Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
Vom Netzwerk:
gutes
Gefühl.«
    »Er ist noch
nicht fertig, oder?«, fragte Gröber und ließ sich
in seinen Stuhl fallen.
    »Keine Ahnung.
Vielleicht. In jedem Fall sollten wir uns beeilen, um uns da nichts
vorwerfen zu müssen. Was hat's im Krankenhaus
gegeben?«       
    »Nicht viel. Sie
hat ihn nicht gesehen. Es muss fürchterlich gewesen
sein.«
    Remmer schob die neuen
Schuhe, die sie erst am letzten Wochenende günstig erstanden
hatte, in den kleinen Rollcontainer. Sie hatte den Eindruck, dass
sie nach einem langen Tag ein wenig müffelten. Da sollte der
Rollcontainer unangenehme Ausdünstungen stoppen.
    »Morgen
früh werden wir alle zehn Leute abklappern, die auf den
Bildern sind. Aber was fragen wir die?«
    Remmer war sich
unsicher. Sie klammerten sich an eine winzige Spur, weil es ihre
einzige war. Selbst wenn die Leute auf den Fotos bestätigen
würden, dass Vosskamp und Leuschen mal dicke Freunde gewesen
waren: Damit hatten sie noch lange nicht den Mörder, der
über zwanzig Jahre später loszog und beide
umbrachte.
    »Zehn
Leute?«, murmelte Gröber. »Das waren keine zehn
bei dem Geburtstag.«
    »Was?«,
fragte Remmer genervt. »Noch ein
Zahlenspiel?«
    »Kein Spiel.
Eine einfache Rechnung. Zehn plus eins sind elf.«
    »Natürlich«, rief
Remmer und griff zum Telefon. »Chrischilles? Wir haben einen
vergessen. Sie werden elf Namen aufschreiben müssen. Einer
muss die Bilder gemacht haben. Und noch etwas: Während Sie
warten, suchen Sie nach weiteren Bildern.«
    »Es gibt
keine«, erwiderte Chrischilles. »Das Jugendalbum von
Vosskamp war das letzte, das wir durchgesehen haben. Davor und
danach gibt's keine gemeinsamen Bilder. Auch nicht bei
Leuschen.«
    »Und
ausgerechnet im letzten Album findet ihr das, wonach ihr
stundenlang vorher gesucht habt?«
    »Wir dachten, da
sei die Wahrscheinlichkeit am geringsten, weil wir doch die
Schülerlisten der Schulen schon durchhatten. Sie waren nicht
auf der gleichen Schule. Leuschen hat sein Abitur auf dem
Aufbaugymnasium in der Gereonsmühlengasse gemacht. War ein
Spätberufener, nachdem er ein paar Jahre auf der Realschule
ziemlich wenig geleistet hatte. Vosskamp war neun Jahre auf dem Porzer
Stadtgymnasium. Ein guter Schüler, keine
Auffälligkeiten.«
    »Woher
können die sich gekannt haben? Wo werden zwei
Achtzehnjährige so gute Freunde, dass der eine den anderen zu
einer Geburtstagsparty im kleinen Kreis
einlädt?«
    Gröber
stöhnte und kniff die Augen zusammen.
    »Iris, ich
glaube, deine Füße stinken.«
    Remmer
überhörte die Bemerkung ihres Kollegen.
    »Denk mal nach,
Mann. Ein gemeinsames Hobby zum Beispiel. Eins, für das man
nicht in einen Verein gehen muss. Vielleicht was Kirchliches, was
Politisches. Nachrüstung und so. Vielleicht haben die
gemeinsam gegen unsere Wasserwerfer
gekämpft?«
    »Unsere
Wasserwerfer?«
    »Ist nur so 'ne
Idee. Das sind Jungs der achtziger Jahre. Da ist man mit dem
Fahrrad nach Bonn geradelt, um gegen die US-Raketen zu
demonstrieren.«
    »In die Disko
ist man auch gegangen, oder?«
    Remmer stöhnte.
Ohne die Namen würden sie nicht weiterkommen. Ihr Handy
summte. Auf dem Display erkannte sie Schmallenbergs Nummer. Sie
drückte den Anruf weg. Der Pathologe durfte auf die Mailbox
sprechen.

21
    Gassmann hatte sie mit
der Idee, Essen zu gehen, überraschen können. Heute
wollte er sich nicht lumpen lassen. Die Genüsse des
»Selanti« passten hervorragend zum Anlass.
    »Was verschafft
mir diese Ehre?«, fragte sie, während sie aus dem Auto
stiegen.
    »Es gibt viel zu
besprechen.«
    »Ach?
Tatsächlich?«
    Er überhörte
ihre Nachfrage. Es hatte angefangen, ein wenig zu
regnen.
    Besser jetzt als am
Sonntag beim Marathon, dachte er. Im Regen zu laufen machte keinen
Spaß.
    Sie gingen über
die Berrenrather Straße zu dem feinen italienischen Lokal,
das mit seinem Äußeren den Unwissenden täuschte.
Hinter der Fassade des Lokals, in dem man einen preiswerten
Griechen vermuten konnte, wurde Exquisites serviert.
    »Weißt du
noch, wann wir das letzte Mal hier waren?« Er testete
sie.
    »Natürlich.
An deinem letzten Geburtstag. Oder war's unser
Hochzeitstag?«
    »Es war der
Hochzeitstag, Liebes«, antwortete er spitz.
    »Natürlich.«
    Sie betraten das
rappelvolle Restaurant, in dem man ohne Reservierung keinen Tisch
bekam. Auf engstem Raum befanden sich zwölf in schlichtem
Weiß gedeckte Tische. Es herrschte eine angenehme, heitere
Atmosphäre. Aus der Küche zog der verführerische
Duft eines frischen Lammbratens durch das enge

Weitere Kostenlose Bücher