten sich wieder entspannt.
*
In dem Gang roch es modrig. Ben hatte die Taschenlampe eingeschaltet, obwohl es alle paar Meter eine Lampe an der Decke gab. Hier flossen noch keine Abwässer. Die gelben Stiefel waren ihm mindestens zwei Nummern zu groß. Elmar ging voraus. Er redete unablässig über verschiedene Vorschriften, die hier unten unbedingt zu beachten seien. Besonders wies er auf die giftigen Gase hin, wofür sie das Messgerät mit sich trugen.
»Wenn der Warnton losgeht, iss entweder zu viel Schwefelwasserstoff oder Kohlenmonoxid in der Luft, oder der Sauerstoff iss unter zwanzig Prozent gefallen.« Elmar blieb stehen und schaute Ben fragend an. »Dann nix wie weg?«
Der nickte.
»Ganz verkehrt! Dann setzen Sie dat hier auf«, Elmar öffnete den Beutel vor seiner Brust und zog eine Sauerstoffmaske heraus. »Dat reicht für ’ne Viertelstunde. Bis dahin müssen Sie raus sein.«
Ben nickte wieder.
»Dat meiste sieht man nit. Hygiene iss ganz wichtig, wenn wir wieder raus kommen, hier kann man sich alles einfangen vom flotten Otto bis zur Hepatitis. Sie verstehn mich?«
Bens Nicken genügte, um Elmar die Konversation allein führen zu lassen.
»Und wenn wat passiert oder wat Sie sonst hier unten anstellen, ich weiß von nix!«, betonte der Kanalarbeiter.
Ben nickte.
»Sie können hier unten eigentlich nit viel finden«, fuhr Elmar fort. Ben hörte ein Plätschern, und dann erreichten Sie einen mit roten Klinkern gemauerten Kanal. Elmar stieg in die langsam fließende Brühe, Ben folgte ihm vorsichtig. Es roch nicht ganz so schlimm, wie Ben befürchtet hatte. Er musste gebückt gehen, um nicht an der niedrigen Decke anzustoßen. Die Ziegel über ihnen bildeten ein gleichmäßiges Gewölbe. Es erinnerte Ben an die unterirdischen Gänge in den Kaiserthermen.
Elmars massiger Körper nahm fast die gesamten Breite des Kanals ein, sodass Ben die drei Bögen erst sah, als sie davor standen.
»Der geht in die Simeonstraße zur Porta.« Elmar deutete auf den mittleren. »Sollen wir?«
Ben nickte, und Elmar stieg ein. Nach ein paar Metern blieb er abrupt stehen. Ben hatte Schwierigkeiten, nicht auf ihn aufzulaufen. Aus der Wand platschte etwas in den Kanal. Ein unangenehmer Geruch stieg Ben in die Nase.
»Datt hab’ ich kommen gehört. Da muss man aufpassen.« Elmar stiefelte weiter.
*
Walde kam sich ein wenig lächerlich vor. Er stand mit einem halb vollen Plastikbecher am Rand des Moselradwegs. Zwischen Fußgängern und Radfahrern trabte Doris auf ihn zu, schnappte sich den Becher und lief weiter.
Er füllte den nächsten Becher, nahm einen Schluck und wartete, bis sie zurück kam. Vor ihm warf sie eine Packung
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