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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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noch genau drei Sekunden zu leben.
    *
    Annika schlummerte ruhig. Ihr Atem ging schnell und gleichmäßig.
    »Ich hab’ einen Job angeboten bekommen«, flüsterte Doris, als sich Walde neben sie ins Bett legte.
    »Wann?«
    »Ist das so wichtig? Interessiert es dich nicht, was für ein Job es ist?«
    »Doch, natürlich!«
    »Ingrid hat mich angerufen.«
    »Wer ist Ingrid?«
    »Sie hat eine Modeagentur für Berufsbekleidung. Wir waren damals zusammen an der FH.«
    »Und du sollst die Entwürfe für Maurer und Metzger machen?«
    »Die könnten allerdings ein besseres Outfit gebrauchen. Aber die Entwürfe macht Birgit. Ich soll erst mal die Entwürfe in Schnitte umsetzen und mich um die Prototypen kümmern. Erstmodelle, Präsentation und dann die Umsetzung in die verschiedenen Konfektionsgrößen.«
    »Arbeitszeit?« Walde schnupperte an ihrem Haar. Es duftete nach Pfirsich.
    »Hat sie offen gelassen, das müsste sich entwickeln. Anfangs kann ich Annika mitbringen. Die haben genug Platz. Und einen Teil der Arbeit kann ich auch zu Hause erledigen.«
    »Hört sich gut an.« Er legte einen Arm um sie.
    »Aber es ist doch verrückt, dass ausgerechnet jetzt, nachdem ich jahrelang gesucht habe, so ein Angebot kommt.«
    »Du meinst, wo Annika jetzt da ist?« Ihr Parfüm mischte sich mit einem leichten Roséduft. Sie schmiegte sich an ihn und legte ihren Kopf an seine Schulter. Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Seine Hand streichelte ihren Rücken, glitt langsam immer tiefer.
    »Du weißt, was morgen ansteht.« Doris’ Stimme hatte vom sachlichen Ton zu einer Mischung aus Müdigkeit und Wohlgefühl gewechselt.
    »Ja.«
    »Du weißt auch, was die Feldherren im alten Rom ihren Soldaten vor der Schlacht befohlen haben.«
    »Was?«
    »Dass sie in der Nacht vorher enthaltsam sein sollen.« Als würde sie sich selbst widersprechen, schmiegte sie sich dichter an ihn.
    »Weißt du auch, ob sie sich daran gehalten haben?«
    Er spürte ihre Zunge in seinem Ohr.

Sonntag, 27 Juni
    Scheppernd warf der Toaster zum zweiten Mal Weißbrotscheiben aus. Walde kratzte etwas Butter und Marmelade auf das nur leicht gebräunte Toastbrot. Bis zum Start in zwei Stunden würde das sicher restlos verdaut sein. Doris löffelte Annika ein Gläschen Gemüsebrei ein. Außer dem Schmatzen des Kindes war es am Frühstückstisch still.
    Walde verzichtete heute auf Kaffee. Er trank noch einen Schluck von dem mit Wasser verdünnten Orangensaft und räumte alles vom Frühstückstisch, was nicht mehr gebraucht wurde. Mit einem Schälchen Katzenfutter ging er auf die Terrasse. Minka drückte ihren Rücken durch und miaute, bevor sie zu fressen begann.
    Walde schaute zum Himmel. Die lückenlose weißgraue Wolkendecke ließ keinen Sonnenstrahl durch. Das Thermometer zeigte 21 Grad. Vielleicht würden sie beim Lauf von der Sonne verschont bleiben. Er seufzte.
    Unzufrieden mit dem Futter kratzte Minka mit der Vorderpfote über die Terrassendielen.
    Auf der Kommode im Flur lagen zwei Startnummern mit jeweils vier Sicherheitsnadeln und den Chips für die Zeitnahme.
    »Ich bin gleich wieder zurück«, rief Walde.
    Auf den Bürgersteigen waren bereits Leute mit Sporttaschen unterwegs. Die meisten trugen kurze Hosen und Laufschuhe. Autos rollten auf Parkplatzsuche vorbei.
    Der Druck auf seiner Brust, den er seit gestern Abend nicht mehr gespürt hatte, war wieder da. Er sah auf die Uhr. In sechs Stunden war alles vorbei.
    Walde entschloss sich, in die Wohnung zurückzugehen. Dort bekam er Gabi ans Telefon.
    »Heute gibt es für uns nur Statistenrollen«, sagte sie mit leisem Groll in der Stimme. »Alle Fälle, vom Fahrraddiebstahl bis zum Mord, sind hinten angestellt. Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, uns irgendeine bestimmte Aufgabe zuzuweisen. Das ganze Dezernat soll einfach nur anwesend sein. Du kannst also ruhig mitlaufen. Die Administration liegt heute in den Händen unserer lieben Kollegen vom LKA.«
    »Was habt ihr vor?«, fragte Walde.
    »Wenn schon zum Wasserträger degradiert, machen wir das auch richtig«, antwortete Gabi. »Wir helfen beim Verpflegungsstand an der Sporthalle.«
    »Was machen die anderen?«
    »Harry hat sich ein Motorrad unter den Nagel gerissen, Monika sitzt in ihrem Büro und schmollt, Grabbe reicht die Affenkoteletts, und Meier übernimmt an den Verpflegungstischen die Tabakausgabe.«
    »Was?«
    »… ich gebe Bananen aus«, Grabbes Stimme kam aus dem Hörer. Er kicherte: »Das müsstest du sehen, Gabi trägt

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